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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Er zog seinen Ausweis zurück, machte einen Schritt nach vorne, warf einen Blick in die Wohnung.
    »Was soll das?«, keifte sie. »Das ist Hausfriedensbruch.«
    Er sah, dass es sich nur um einen einzigen Raum handelte, der mit einem Bett, einem Schrank, einem Tisch und zwei Stühlen sowie einer winzigen Einbauküche bis in den letzten Winkel vollgestellt war. Vorne, gleich hinter dem Eingang, ermöglichte eine halb geöffnete Tür den Blick auf eine kleine Toilette mit Bad. »Du wohnst allein hier«, sagte er, »ja?«
    Ihre Antwort kam sofort. »Reden Sie mich gefälligst mit Sie an. Ich bin volljährig.«
    Ihre Eltern haben sie bestimmt rausgeworfen, überlegte er, es war wohl nicht mehr auszuhalten mit ihr. Lieber finanzieren sie ihr dieses Loch, als sie noch länger Tag für Tag ertragen zu müssen. Hoffentlich droht mir nicht das gleiche Schicksal.
    Er streckte die Hand aus, schob die widerstrebende Gestalt vor sich her in den vor Zigarettenrauch und abgestandener Luft miefenden Raum. Hosen und Shirts lagen kreuz und quer auf den Stühlen, benutztes Geschirr stapelte sich neben dem Waschbecken. »Wenn es nach mir geht, sind wir schnell fertig miteinander«, erklärte er. »Ich will nur wissen, was gestern Abend los war.«
    »Was geht dich das an?«
    Er spürte die Wut in sich wachsen, hatte Mühe, an sich zu halten. Verdammte Kacke, bring mich nicht in Rage, du kleine Schlampe. Er biss die Zähne zusammen, donnerte mit der Faust auf den Tisch. Mehrere Tassen und Teller tanzten klirrend auf der Tischplatte. »Mein letzter Versuch«, schnauzte er dann, »sonst regeln wir das bei mir im Büro. Gestern Abend. Ich will wissen, was mit Jessica Heimpold geschah.«
    Zum ersten Mal während ihrer Begegnung schien sie ihre Angriffslust verloren zu haben. »Jessica?« Sie schaute fragend zu ihm hoch.
    Felsentretter nickte.
    »Was ist mit ihr?«
    »Wie lange wart ihr zusammen?«
    »Wieso? Um was geht es?«
    »Ich will eine Antwort auf meine Frage!«
    »Und ich will wissen, um was es geht. Ihr Scheißbullen wollt mir doch nur was anhängen, weil euch mein Aussehen nicht passt!«
    Felsentretter schnappte lauthals nach Luft, starrte den gepiercten Farbklecks vor sich an. Sich zurückzuhalten erforderte zunehmend größere Mühe. Verdammte Kacke, muss ich dieser Zimtzicke wirklich eine in die Fresse geben, damit sie endlich zur Normalität findet? Dem Alter nach sollte sie der Pubertät doch allmählich entwachsen sein. Wie kann ich nur verhindern, dass sich Sophia irgendwann zu einem ähnlichen Kotzbrocken entwickelt? Er dachte an seine Frau, den Frust und den Streit, der ihre Beziehung in den letzten Monaten belastete. Das genetische Potenzial zu einer solch verqueren Existenz schien vorhanden, überlegte er, jedenfalls was die mütterliche Seite anbelangte.
    »Also?«, hörte er die Zimtzicke vor sich zischen.
    Er beschloss, ihr ihre Aggressivität mit gleicher Münze heimzuzahlen. »Weil Jessica nicht mehr unter uns weilt«, donnerte er sie an. »Sie wurde …« Er beugte sich nach vorne, griff mit der Rechten nach einem Messer, das auf dem Tisch lag, hielt es drohend gegen ihren Oberkörper gerichtet. »Ist jetzt endlich klar, weshalb ich am Samstagmittag unterwegs bin? Oder glauben Ihre Durchlaucht, ich hätte nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet Sie zu besuchen?«
    Raffaela Reizle schien zu erstarren. »Jessica wurde … überfallen? Heute Nacht?«
    Er nickte nur mit dem Kopf, beobachtete ihre Reaktion. Sie starrte ihn ungläubig an, klammerte sich am Waschbecken fest. »Das ist nicht wahr!«
    Felsentretter schlug erneut mit der Faust auf den Tisch. »Ich reiße wohl Witze, was?« Er atmete tief durch, trat einen weiteren Schritt auf sie zu. »Also, was war gestern mit ihr?«
    Sie starrte zu ihm hoch. Er stand jetzt unmittelbar vor ihr.
    »Aber, aber … sie lebt doch noch?«
    »Was weiß ich«, gab er zurück. Er wollte endlich Antworten auf seine Fragen. »Es sieht nicht gut aus.«
    Sie atmete schwer, versuchte sich zu konzentrieren. »Wir waren im Kino«, sagte sie dann mit leiser, belegter Stimme. »Ines, Basti, Felix und ich.« Sie verstummte, fügte dann: »… und Jessica natürlich«, hinzu.
    »In Stuttgart.«
    »Ja, im Gloria.«
    »Und dann?«
    »Wir trennten uns. Ines und Basti trafen irgendwelche Kumpel. Die wollten plötzlich nicht mehr mit, obwohl wir ausgemacht hatten, gemeinsam ins L’Oasis zu gehen.«
    »Aber Jessica war dabei.«
    Raffaela Reizle nickte, starrte dann auf den Boden. »Was später war,

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