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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Meck. Herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft, aber lassen Sie uns doch ohne große Umstände miteinander sprechen.«
    »Es macht keine Umstände, wirklich. Sie sehen, meine Frau hat gut vorgesorgt.«
    »Danke. Herzlichen Dank«, beharrte Koch.
    Neundorf schwieg, wartete, bis ihr Gastgeber ebenfalls Platz genommen hatte, auf einem der Sessel am anderen Ende des Tisches, mehrere Meter von ihr entfernt.
    »Sie wollten mich also sprechen«, sagte er dann.
    Der Oberstaatsanwalt warf Neundorf einen warnenden Blick zu, eröffnete das Gespräch. »Es geht um das tragische Geschehen um Herrn Heimpold«, erklärte er, »um seinen Tod also.«
    »Das ist mir klar«, betonte Meck, »aber formulieren wir es präziser: Um seinen und vor allem auch um den Tod seiner Tochter Jessica.«
    »Sie sagen es«, bestätigte Koch. »Eine Tragik seltenen Ausmaßes.«
    »Ganz offenkundig ein familiäres Problem. Zuerst die Tochter, dann der Vater. Irgendjemand hat es auf die Familie Heimpold abgesehen. Zum Glück hat das nichts mit der beruflichen Position Robert Heimpolds zu tun.«
    Neundorf verstand, worauf der Mann hinauswollte. War erst einmal klar, dass der Tod seines Geschäftsführers eindeutig auf familiäre Hintergründe zurückzuführen war, hatte jede Frage nach dem geschäftlichen Umfeld ihre Berechtigung verloren. Ihr Besuch war beendet, kaum dass er begonnen hatte.
    »Ganz so einfach ist es nicht«, erwiderte sie deshalb. Sie sah, wie Koch die Stirn runzelte und mit verkniffener Miene zu ihr hinschielte. »Wir sind prinzipiell gehalten, nach zwei Seiten zu ermitteln. Einerseits das familiäre Umfeld eines Opfers abzuklären, aber genauso gründlich auch die beruflichen Hintergründe ins Auge zu fassen. Sie haben selbst darauf hingewiesen, dass Sie über Herrn Heimpolds problematische geschäftliche Praktiken nicht informiert waren, obwohl Sie an der Firma Afrimport beteiligt sind. Was glauben Sie, welchem Druck von Seiten der Staatsanwaltschaft wir Ermittler ausgesetzt sind«, sie wies mit einer Handbewegung auf den Mann an ihrer Seite, »nicht nur die privaten, sondern auch die geschäftlichen Aspekte zu untersuchen und zwar gerade im vorliegenden Fall.« Sie sah das überraschte Gesicht, mit dem Meck den Oberstaatsanwalt taxierte, vermied es, mit Koch in Blickkontakt zu geraten.
    Der Gemütszustand ihres Nebensitzers war nicht zu übersehen: Er rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her, hatte Mühe, sich zurückzuhalten. Sie kannte ihn gut genug, wusste, dass er buchstäblich vor Wut kochte. »Wir müssen prinzipiell nach allen Seiten hin offen sein, niemals nur eingleisig fahren. Das gehört zu den Grundbausteinen, die Sie in meinem Beruf von Anfang an vermittelt bekommen«, fügte sie hinzu.
    Meck, so sehr ihn ihre Ausführungen getroffen haben mussten, war Profi genug, sofort wieder auf Angriff zu schalten. Noch bevor Koch ihm zu Hilfe eilen, ihre Worte korrigieren konnte, setzte er seinen nächsten Konter. »Also, das müssen Sie mir schon en détail erklären, was der Mord an einer Siebzehnjährigen auf einem beschaulichen Stäffele in Stuttgart mit den geschäftlichen Problemen einer in Afrika tätigen Firma zu tun hat, Frau Kommissarin.«
    »Vergeltung zum Beispiel«, erwiderte sie, »wie viele Menschen im Kongo haben die Aktivitäten der Afrimport das Leben gekostet? Wie viele Kinder wurden in den letzten Jahren von dieser Firma als Arbeitssklaven oder mit Drogen betäubte Kindersoldaten missbraucht und verheizt? Vielleicht wollte sich ein betroffener Vater oder eine um ihr Kind betrogene Mutter am vermeintlich«, sie betonte das Wort, sah am kurzen Flackern seiner Augen, dass Meck die Spitze verstand, »Schuldigen rächen? Auge um Auge, Kind um Kind?«
    »Sie verfügen über eine gehörige Portion Fantasie«, versuchte Meck, ihre Antwort abzutun, »aber ich meine, in Ihrem Beruf sollte man sich doch an die Fakten halten, auch Sie als Frau. Oder, Herr Oberstaatsanwalt?«
    Neundorf begriff, dass sich ihr Gegenüber weitere Attacken ersparen wollte, weil ihm das Thema zu brenzlig wurde, kam Koch zuvor. »Auf jeden Fall können wir die Ermittlungen nicht auf den familiären Bereich beschränken, sondern müssen genauso die berufliche Seite berücksichtigen, das steht außer Zweifel. Was uns in diesem Zusammenhang interessiert, ist der Inhalt des ausgiebigen, fast eine Stunde währenden Telefonates, das Herr Heimpold kurz vor seinem Tod mit Ihnen führte.« Sie bemerkte den Fehler schon in dem Moment, als ihr die

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