Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
ausgestellten Beinen schlenderte der Kerl an ihm vorbei, Kaugummi kauend und laut rülpsend, auf eine johlende, dämliche Phrasen dreschende Clique Jungmänner zu. Er blickte ihm aus den Augenwinkeln nach, stieg aus seinem Wagen und folgte der Gruppe.
    Die Mädchen hatten sie treffend beschrieben, einen wie den anderen. Er erkannte den Kerl mit der Schnittverletzung, sah den mit der Warze. Bierflaschen und Alkoholika kreisten, derbe Sprüche machten die Runde.
    Felsentretter schaute auf die Uhr. Zwölf vor zehn. In wenigen Minuten war es vollends dunkel. Er lief zur nächsten Straßenecke, zog sein Handy vor, gab Beck Bescheid.
    »Alles klar?«
    »Du hast die Typen?«
    »Perfekt. Die freuen sich auf die Überraschung des Abends.«
    »Wo bist du?«, fragte der Kollege. Er beschrieb ihm die Straße, erklärte den Treffpunkt.
    »In zehn Minuten bin ich da«, sagte Beck. Felsentretter steckte das Handy in seine Tasche, drückte sich von der Straße weg an den Rand des Parks. Meine Fresse, es kann losgehen.

27. Kapitel
    Am späten Freitagnachmittag, Felsentretter und Beck hatten sich von der Durchsuchung der Büroräume Robert Heimpolds bereits entfernt, hatte sie die Nachricht erreicht.
    »Morgen gegen 11.30 Uhr, nach der Beerdigung ist Herr Meck bereit, Sie und den Oberstaatsanwalt zu einem Gespräch zu empfangen. Herr Koch rechnet mit Ihrem Erscheinen«, hatte ihr Renate Kreiselmaier telefonisch eröffnet und anschließend die genaue Adresse des Mannes mitgeteilt. Neundorf war keine andere Wahl geblieben als zuzusagen, obwohl sie sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten den Samstag bewusst freigehalten hatte.
    Mecks Anwesen lag an einer der in ein Meer von Büschen und Bäumen gebetteten Straßen in der Nähe der Karlshöhe. Neundorf erinnerte sich nur zu gut an unzählige Spaziergänge über schmale Treppenwege auf diesem am Rand des Stuttgarter Zentrums gelegenen Hügel. Oft genug war sie der Willy-Reichert-Staffel mit ihrem filigranen Eisengeländer in die Höhe gefolgt, hatte eine Ruhepause im nahen Lapidarium, einem ihrer Lieblingsplätze oberhalb der vom Verkehrsgetümmel schwer beschädigten Stadt eingelegt. Steinskulpturen von der Spätgotik über die Renaissance und den Barock bis hin zum Klassizismus waren hier in einzigartiger Harmonie in die grüne, sanft ansteigende Umgebung eingeordnet, ein Freilichtmuseum aus Nymphen, Pflanzen und vielen Staffeln.
    Sie suchte die Hausnummer des Mannes, fand sie versteckt unter dichtem Laub. Ein Heer von Blumenkästen säumte den mit Platten ausgelegten Zugang, fast alles mit blühenden Ziersträuchern geschmückt.
    Neundorf grüßte den Oberstaatsanwalt mit festem Händedruck, nahm seine Bitte um Diskretion und höfliches Auftreten ohne Überraschung wahr. Es war schließlich seine Welt, in die ihr, der einfachen Beamtin, hier ausnahmsweise und nur für wenige Augenblicke Zugang gewährt wurde. Sie folgte ihm zur Eingangstür, ließ ihn die Sache mit dem Läuten erledigen – mit respektvollem kurzen Klingelton, versteht sich – wartete dann, bis das Portal zurückschwang und sie freien Eintritt hatten. Koch schritt voran, versperrte ihr die Sicht auf die Haustür. So sah sie Meck erst, als sie ihn fast erreicht hatten. Er war mittelgroß, von fester Statur, um einiges älter, als sie von den Bildern in den Zeitungen und im Fernsehen her in Erinnerung hatte. Sein Gesicht war von einem ungesunden rötlichen Ton überzogen, die Nase und die Wangen wie von leichtem Fieber geschwollen. Zu hoher Blutdruck und zu viel Alkohol, überlegte sie, hatte den angenehmen Duft eines teuren After Shave in der Nase.
    Meck stellte sich vor, reichte ihr die Hand, nicht einmal den Hauch eines höflichen Lächelns im Gesicht, aber dennoch um freundliches Auftreten bemüht. Sie hörte, wie er Koch begrüßte: »Einen schönen guten Tag, Herr Oberstaatsanwalt«, ließ sich durch eine breite Diele in einen großen, mit dicken Teppichen ausgelegten Raum führen, der über eine fast bis zur Decke reichende mächtige Standuhr, breite samtrote Polster und einen lang gezogenen Tisch verfügte, nahm gemeinsam mit dem Oberstaatsanwalt auf dem Sofa Platz.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte der Mann, auf ein buntes Potpourri verschiedener Flaschen und Karaffen weisend, die auf einem runden Tablett in der Mitte des Tisches bereitstanden.
    Koch beeilte sich, zu antworten, bevor Neundorf auf eine falsche Idee kommen konnte. »Wir wollen Ihre kostbare Zeit nicht zu lange in Anspruch nehmen, Herr

Weitere Kostenlose Bücher