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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Vukmirovic schaute scheinbar ratlos in Richtung der Kamera.
    N V: Wir waren bei zwei Freunden, Kevin Becker und Yannick Lämmle. Sie wohnen im Stuttgarter Westen. KHK N: Sie und Ihr Bruder. N V: Ja.
    KHK N: Wie lange waren Sie dort?
    Nenad Vukmirovic schaut überlegend Richtung Kamera.
    N V: Es war kurz vor halb zwölf, als wir dort weg sind.
    Wir wollten spätestens um Mitternacht zu Hause sein, das haben wir unserer Mutter versprochen.
    KHK N: Und dann gingen Sie auf dem kürzesten Weg nach Hause?
    N V: Nicht ganz. Wir trafen in der Fußgängerzone eine Bekannte und begleiteten sie ein Stück. KHK N: Wie heißt diese Bekannte?
    N V: Jessica Heimpold. Sie wohnt in der Gerokstraße, deshalb liefen wir mit ihr die Sünderstaffel hoch. OS K: Genau. Und da ist es passiert. Nenad Vukmirovic schaute überrascht auf. N V: Was soll passiert sein? OS K: Tun Sie doch nicht so scheinheilig. Der junge Mann blickte fragend in die Runde. N V: Ich verstehe Sie nicht.
    Aus dem Hintergrund war ein Geräusch zu hören, Schritte, Stühlerücken, dann das Rascheln von Papier. OS K: Aha, da haben wir ja den endgültigen Beweis. KHK N: Erzählen Sie bitte, was da auf der Sünderstaffel geschah.
    N V: Ach so, Sie sprechen von unserem Sprint, ja? Woher wissen Sie davon? Wurden wir beobachtet? OS K: So kann man das sagen, ja.
    N V: Na, dann wissen Sie ja Bescheid. Es war meine Idee. Wir wollten ausprobieren, wer die Stufen am schnellsten bewältigt, und spurteten die Treppe deshalb wie die Verrückten hoch. Also, mein Bruder und ich. Jessi blieb zurück. Sie hatte wohl keine Lust. KHK N: Und dann?
    N V: Dann begleiteten wir sie zur Georg-Elser-Staffel, das ist nur ein kurzes Stück, verabschiedeten uns von ihr und sprangen die Sünderstaffel wieder hinunter.
    OS K: Sie wollen mir hier doch nicht den Bären aufbinden, Sie, zwei starke junge Männer, ließen die junge Frau mitten in der Nacht allein weiterlaufen?
    Nenad Vukmirovic hatte offensichtlich Schwierigkeiten mit seiner Antwort.
    N V: Na gut, das sieht jetzt so aus, als wären wir total unhöflich gewesen, aber, aber …
    OS K: Sie brauchen nicht zu stottern. Wir wissen genau, was passiert ist.
    N V: Ja, zugegeben, das war etwas, hm, wie soll ich sagen, unüberlegt von mir.
    OS K: Unüberlegt, das ist gut. Haben Sie sich jetzt endlich eine Ausrede zurechtfantasiert?
    N V: Ausrede, wieso? Als wir oben waren, schaute ich auf die Uhr und merkte, dass Mitternacht vorbei war, und das sagte ich dann laut und erwähnte, dass wir uns beeilen müssten, weil wir unserer Mutter versprochen hatten, pünktlich zu Hause zu sein. Jessi hörte das, und sie kennt unsere Mutter, die putzt nämlich bei ihren Eltern, und da meinte sie, die paar Meter die Georg-Elser-Staffel hoch schaffe sie auch allein, und wir sollten uns beeilen zurückzugehen. Gut, das war, wenn Sie so wollen, nicht besonders höflich, aber dann ließen wir sie eben gehen. Er schaute fragend auf. N V: Ihr ist doch nichts passiert? OS K: Wieso?
    N V: Na ja, weil Sie so fragen. OS K: Wieso soll ihr was passiert sein? N V: Na, Sie fragen so komisch.
    OS K: Komisch? Sie wissen doch genau, was ihr passiert ist.
    N V: Jessi?
    OS K: Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie nicht wissen, was los ist!
    N V: Wie? Was ist denn? Irgendwas mit Jessi? Er wirkte jetzt deutlich aufgeregt, ein leichter Anflug von Panik prägte sein Verhalten.
    OS K: Warum fragen Sie denn dauernd, ob dieser Jessica etwas passiert sei? N V: Ich? Sie fragen es doch!
    OS K: Jetzt haben Sie sich selbst verraten. Selbst wenn Sie nichts mit der Sache zu tun hätten, wüssten Sie längst darüber Bescheid. Die Medien haben alle davon berichtet. Fernsehen, Radio, die Zeitungen – alles ist voll. Ihr scheinheiliges Verhalten hat Sie entlarvt.
    N V: Wovon soll ich denn Bescheid wissen? Wir haben den ganzen Samstag und Sonntag gearbeitet, da war keine Zeit für Fernsehen oder Radio. Und Zeitungen lesen wir nicht, können wir uns nicht leisten.
    OS K: Wie kommt das Blut Ihres Bruders auf die Sünderstaffel?
    N V: Dejans Blut?
    Vukmirovic schaute ratlos durch den Raum. N V: Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Wieso soll Dejans Blut … Wir rannten die Treppen hoch und nachher wieder runter, ich erzählte es schon, wie die Verrückten. OS K: Aber sein Blut, wie kommt es dorthin? Wir haben es gefunden und können beweisen, dass es von ihm stammt, Ihrem Bruder, verstehen Sie?
    N V: Ach so, sprechen Sie von seinem Sturz? Er ist ausgerutscht oder gestolpert, als wir wieder

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