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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nein. Nicht hier in der Wohnung. Draußen im Treppenhaus.«
    »Sie sprachen mit ihm?«
    Olga Fischer nahm die Arme aus den Hüften, seufzte laut. »Das war leider nicht möglich.«
    »Weshalb nicht?«
    »Karl war nicht dazu aufgelegt.«
    Braig betrachtete die Frau mit in Falten gelegter Stirn, wartete auf eine Ergänzung ihrer Antwort. »Wie soll ich das verstehen?«
    Olga Fischer streckte ihre Arme von sich, hatte Schwierigkeiten, Worte zu finden. »Er war ... außer sich, will ich mal sagen.«
    »Aufgeregt?«, fragte Braig.
    Sie zuckte mit der Schulter. »Was weiß ich«, sagte sie, »total aufgeregt, wenn Sie so wollen.«
    »Vor Wut oder aus Angst?«
    »Vor Wut? Ich glaube eher, weil ihn etwas beunruhigte.«
    »Was könnte das gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Ich sagte Ihnen doch, wir sprachen nicht miteinander.«
    »Sie gingen grußlos aneinander vorbei?«
    »Nein. Wir winkten einander zu. Ich kenne Karl seit ...«, sie verstummte für einen Moment, überlegte. »Seit fast zwanzig Jahren. Kurz nachdem ich hierher gezogen bin, habe ich Kontakt zu den Herzogs bekommen.«
    »Um wie viel Uhr war das, als Sie ihn gestern Mittag trafen?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Vielleicht um ...«
    »Ja?«
    »Drei oder vier. Vielleicht ein, zwei Stunden nach dem Mittagsschlaf.«
    Drei oder vier Uhr, überlegte Braig. Dann wurde der Mann also schon am Nachmittag bedroht. »Wissen Sie, was Herr Herzog anschließend plante? Hat Ihnen seine Mutter etwas darüber erzählt?«
    Olga Fischer schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Wir sprachen nicht über ihn. Emi ging es nicht gut. Wir unterhielten uns über ihre Herzbeschwerden. Sie konnte sich kaum bewegen vor Schmerzen.«
    »Sie erwähnte nicht, dass er sich am Abend zum Konzert verabredet hatte? Auch nicht, mit wem?«
    »Nein, wirklich nicht. Wir kamen nicht dazu, uns mit ...« Sie stockte mitten im Satz, schaute Braig überrascht an, weil dessen Handy läutete. Er ärgerte sich, dass er es nicht abgestellt hatte, entschuldigte sich bei Frau Fischer. Sie nickte mit dem Kopf, wartete seine Reaktion ab.
    Braig begab sich zum Fenster, zog das Handy aus der Tasche. Gerhard Stöhrs aufgeregte Stimme war in der Leitung.
    »Ich dachte, dass ich Sie sofort informieren muss. Die Meldung kam erst vor wenigen Minuten.«
    »Um was geht es?« Der Kommissar starrte mit angespannter Miene nach draußen. Auf der nahen Bahnlinie glitt eine S-Bahn vorbei, beschleunigte ihr Tempo.
    »Zimmermann«, erklärte der Kollege, »dieser Mann, nach dem Sie sich erkundigt haben.«
    »Ja, was ist mit ihm?«
    »Er stand auf der Fahndungsliste. Nach dem Tankstellenüberfall gestern Abend in Ludwigsburg.«
    »Jaja, ich weiß, um was es geht«, drängte Braig, »gibt es neue Informationen über ihn?«
    »Deswegen rufe ich an. Zimmermann versuchte heute Morgen, ein Auto zu stehlen.«
    »Wo?«
    »In Ramtel, einem Ortsteil von Leonberg. Dabei wurde er von dem Besitzer des Autos überrascht.«
    »Ja und?«, rief Braig mit lauter Stimme. »Lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    Olga Fischer warf ihm einen erstaunten Blick zu.
    »Der Mann verständigte unsere Kollegen. Es kam zu einer Verfolgungsjagd auf der A 81. Kurz vor der Ausfahrt Ludwigsburg Nord verlor Zimmermann die Kontrolle über seinen Wagen und raste gegen die Leitplanke. Jetzt liegt er im Ludwigsburger Klinikum. Er sei wieder bei Bewusstsein und ansprechbar, heißt es hier.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Die Nachricht ging um elf Uhr zwanzig ein«, erklärte Stöhr, »vor wenigen Minuten erst.«
    Braig schaute auf seine Uhr. Fünf nach halb zwölf. Die Information war in der Tat brandaktuell.
    Er sagte Stöhr zu, sich sofort um den Mann zu kümmern, ließ sich die Nummer des Krankenzimmers geben, in dem er im Krankenhaus zu finden war.
    »Zimmermann?«, fragte Neundorf. Sie sah sein zustimmendes Nicken, ließ sich von ihm erklären, was er erfahren hatte. »Ist es okay, wenn du allein gehst? Vielleicht fällt Frau Fischer noch etwas ein. Ich nehme später die Bahn für die Rückfahrt.«
    Braig hatte nichts einzuwenden, schaute aus dem Fenster, sah die Gleise der Bahnlinie. Er verabschiedete sich, beobachtete die leicht entspannten Gesichtszüge Emilie Herzogs. Sie saß wieder fast aufrecht im Sessel, streichelte den Hund auf ihrem Schoß. Das Tier war eifrig damit beschäftigt, ihr die Hand zu lecken. Es schien, als habe sie den schlimmsten Schock fürs Erste überwunden.
    Braig trat auf die Straße, nahm überrascht die warme Luft

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