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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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schlimmsten Schmerzen sind überstanden.«
    »Das freut mich. Dann geht es aufwärts.«
    »Ich hoffe, es läuft weiter so, ja. Du steckst mitten in den Ermittlungen?«
    »So kann man das formulieren.«
    »Die Zeitungen sind voll davon.«
    »Das ist verständlich. Das Opfer war erst siebzehn.«
    »Ihr habt zwei junge Männer festgenommen. Sind es so widerliche Typen, wie sie beschrieben werden?«
    »Ich fürchte, ja. Sie stehen unter Verdacht.«
    »Kein Geständnis?«
    »Nein.«
    »Jugos, richtig?«
    »So ähnlich wie du. Hier geboren und aufgewachsen.«
    »Hilft es, wenn ein Ex-Jugo sich einmischt?«
    »Das ist das Beste, was ich seit Tagen gehört habe«, sagte sie. »Morgen Mittag habe ich einen Termin bei der Mutter. Ein Kollege, der ihre Sprache beherrscht, könnte eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme darstellen.«
    »Dann lass uns doch zu dieser vertrauensbildenden Maßnahme greifen.«

13. Kapitel
    Kurz vor fünfzehn Uhr am Mittwochnachmittag hatte er die verkehrsumtoste Hohenheimer Straße erreicht. Er stieg an der Dobelstraße aus der Stadtbahn, wartete eineinhalb Minuten, bis die Ampel auf Grün sprang, überquerte dann leicht humpelnd die Fahrbahn, lief hügelabwärts auf die gesuchte Hausnummer zu. Er kam nur langsam vorwärts, spürte die Schmerzen im Bein und in der Hüfte. Fahrzeug auf Fahrzeug raste mit ohrenbetäubendem Lärm an ihm vorbei, Wolken von Staub, Dreck und Rußpartikeln hinterlassend. Er hielt sich möglichst nahe an den Hauswänden, versuchte, nicht allzu tief zu atmen. Gab es wirklich Menschen, die hier leben mussten?
    Er mühte sich vollends auf das Haus zu, sah Neundorf um die Ecke biegen. Sie winkte schon von Weitem, marschierte in flottem Tempo die Straße hoch, kam dann mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zu.
    »Schön, dich zu sehen«, versuchte sie, den Verkehrslärm zu übertönen.
    Er hatte Mühe, sie zu verstehen, drückte sie an sich, die Schmerzen in seiner Hüfte missachtend. »Ich freue mich«, begrüßte er sie, »auch wenn ich mir für unser Wiedersehen eine schönere Umgebung vorstellen könnte.«
    Sie nickte, wies auf das Haus. »Am besten, wir versuchen es gleich.« Sie suchte nach dem Namen, drückte auf die Klingel.
    »Du glaubst, sie öffnet?«, fragte er.
    Neundorf wusste, worauf er anspielte. Der Titel des üblen Schmierblatts war ihr schon am frühen Morgen in die Augen gefallen. Die Mörder-Mutter prangte in dicken Lettern über dem grinsend verkniffenen Gesicht einer kleinen pausbäckigen Frau. Das Foto war so unvorteilhaft aufgenommen, dass es bei jedem Betrachter negative Assoziationen auslösen musste. Werft sie raus – samt ihrer Brut! lautete die fett gedruckte Abschlusszeile. Kaum ein Kiosk, an dem die Hetze nicht prangte. Konnte ein einfacher, bisher unbescholtener Mensch diesen Terror ertragen?
    »Ich habe vorhin noch mal mit ihr telefoniert«, sagte die Kommissarin. »Sie heulte fast die ganze Zeit, war kaum fähig zu sprechen. Sie haben sie von der Arbeit nach Hause geschickt, wenn ich sie richtig verstanden habe.« Sie hörte das Summen des Türöffners, schob die Haustür auf.
    Er folgte ihr, humpelte die kurze Treppe hoch, die zum Erdgeschoss führte.
    »Du schaffst es?«, fragte sie.
    Er nickte, bewältigte langsam Stufe um Stufe.
    Dass es der kleinen rundlichen Frau, die ihren Kopf hinter einer der drei Türen vorstreckte, schlecht ging, war nicht zu übersehen. Ihre Augen wirkten verquollen, Tränenschlieren überzogen die Wangen, fettige Strähnen hingen ihr in die Stirn.
    »Frau Vukmirovic?« Die Kommissarin zog ihren Ausweis, hielt ihn deutlich sichtbar hoch. »Mein Name ist Neundorf«, stellte sie sich vor. »Und das ist mein Kollege Braig. Wir sind von der Polizei. Wir haben miteinander telefoniert.« Sie erwähnte nicht, dass ihr Kollege seit mehr als einem Jahr krank geschrieben, seit Monaten nur mit seiner Genesung beschäftigt war – wozu auch? Braig hatte die bei der Festnahme eines Verbrechers in Reutlingen erlittenen schweren Verletzungen nach ärztlicher Aussage wie durch ein Wunder überlebt, war nach mehrtägigem Koma und der anschließenden Behandlung in der Tübinger Universitätsklinik zur Rehabilitation nach Markgröningen überstellt worden. Erst Ende April, vor gerade einmal zwei Wochen, hatte er wieder die ersten Schritte daheim tun können.
    Snezana Vukmirovic öffnete vollends die Tür, gab beiden Besuchern die Hand.
    »Dobar dan«, grüßte Braig. Er sah die Überraschung im verhärmten Gesicht der Frau, folgte

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