Schwaben-Sumpf
Lieferverträge mit verschiedenen Firmen handelte, meist afrikanische Regionen betreffend. Das mochte irgendwann für ihre Ermittlungen von Belang sein – was sie im Moment jedoch am meisten interessierte, war der Termin, den Robert Heimpold am Vorabend aller Wahrscheinlichkeit nach in Schwäbisch Gmünd hatte wahrnehmen wollen.
Marion Wieland war bereit gewesen, das halbe Büro auf den Kopf zu stellen, um einen Hinweis auf die betreffende Person zu erhalten. Nach mehreren vergeblichen Versuchen hatte sich Neundorf auf den Weg zurück in ihr Büro gemacht. Wie lange die Übermittlung der gewünschten Daten auf sich warten lassen würde, war schwer abzuschätzen. Oft dauerte es Stunden, manchmal gar Tage, bis eine Reaktion erfolgte. Aus mehreren Gesprächen mit Angestellten von Telekommunikationsunternehmen wusste sie, dass das nicht auf bösen Willen oder mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Behörden zurückzuführen war, sondern aus dem allzu stark reduzierten Personalbestand der jeweiligen Firma resultierte. Oft war schlicht und einfach niemand zur Hand, der sich um die gewünschte Auskunft kümmern konnte.
Neundorf hatte die Staatsanwaltschaft deshalb schon während der Rückfahrt über ihre Ermittlungen informiert und zugleich um Hilfe bei der Übermittlung der gesuchten Daten gebeten, war das doch der effizienteste Weg, den Transfer zu beschleunigen. Ein Anruf des zuständigen Staatsanwaltes in der Führungsebene einer Telefongesellschaft setzte fast immer binnen weniger Stunden das Faxgerät oder den Computer in Gang. Die Tatsache, dass Koch persönlich die Leitung der Ermittlungen übernommen hatte, war Garantie dafür, dass sie nicht lange würde warten müssen.
»Robert Heimpold, Sie sprechen von Robert Heimpold persönlich?«, hatte der Oberstaatsanwalt gestammelt, als sie ihm die Nachricht vom Tod des Mannes mitgeteilt hatte.
»Robert Heimpold persönlich, ja.«
»Mein Gott, das darf nicht wahr sein. Wissen Sie, welche Position der Mann innehat?«
Das ist mir scheißegal, hatte es ihr auf der Zunge gelegen, mir geht es nur darum, die Hintergründe seines Todes aufzuklären. Gerade noch rechtzeitig war ihr klar geworden, welchen Kraftaufwand ein durch diese Worte ausgelöster Disput erfordern würde, und sie hatte sich zu einer sachlicheren Antwort gezwungen. »Wir haben Hinweise auf ein äußerst problematisches Treffen Heimpolds gestern Abend in Schwäbisch Gmünd, dem mehrere aufgeregte Telefonate aus seinem Büro vorhergingen. Ich benötige dringend eine Übersicht über die von ihm geführten Gespräche.«
»Sie glauben, dass diese Maßnahme der Aufklärung des Verbrechens dient?«
Neundorf war bemüht gewesen, freundlich zu bleiben, hatte nach einigem Hin und Her die Zusicherung Kochs erlangt, sich um die Liste der Telefongespräche zu bemühen.
Zwanzig vor vier, sie hatte gerade ihre Brötchen gegessen und die Kaffeetasse zur Seite gestellt, hörte sie den Signalton. Sie wischte ihre Hände an einer Serviette ab, nahm die Mail zur Kenntnis. Der Bildschirm füllte sich mit einer unübersehbaren Ansammlung von Zahlen und Städtenamen. Sie sah, dass es sich um die erwarteten Gesprächsverbindungen Robert Heimpolds der letzten Tage handelte, ließ sich alles ausdrucken. Fünf dicht mit Informationen gespickte Blätter.
Neundorf setzte ihre Lesebrille auf, die sie sich vor wenigen Wochen zugelegt hatte, konzentrierte sich auf das Ende der Liste. Am 17.5. um 17.53 Uhr war das letzte Gespräch eingetragen. Es hatte nicht ganz acht Minuten gedauert, war, wie der Ausdruck eigens vermerkte, nach Schwäbisch Gmünd gegangen.
Zwei Zeilen darüber dieselbe Nummer. Beginn: 16.22 Uhr. Ende: 16.57 Uhr. Eine ausführliche Unterhaltung, überlegte sie.
Direkt im Anschluss, ab 16.58 Uhr ein noch weit länger währender Anruf in Stuttgart, Dauer fünfundfünfzig Minuten.
Danach, noch in derselben Minute begonnen, das erneute Gespräch mit dem Teilnehmer in Schwäbisch Gmünd.
Neundorf notierte sich beide Nummern, gab sie ins Suchprogramm ein. Der zuletzt gewählte Anschluss gehörte einem Reinhard Welter in Schwäbisch Gmünd, die andere Nummer war nicht zu identifizieren.
Die Kommissarin stutzte. Nicht zu identifizieren? Was lag hier vor?
Sie griff zum Telefon, ließ sich mit dem Kollegen Weisshaar verbinden, nannte ihm die Ziffernfolge. »Ich muss wissen, auf wen der Anschluss gemeldet ist«, erklärte sie, »laut meinem Suchprogramm ist der Besitzer nicht zu identifizieren.«
»Du
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