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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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möchte.«
    Er zögerte, wusste mit Wangbiehlers Anliegen nicht recht umzugehen. Was war los mit dem Sohn? Warum konnte er ihm nicht einfach dessen Telefonnummer und Adresse mitteilen? Er überlegte, wie er reagieren sollte, sah den Jugendlichen nach, die am Ende der Straße um die Ecke bogen. Wangbiehler war einer jener erfolgreichen Unternehmer, die es mit unermüdlicher Energie und dem Einsatz all ihrer Kräfte geschafft hatten, im Verlauf ihres Lebens aus einem kleinen Familienbetrieb eine Firma aufzubauen, die heute mehreren hundert Menschen Arbeit gab. Ob dabei wirklich nur unglaublicher Fleiß und besondere Geschäftstüchtigkeit im Spiel gewesen waren oder eine große Menge an Glück, vielleicht auch aggressiver Ellenbogeneinsatz, gepaart mit rücksichtsloser Skrupellosigkeit oder gar ausgesprochen kriminellen Methoden zum Ausschalten unliebsamer Konkurrenz – Braig sah sich außerstande, die Leistung des Unternehmers objektiv zu beurteilen. Tatsache war, dass Wangbiehler aufgrund seiner wirtschaftlichen Position über Macht und Einfluss verfügte, welche die eines normalen Bürgers bei weitem überstiegen. Die Folgen lagen auf der Hand: Vorsicht im Umgang mit Leuten dieses Standes genoss oberste Priorität. Angesichts dieser Tatsache schien es Braig geboten, sich zu einem deutlichen Zugeständnis an den erfolgreichen Unternehmer durchzuringen. »Wo finde ich Sie?«
    »Um sechzehn Uhr habe ich einen Termin im Landtag«, antwortete Wangbiehler. »Das wird bis gegen neunzehn Uhr dauern. Sprechen wir anschließend miteinander?«
    Braig schaute auf seine Uhr. »Geht es auch vorher noch – so gegen halb vier?«, fragte er.
    Er hörte nur ein kurzes, unverständliches Knurren, interpretierte es als Zustimmung. »In der Innenstadt?«, setzte er hinzu.
    »Von mir aus«, brummte Wangbiehler, »fünfzehn Uhr dreißig in der Alten Kanzlei.«
    Braig wusste, dass das Lokal am Alten Schloss nicht weit vom Landtag entfernt lag, sagte zu. Er eilte zu seinem Wagen, überlegte, was hinter dem ungewöhnlichen Verhalten des Mannes stecken mochte. Hatte er seinen Sohn aus dem Verkehr gezogen, weil er sich durch dessen unaufhörliche kriminelle Eskapaden in der Öffentlichkeit blamiert fühlte? So erfolgreich er mit seiner Firma auch agierte – musste er sich auf Dauer nicht vor einer Schädigung seines Rufes fürchten, wenn immer neue negative Schlagzeilen über das Treiben seines Sohnes in den Medien auftauchten? Auf lange Sicht konnte es sich ein Unternehmer wohl kaum leisten, ein Familienmitglied sein eigen zu nennen, das ständig mit dem Gesetz in Konflikt kam – irgendwann würde der schlechte Ruf auch auf die Produkte seiner Firma abfärben und den Verkauf beeinträchtigen. Sein Sohn führte einen aus den normalen Gleisen geratenen, in Teilen kriminellen Lebensstil – hatte der Vater jetzt die Notbremse gezogen und ihn für eine bestimmte Zeit an einen der Öffentlichkeit unbekannten Ort verbannt?
    Braig schrak auf, als sein Handy läutete. Er schaltete die Freisprechanlage ein, hatte Ann-Katrin in der Leitung. Sie fragte, wo er gerade sei, hörte sich seinen Bericht an.
    »Dieser Zimmermann ist also endgültig außen vor?«
    »Ich denke schon, ja.«
    »Aber weshalb will Wangbiehler dich persönlich sprechen, wenn es doch nur um seinen Sohn geht?«
    »Keine Ahnung. Klingt auf jeden Fall seltsam, oder?«
    »Mehr als das. Du weißt, wie sehr ich Leuten dieser Couleur misstraue.«
    »Das geht mir nicht anders. Unkontrollierte Machtausübung lässt auf Dauer viele Menschen über die Stränge schlagen, das liegt in unserer Natur. Ich bin gespannt, was er mir über seinen Sohn mitteilen will. Ich werde auf jeden Fall darauf drängen, ihn zu sprechen.« Er machte eine kurze Pause, fragte dann nach dem Grund ihres Anrufes.
    Ann-Katrin Räuber seufzte laut. »Mein Urlaub ist ebenfalls vorbei.«
    »Morgen früh«, korrigierte er sie.
    »Nein, nicht morgen früh – heute Nachmittag. In wenigen Minuten muss ich aus dem Haus.«
    »Wieso das?«, fragte er. »Ein Noteinsatz?« Ann-Katrin war vor wenigen Monaten ans Waiblinger Polizeirevier gewechselt, übte ihren Dienst als Hauptwachtmeisterin der dortigen Schutzpolizei aus.
    »Anscheinend«, antwortete sie. »Vor zehn Minuten kam der Anruf. Irgendeine große Demonstration in Backnang. Am Krankenhaus. Ich habe keine Ahnung, um was es geht. Sie suchen händeringend nach Leuten, also riefen sie an, ob ich schon aus dem Urlaub zurück sei. Ich konnte schlecht nein sagen.«
    »In

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