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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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hatten. Schussverletzung? Vielleicht aus dieser Zeit.«
    »Mit wem war er unterwegs? Welche Freunde begleiteten ihn?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte nichts von ihnen wissen. Es war eine andere Welt, eine völlig andere Dimension. Ich hatte kein Interesse, sie kennenzulernen – und er bemühte sich nach Kräften, sie von mir fernzuhalten. Ja, er strengte sich sogar an, so zu tun, als existierten sie nicht. Als sei ich blind oder zu dämlich zu bemerken, wie er sich unter ihrem Einfluss veränderte. Sie sehen, wir ergänzten uns in unseren Bemühungen.«
    »Kein Name, keine Adresse?«
    »Tut mir leid, nicht ein einziger. Er verrohte vollkommen. Ich hatte kein Interesse, mit solchen Existenzen in Kontakt zu kommen.«
    Neundorf griff in ihre Mappe, zog Jahns privates Notizbuch vor. »Können Sie trotzdem versuchen, mir die Namen zu erklären?«
    Mona Peters hatte keine Schwierigkeiten. Bis auf drei konnte sie alle erklären: Bebel, Kälble, Selzer.
    »Nie gehört«, erklärte sie, »mit unseren Familien haben sie nichts zu tun. Und zu unserem gemeinsamen Bekanntenkreis gehören sie auch nicht.«
    Die übrigen Namen betrafen Geschwister, Cousins oder Cousinen, Neffen, Nichten, weitläufig Verwandte, mehrere gemeinsame oder individuelle Bekannte.
    »Die können Sie alle abhaken. Wolfgang entmannen? Unmöglich. Die Leute sind harmlos, jedenfalls soweit ich es beurteilen kann.«
    »Aber einen dieser Männerfreunde«, Neundorf betonte das Wort spitzzüngig, »können Sie mir nicht nennen? Wenigstens einen?«
    Peters hob abwehrend ihre Arme. »Beim besten Willen nein. Ich wollte sie nicht kennen. Sie können sich nicht vorstellen, wie verroht er zeitweise war, wenn er von den Touren zurückkam. Ich übernachtete im Hotel, manchmal wochenlang. Wie viele Frauen die gehabt, wo sie sich die aufgelesen hatten? Auf dem Strich, in Thailand oder einfach irgendwo vergewaltigt? Fragen Sie lieber nicht nach.«
    Neundorf fixierte ihre Gesprächspartnerin mit strengem Blick. »Vergewaltigt? Sie glauben …«
    »Glauben?« Peters lachte. »Wissen Sie, wie er sich im Bett aufführte, wenn er zurückkam? Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Aber Sie ließen es zu? Mein Gott, hatten Sie denn kein Mitleid mit etwaigen Opfern? Fühlten Sie keine Verpflichtung, dagegen einzuschreiten? Ihre Solidarität als aufgeklärte Frau …«
    »Ach was!« Mona Peters sprang aus ihrem Sessel, baute sich vor Neundorf auf. »Wollen Sie das wahrhaben, wenn Sie Jahre mit dem Menschen zusammenleben? Glauben Sie, es ist so einfach, sich einzugestehen, dass Ihr Partner sich zu einem Schwein, einer Bestie verwandelt hat? Unter den eigenen Augen sozusagen? Ich schob es ab, verdrängte es, ja, ich redete mir einfach ein, dass ich mich getäuscht hatte, was sein Verhalten und seine Veränderung anbetraf.«
    Sie beruhigte sich langsam wieder, setzte sich in ihren Sessel. »Und er nahm in den folgenden Jahren ja auch wieder normale Umgangsformen an, jedenfalls soweit es mir möglich ist, das zu beurteilen. Ich sah ihn schließlich nur noch alle paar Monate. Anscheinend hatte er genug von seinen Männertouren. Vielleicht hatte er sich ausgetobt, ich weiß es nicht. Selbst diese idiotischen Autorennen mit all diesen gehirnamputierten Kastraten lockten ihn nur noch selten hinter dem Ofen vor. Und jetzt dieser Tod.« Sie schüttelte den Kopf, lachte bitter. »Vielleicht holte ihn seine Vergangenheit ein.«
    Neundorf betrachtete sie nachdenklich. »Seine Männertouren, glauben Sie?«
    Peters gab keine Antwort.
    »Wieso war er in den letzten Wochen so nervös? Sie sprachen vorhin davon. Wurde er erpresst? Seine Sekretärin deutete etwas an.«
    »Fragen Sie nicht mich. Ich lebe seit fünf Jahren getrennt von dem Mann.« Peters verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Was habe ich noch mit ihm zu schaffen?« Sie erhob sich, legte ihren Arm auf die Lehne des Sessels. »Aber in den letzten Wochen hatte er Angst, ja, große Angst. Ich sah ihn nur zweimal, aber er machte sich jedesmal bald in die Hosen. Aber markierte natürlich den starken Mann und versuchte es zu überspielen, wie früher. Er glaubte tatsächlich, ich würde es nicht merken. Dabei hatte er Schiss, dass ihm fast die Hosen schlotterten.«
    »Wovor? War die Angst beruflicher Art? Oder hatte sie vielleicht mit seinen Spielschulden zu tun?«
    Mona Peters schaute von oben auf Neundorf herunter. Ihre Miene wurde aggressiv. »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich weiß es nicht. Aber wenn man ihn entmannte, wird der Idiot sich vorher

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