Schwaben-Rache
mit großen Augen an. »Vorbestraft?«
»Oh, das wissen Sie nicht? Der Kerl hat mit seinen Kumpanen schon mehrfach Straßen blockiert und den Verkehr aufgehalten, um gegen Gott und die Welt zu demonstrieren. Ein Berufsrevoluzzer.«
»Können Sie sich vorstellen, dass Herr Kahn an Ihrer Entführung beteiligt war?«
Konrad Bofinger nahm wieder auf dem Sofa Platz, rutschte unruhig hin und her. Die Frage war ihm offensichtlich unangenehm. Hatte er seine Attacken gegen Kahn übertrieben? Braig musste sich sofort beim LKA darüber informieren, ob Bofingers Behauptungen bezüglich Kahn auch stimmten.
»Ich traue dem Fanatiker alles zu.«
»Ihm wurde von Herrn Schmidt gekündigt, Sie wissen davon?«
Bofinger nickte eifrig.
»Obwohl der Mann sehr tüchtig gewesen sein soll«, ergänzte Braig.
»So tüchtig jedenfalls, dass er sich um meine Frau gekümmert hat, als ich anderweitig beschäftigt ...« Bofinger schwieg, sah an Braig vorbei zu seinem Brunnen.
»Ihre Frau?« Braig nahm den angebotenen Gesprächsfaden gerne auf. »Sie hat uns erzählt, dass es Ihnen in letzter Zeit nicht besonders gut geht. Wie kommt das?«
»Meine Frau?« Konrad Bofinger schaute überrascht.
»Sie hat uns von Ihrer außergewöhnlichen Kindheit erzählt. Und von Ihrem Leben überhaupt.«
»Ah ja«, knurrte Bofinger. Er erhob sich langsam, schlurfte zur Vitrine, entnahm ihr eine Flasche und drei Gläser. »Sie trinken einen Schluck mit?«
Im Gegensatz zu seinem Kollegen nickte Steffen Braig.
»Jajaja, ich weiß«, brummte Bofinger zu Stöhr gewandt, »Sie bleiben bei Ihrer Nougat oder Mandel oder was auch immer. Meine Frau. Sie hat Ihnen alles erzählt, wie?« Leicht zitternd schenkte er Braig und sich ein.
»Ja. Und sie hat behauptet, dass es Ihnen in den letzten Wochen schlecht gegangen sei.«
»Ist wohl kein Wunder, wenn der Mörder der eigenen Mutter vor der Tür steht und von Vergebung faselt, oder? Vergebung dafür, dass er vor bald vierzig Jahren meine Mutter abgeschlachtet hat«, donnerte Bofinger mit lauter Stimme.
»Er ist frei?«
»Begnadigt. Eine kaputte Existenz, völlig am Ende.«
»Ihre Frau weiß davon?«
»Wie denn? Die hockt doch nur bei ihren Freundinnen, um mein Geld unter die Leute zu bringen.«
Sie wird schon wissen, warum, überlegte Braig. Dann fiel ihm die Sache mit dem Fahndungsfoto ein.
»Eine letzte Frage, Herr Bofinger. Wer ist dieser Mann?« Braig hielt ihm das Blatt vors Gesicht.
»Sie suchen ihn immer noch?«
»Er könnte hinter der Entführung von Herrn Breuninger ...«
»Bananen und Paprika!« Bofinger lachte laut. »Nur ein Blinder kann Herrn Balk zur Fahndung ausschreiben. Ziemlich hohes Tier vom Daimler-Konzern, trifft sich oft mit einflussreichen Leuten bis hin zum Minister. Sind Sie des Wahnsinns?«
Braig ahnte schon, welcher Wutorkan ihn im Büro erwarten sollte.
23. Kapitel
Die Szene war filmreif.
Steffen Braig, der mit seinem Kollegen Stöhr auf dem Weg zum Hause Kahns war, zog seinen kleinen Block aus der Tasche, nahm den Stift in die Hand und versuchte mitzuschreiben.
»Du ufdonnerter Pfengstochs, wann nur deine Junge net so a Kanäschte wär!«, schallte es von der linken Seite her.
Braigs Finger schmerzten vom schnellen Schreiben.
»Du dauber Siach, wenn i so a Kimmichspalter wär wie du, hätt i mir scho längst de Strick um de Hals bunde!«, kam es zurück.
Ein klobiger, vierschrötiger Mann stand mitten in einem großen Gemüsegarten, eine Hacke in der Hand, das Gesicht hochrot angelaufen. Der Hut auf seiner Glatze war nach hinten gerutscht, Schweiß tropfte von seiner Stirn. Würden seine Gesichtszüge nicht so stark von den breiten Backenknochen dominiert, hätte man ihn, dem fülligen Leib und der massigen Figur nach, für den leibhaftigen Bud Spencer halten können. Er bückte sich, säuberte die Blätter der Pflanzen und hackte die Wurzeln von größeren Erdbrocken frei.
Braig bemerkte, dass ein Teil des doppelt umzäunten Gartens Folgen einer schlimmen Verwüstung aufwies. Pflanzen waren aus der Erde gerissen, zum Teil zertrampelt worden. Ein neuer Anschlag? Wie gestern Bofingers Haus, heute der Garten hier am Rande Laubergs? Im Dorf war allerhand los.
Eine spindeldürre Frau und ihr fülliger, grauköpfiger Begleiter, den Braig dem Alter nach für ihren Vater hielt, zogen sich vom Gartenzaun zurück und kamen auf die Polizeibeamten zu.
»So a dauber Sparrefantel«, keifte die Frau, »des wäret net mir, des war der Kahn heut Nacht.«
Sie war die perfekte
Weitere Kostenlose Bücher