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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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her.«
    Sie hatten die Aufgaben am vergangenen Abend noch verteilt: Er wollte sich um die beiden besten Freunde der festgenommenen Brüder kümmern, sie mit der Mutter reden. Das Gespräch mit Snezana Vukmirovic hatte sie für den Mittwochnachmittag vereinbart. »Und? Was hast du erfahren?«
    »Kevin Becker und Yannick Lämmle.« Felsentretter holte tief Luft. »Ich war in der Schule, ließ sie aus dem Unterricht holen. Zwei aufgeblasene Arschlöcher, wie Gott sie schuf. Am liebsten hätte ich ihnen die Fresse poliert. Ohne Unterbrechung.« Er machte eine Pause, bemerkte ihre Ungeduld. »Großkotz und Dumpfbacke. Einer dämlicher als der andere. Das Maul aufreißen und große Töne spucken von wegen Männerfreundschaft und so. Vier unzertrennliche Kumpels, auf die die ganze Welt gewartet hat.«
    »Und? Das hast du dir doch nicht gefallen lassen.«
    »Du kennst mich, oder? Die beiden Herren inzwischen auch. Ich musste sie kurz in die Mangel nehmen. Getrennt, einen nach dem anderen, bis sie bereit waren, kleinbeizugeben. Zwei Automatenaufbrüche, unzählige Schmierereien an Häuserwänden und Plakaten, zwei geknackte Autos, dabei eines ordentlich ramponiert, mehrere zertrümmerte Fenster mit einer tollen Steinschleuder, vornehmlich an Lehrer-Wohnungen und so weiter und so fort. Meistens mit Beteiligung der beiden Jugos. Vier richtig nette Jungs also. Was für uns vielleicht nicht mal so von Belang ist. Viel interessanter klingt da schon, was mir beide Herren dann am Ende meiner Behandlung offenbarten.«
    »Ja?«
    »Eine Mordsschlägerei. Mit gleichaltrigen Arschlöchern. In der Nähe vom Landtag beim Eckensee. Hauptkämpfer: Dejan Vuktschtitsch oder wie sich der Kanake nennt. Und dreimal darfst du raten, um was es dabei ging.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Jessica Heimpold. Die Typen wollten sie anmachen. Die Jugos gerieten außer sich und droschen wie die Verrückten auf die ein. Schlugen sie krankenhausreif, wie ich das interpretiere. Und eine Bemerkung dieser Dumpfbacken fiel mir besonders auf: Dejan war mal wieder außer Rand und Band. Originalzitat. Wenn Dejan in Rage kommt, dann gute Nacht. Jähzornig und gewaltbereit, so beschrieben die ihn. Das passt doch, oder?«
    »Und diese Auseinandersetzung ging um das Mädchen?«
    Felsentretter stampfte mit dem Fuß auf den Boden, holte tief Luft. »Du hältst mich für einen Anfänger, wie? Von was rede ich die ganze Zeit? Die Schlägerei ist keine vier Wochen her. Der Kerl war scharf auf die Kleine, rattenscharf.« Er stemmte seine Hände in die Seiten, fixierte Neundorf mit starrem Blick. »Erst prügelt er sich für Sie und dann läuft sie ihm mitten in der Nacht wie ein gebratenes Stück Fleisch über den Weg. Aber statt ihm ihren Dank zu erweisen, verweigert sie sich ihm. Und dann finden wir sein Blut neben ihrer Leiche – was für ein Zufall! Hast du immer noch Zweifel?«
    »Das sieht in der Tat nicht gut aus für die beiden«, antwortete sie.
    »Heute Mittag werden sie es zugeben. Da könnte ich wetten.«
    Sie hatten mit dem Oberstaatsanwalt vereinbart, die beiden Festgenommenen am Nachmittag erneut zu vernehmen.
    »Und dann können sie mit diesen Balkankriegern anstellen, was sie wollen. Von mir aus auf den Mond schießen.«
    Neundorf ersparte sich jede Antwort. Zu ihrem Glück läutete zeitgleich mit Felsentretters letzten Worten das Telefon in ihrem Büro. Sie drehte sich um, lief zu ihrem Schreibtisch. Gott sei Dank stehe ich mit dem in keiner auch noch so entfernten verwandtschaftlichen Beziehung, kochte es in ihr. Mit dem zusammenzuleben, muss die Vorstufe zur Hölle sein. Keine Ahnung, wie seine Partnerin das aushält. Ohne lebenslängliche Therapie kann das unmöglich funktionieren. Ich an ihrer Stelle – das bedeutete dauerhaften Kriegszustand. Einer von uns beiden würde das nicht überleben.
    Sie nahm den Hörer auf, ließ ein barsches »Ja, bitte?« erschallen.
    Thomas Weiss war in der Leitung. »Das klingt nicht gerade froh gelaunt«, flachste er.
    »Dazu gibt es auch keinen Grund«, erwiderte sie, »Felsentretter, alles klar?«
    Ihr Lebensgefährte ließ ein leises Lachen hören, wurde dann ernst. »Dann hätte ich mir meinen Anruf besser erspart.«
    »Warum? Du bist in der Redaktion?«
    »Ja. Wir haben gerade eine neue Meldung von dpa. Es geht um den Mord an dem Mädchen. Ihr habt das Geständnis des jungen Mannes?«
    »Nicht mehr und nicht weniger als gestern.«
    Weiss klang überrascht. »Oh, kein Geständnis? Dann ist das doch wirklich

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