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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Nase und Stirn von ihm befeuchten.
    »Ist das nicht die beste Medizin?« Die Frau, die durch die Tür trat, betrachtete das Geschehen mit leuchtenden Augen. Sie kam auf Braig zu, reichte ihm die Hand. »Olga Fischer«, sagte sie. »Ihre Kollegin hat mich gerufen.«
    Braig stellte sich vor, bedankte sich für ihr schnelles Erscheinen.
    »Erwin wirkt Wunder«, erklärte Olga Fischer und zeigte auf ihren Begleiter. »Vor allem dann, wenn es uns schlecht geht.« Sie war Mitte Sechzig, trug einen dunkelgrünen Hosenanzug, hatte rabenschwarze, zu kleinen Locken gedrehte Haare.
    Braig fühlte sich erleichtert, atmete tief durch. Das Tier hatte der leidgeprüften Frau mehr geholfen als jede ärztliche Untersuchung. »Sie wohnen nebenan?«
    Olga Fischer nickte. »Zwei Häuser weiter. Wir sehen uns jeden Tag. Emi geht regelmäßig mit Erwin spazieren. Sie lieben sich heiß und innig.« Sie wandte sich Neundorf zu, dämpfte ihre Stimme. »Sie sagten, mit Karl gebe es wieder Probleme?«
    Die Kommissarin betrachtete sie überrascht. »Wieder?«, fragte sie.
    »Na ja, was soll ich sagen«, die Situation war der Frau sichtbar peinlich, »wir sind gut befreundet, da bleibt nicht alles in der Familie, zwangsweise.«
    »Welcher Art waren die Probleme Karl Herzogs, die sie mitbekamen?«
    Olga Fischer legte den Kopf zur Seite, massierte sich am Hals. »Beruflicher Natur, meistens«, antwortete sie.
    »Meistens.«
    »Ja, dazu noch der Streit mit seiner Frau.« Sie sah Braigs große Augen, beeilte sich, »sie sind ja so gut wie geschieden«, hinzuzufügen.
    »Dennoch hatte er Streit mit seiner Frau?«
    »Na ja, die Herzogs sind reich, da geht es um viel Geld. Aber Sie dürfen meine Worte nicht auf die Goldwaage legen. Wenn eine Ehe auseinander geht, gibt es eine Zeit lang böse Worte. Das war bei mir genauso.« Sie bückte sich, tätschelte dem Spitz, der vor lauter Begeisterung zu ihr gerannt war, den Rücken, wartete, bis er sich wieder mit ihrer Freundin beschäftigte. »Die meisten Probleme waren beruflicher Art«, ergänzte sie dann.
    Neundorf wartete, bis sie selbst zu einer Erklärung ansetzte. »Er arbeitet noch nicht lange für Daimler«, sagte Olga Fischer, »Karl war als Gutachter tätig, viele Jahre. Er ist Psychologe, Sie wissen Bescheid?«
    Sie sah das zustimmende Nicken ihrer Gesprächspartner, lachte laut, als der Hund auf den Schoss ihrer Freundin sprang und es sich dort gemütlich machte. »Jedenfalls hatte er da öfter Probleme mit Leuten, die sich von ihm falsch beurteilt fühlten.«
    »Sie kennen einen Friedrich Zimmermann?«
    Olga Fischer starrte Braig erschrocken an. »Um Gottes willen, doch nicht der schon wieder!«
    »Sie kennen den Mann?«
    »Dem Namen nach, klar. Das geht wohl nicht anders – bei allem, was der sich schon erlaubt hat.«
    Der Kommissar wartete auf weitere erklärende Worte, erhielt stattdessen aber nur eine Frage: »Was ist mit Karl? Wird er schon wieder von Zimmermann bedroht? Ich dachte, da ist jetzt endlich Ruhe?«
    »Karl ist tot«, sagte Emilie Herzog mit ihrer zittrigen Stimme, den Hund auf dem Schoß.
    Braig sah, wie Olga Fischer überrascht zu ihrer Freundin hinunterstarrte, sich dann fragend ihm und seiner Kollegin zuwandte. »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Herr Herzog ist tot«, bestätigte der Kommissar. »Seit heute Nacht.«
    »Nein, das kann doch nicht sein!« Die Nachbarin verlor jede Farbe, schüttelte ihren Kopf. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, massierte dann ihre Wangen, stemmte die Arme in die Hüfte. »Heute Nacht?«
    »Ja.«
    »Ein Unfall?«
    Braig zögerte mit seiner Antwort. »Sozusagen. Allerdings von fremder Hand.« Er wollte die Mutter des Toten nicht aufs Neue beunruhigen, ihren Zustand, der sich deutlich gebessert zu haben schien, nicht schon wieder destabilisieren.
    »Um Gottes willen!« Olga Fischer schrie die Worte aus sich heraus. »Zimmermann?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Braig, »wir wissen bisher überhaupt sehr wenig.« Er beobachtete die Frau, die Mühe hatte, die Nachricht zu begreifen, sah, wie sie unruhig im Zimmer hin und her lief. Der Hund schien die Besorgnis seiner Herrin zu spüren, richtete sich auf dem Schoss Emilie Herzogs auf, spitzte seine Ohren.
    »Wann haben Sie Karl Herzog zum letzten Mal gesehen?«, wollte der Kommissar wissen.
    Olga Fischer blieb mitten im Zimmer stehen, starrte Braig an. »Wann? Gestern. Irgendwann am Mittag.«
    »Hier?«
    Die Frau nickte zuerst, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Ja, das heißt,

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