Schwaben-Sumpf
Mädchens, jetzt in der Hoffnung, endlich auf Hintergründe des Verbrechens zu stoßen.
»Ich weiß endlich, wer hinter der verdammten Nummer steckt.«
Weisshaars Mitteilung war bei ihr eingetroffen, kurz bevor sie Schwäbisch Gmünd erreichte. Sie hatte die Stimme des Kollegen nur bruchstückhaft verstanden, war offenbar in den Schatten eines Berges geraten, der die Funkverbindung beeinträchtigte.
»Es handelt sich um den Privatanschluss von Dieter Meck.«
Sie war sich am Anfang nicht sicher, den Namen richtig wahrgenommen zu haben. »Meck?«, hatte sie sich vergewissert. »Dieser Wirtschaftsbonze?«
»Genau der.«
Ihr war sofort eingefallen, in welchem Zusammenhang sie den Namen das letzte Mal gehört hatte. Kriminelle Ausländer auf der Stelle raus! Schiebt die Mörderbrüder in ihre Heimat Serbien ab!
»Es handelt sich um seinen Privatanschluss?«
»Ja. Der ist nur Eingeweihten zugänglich, darf nicht weitergegeben werden. Der Mann ist ein bedeutender Wirtschaftsfunktionär mit besten Verbindungen in die Politik.«
»Das ist mir bekannt.« Was hatte Heimpold mit dem Mann zu tun gehabt? Das Gespräch zwischen den beiden hatte fast eine Stunde gedauert. »Haben wir sonst Informationen über diesen Meck?«
»Tut mir leid.»
Sie hatte sich bei dem Kollegen bedankt, war in Gedanken versunken in Schwäbisch Gmünd eingetroffen, über den Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftslobbyisten und dem Ermordeten spekulierend. Welche Rolle spielte der Mann? Hatte er irgendetwas mit dem Verbrechen zu tun?
Erst als sie die Innenstadt halb umfahren hatte, fiel ihr wieder ein, wohin sie wollte. Sie ließ das Auto in einem der Parkhäuser am Rand der Fußgängerzone stehen, hatte die Rinderbacher Gasse in wenigen Minuten erreicht.
Reinhard Welter öffnete die Tür, noch bevor sie am Haus angelangt war. Sie sah das Schild, lief geradewegs auf den Mann zu.
»Herr Welter?«
Er nickte, streckte ihr die Hand entgegen. Ein kleiner, mit einem sommerlich leichten, hellgrauen Anzug bekleideter Mann Anfang vierzig. Er musterte sie neugierig, konnte seine Besorgnis nicht verbergen. »Sie sind Frau Neundorf?«
Anstelle einer Antwort zog sie ihren Ausweis, ließ ihn das Dokument mit prüfendem Blick überfliegen.
»Am besten, wir gehen ins Wohnzimmer. Meine Frau ist nicht hier«, sagte er, drückte die Tür vollends zurück, wies ihr den Weg.
Sie betrat eine großzügig bemessene Diele, ließ ihn passieren, folgte ihm dann in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer mit ockergelben Wänden. Ein großer Tisch in der Mitte, breite, üppig gepolsterte Stühle, zwei schmale, mit Gläsern und Porzellan bestückte Vitrinen. Sie setzte sich dem Mann gegenüber an die Breitseite des Tisches, hörte seine im aufgeregten Ton vorgetragene Bemerkung, er habe Bohnwald nicht erreicht, nur eine dringende Mahnung auf dessen Mailbox sprechen können.
»Bohnwald«, Neundorf spürte ihre Ungeduld, »erzählen Sie mir bitte alles, was ich über den Mann wissen muss. Aber vorher sollten Sie mich darüber aufklären, was Herr Heimpold hier bei Ihnen wollte.«
»Das ist ein und dieselbe Sache«, antwortete Welter, »Martin, also Bohnwald, wollte sich mit Heimpold treffen. Dazu benötigte er einen, sagen wir mal, seriösen Zeugen. Martin und ich sind seit Langem befreundet. Seit unserem Studium in Tübingen, um es genau zu sagen. Er vertraut mir, kennt auch meine Frau und meine Tochter, das ist wohl der ausschlaggebende Punkt. Na ja, und dazu bin ich noch Anwalt. Das kann in einer so brisanten Angelegenheit nicht schaden.«
»Weshalb wollte Ihr Freund sich mit Heimpold treffen? Um was ging es?«
»Martin ist Journalist. Er versuchte sich nur ein paar Semester in Jura, sattelte um auf Spanisch und Französisch.«
»Journalist?«
»Ja, er arbeitet für mehrere Zeitungen und Magazine. Erfolgreich. Es scheint, als habe er den richtigen Riecher, wie man so sagt.«
»Was hat das mit Heimpold zu tun?«
»Es geht um die Firma. Afrimport. Ich nehme an, Sie sind informiert.«
Neundorf hob abwehrend beide Hände. »Erwarten Sie nicht zu viel. Berichten Sie mir bitte alles, was Sie wissen.«
»Sie haben keine Ahnung, wie die ihr Geld verdienen?« Er schüttelte ungläubig seinen Kopf, winkte dann ab. »Na ja, ich weiß es auch nur von Martin.«
»Importe aus Afrika«, sagte sie, »vor allem aus dem Kongo.«
»Aus Nigeria und dem Kongo«, bestätigte er, »ja.«
»Und?«, fragte sie. »Was ist daran so Besonderes?«
Welter seufzte laut auf. »Mein Gott,
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