Schwaben-Rache
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»A neue Züchtung. A Freund von mir in Fellbach hats probiert: Die wirket Wunder! Drei Jahr lang han i dran gearbeitet.«
»Ihre Nachbarn sind neidisch auf Ihren Erfolg«, schmeichelte Braig.
»Der Häfeläri mit seinere rallige Haderkatz gönnt mir des net. Deswege hent die heut Nacht meine Pflanze zertrampelt, obwohl i extra zwei Zäun um des Stückle glegt han.«
»Sie haben die beiden heute Nacht gesehen?«
»Ach was! Nachts schlaf i. Es kommet nur die zwei als Täter infrag.«
Braig sah die Fußabdrücke gleich neben dem Eingangstor, bemerkte die dunkle Färbung der Erde an dieser Stelle. Es handelte sich um das auffällig kleine Schuhprofil einer einzelnen Person, höchstens Schuhgröße siebenunddreißig, wie er ohne genauere Untersuchung feststellen konnte.
Zwei Leute schieden damit eindeutig aus dem Kreis der Verdächtigen aus: das kuriose Nachbarspaar, das Bud Spencer als Täter bezichtigte, denn weder die Frau noch ihr Begleiter hatten so winzige Füße gehabt. Doch was war mit Kahn?
Braig untersuchte die dunkel gefärbte Erde, zerbröselte sie zwischen den Fingern, roch daran. Der scharfe, stechende Geruch erklärte sofort, woher die dunkle Farbe stammte. Angeekelt ließ er die Krume fallen. Wer immer sich in diesem Wundergarten zu schaffen gemacht hatte, sein Besuch hatte einen anderen Zweck gehabt, als der vierschrötige Klotz hier behauptete.
»Dürfte ich Sie um eine kleine Hilfe bitten?«, fragte Braig, seine Nachbarin im Sinn. »Wenn Sie schon so ein berühmter Erfinder sind, können Sie mir vielleicht ein paar Worte erklären?«
Bud Spencer eilte wie ein junges Wiesel zum Zaun.
»Kanäschte«, begann Braig, »was bedeutet das?«
»Kanäschte?« Die Augen des Mannes stierten überrascht auf den seltsamen Frager. »Ha, des isch a böses streitsüchtiges Weib wie die da drübe.«
»Gibt es den Ausdruck auch in der männlichen Form?«
»In der männliche Form?« Dem Gesicht Bud Spencers war anzusehen, dass die Fragestellung seinen Horizont überstieg.
»Gibt es auch einen Mann als Kanäschte?«
»Ha, noi«, versicherte er, »des isch a Weib.«
Also nichts für Frau Ungemach, überlegte Braig. »Käsbauch?«
»Käsbauch? Hano, wollet Sie mi verarsche. Ja, Kreizdonnerwetter, i glaub, Sie verschwindet jetzt, sonst mach i Ihne Dampf!«
24. Kapitel
Kahn wirkte unausgeschlafen und übermüdet. Er saß in einem dunkelblauen Frottee-Hausmantel vor ihnen in dem kleinen Zimmer, in dem sie sich gestern schon mit ihm unterhalten hatten. Der runde Tisch samt den vier Stühlen und die Glasvitrine mit ihren vielen Gläsern standen unverändert an ihrem Platz. Nur das Aussehen des Hausherrn hatte eine andere, weniger vorteilhafte Form angenommen. Seine kurzen blonden Haare hingen in zerzausten klebrigen Strähnen herunter, die Wangen waren bleich, die Augen vom Schlaf verschleiert.
»Haben wir Sie aus dem Bett geholt?«, fragte Steffen Braig.
Walter Kahn kratzte sich am Hinterkopf, nickte schwerfällig. »Es ist spät geworden heute Nacht.«
»Sie waren außer Haus?«
Der Mann gähnte herzhaft, ging auf Braigs Frage nicht ein. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
Steffen Braig nickte, beobachtete Kahn, der aus dem Raum ging. Er war nicht sehr groß, etwa einen Meter fünfundsechzig, die Größe seiner Füße schien mit der Größe der Abdrücke im Wundergarten vergleichbar. Dazu die Vorstrafe, die Braig sich telefonisch von Neundorf hatte bestätigen lassen, nachdem sie Bud Spencer verlassen hatten. Kahn war wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr auf Bewährung verurteilt worden. Es wurde eng für den Mann.
»Sie hatten einiges zu erledigen heute Nacht?«, fragte Braig, als Kahn mit dem Kaffee ins Zimmer trat. Der Gastgeber verteilte drei Tassen, schenkte ein.
»So kann man es nennen, ja.«
»Darf ich fragen, um was es ging?«
»Private Sache«, brummte Kahn und nippte an seiner Tasse.
»Ihre Schuhgröße interessiert mich. Zufällig sechsunddreißig oder siebenunddreißig?«
»Exakt. Sie haben Humor und hellseherische Fähigkeiten.«
»Nein, beileibe nicht. Augenzeugen haben Sie gesehen. Sie wurden beobachtet heute Nacht, am Rand des Dorfes.«
»Ah ja?« Kahns Gesicht färbte sich leicht rot. »Was haben Sie erfahren?«, fragte er unsicher.
»Wollen Sie freiwillig ein Geständnis ablegen? Sie ersparen uns viel Mühe.«
»Ein Geständnis?«
»Ja. Sie wurden schon einmal angeklagt und verurteilt. Zehn Monate auf Bewährung. Sie haben Routine.«
Kahn
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