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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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kümmern.
    Braig steckte sein Handy weg, spürte seinen hungrigen Magen. Er schaute auf die Uhr. Zehn nach eins. So eilig er es hatte, Zimmermanns Alibi zu überprüfen, ein kleiner Imbiss musste möglich sein. Er lief zurück in die Vorhalle des Klinikums, betrat die Cafeteria. Sie war gut besucht, fast alle Tische besetzt. Braig nahm sich ein Tablett, zog zwei belegte Brötchen aus der Vitrine, schenkte sich einen Kaffee ein, bezahlte. Er suchte einen freien Platz an einem Tisch nahe am Fenster, grüßte die beiden Männer, die dort schweigend beieinander saßen, aß die Brötchen. Irgendwo hinter ihm erzählte eine Frau von ihrer Operation. Braig versuchte, sich auf sein Essen zu konzentrieren, erfuhr dennoch alle Einzelheiten über die Unterleibsprobleme der unbekannten Zeitgenossin. Er hoffte, dass die Operation erfolgreich verlaufen war, trank den Rest seines Kaffees, machte sich dann schnell auf den Weg.
    Die Luft vor dem Krankenhaus schien zu stehen. Er schwitzte schon nach wenigen Metern, knöpfte sein Hemd weiter auf. Die Leute, die ihm entgegenkamen, trugen sommerlich-kurzärmelige Kleidung oder hatten wie er selbst ihre Jacken über dem Arm.
    Die Fahrt nach Weilimdorf dauerte eine knappe Viertelstunde, führte ohne Unterbrechung durch Wohnsiedlungen, Industrie- und Gewerbegebiete und immer neue Über- und Unterführungen mehrspuriger Schnellstraßen. Selbst der Übergang zwischen den Stuttgarter Vororten und der Gemeinde Korntal war nicht mehr festzustellen, Beton fügte sich an Beton.
    Das erst vor wenigen Jahren hochgezogene Gewerbegebiet Weilimdorfs erstreckte sich mit eher gesichtslosen als futuristischen Gebäudetrakten scheinbar uferlos in alle Richtungen. Die Firma, in der Manfred Kimmle der Aussage Zimmermanns nach als Hausmeister arbeitete, entdeckte Braig schon von weitem. Ihr Signum prangte in dicken Lettern vor der Fassade eines mehrstöckigen Gebäudes mit viel Glas und hellen Stahlstreben. Braig parkte in der Nähe, wies sich bei der Empfangsdame aus, fragte nach Manfred Kimmle.
    Keine zehn Minuten später hatte er die Aussage des Mannes protokolliert. Kimmle, ein kräftiger, mit einem Pferdeschwanz geschmückter Mann Mitte dreißig, bestätigte die Behauptung Zimmermanns, bis weit in die Nacht hinein gemeinsam Videos und Fernsehen geschaut und dabei etliche Biere und Obstler getrunken zu haben. »Fritz war bis heute Morgen, als wir gemeinsam die Wohnung verließen, bei mir.« Er war sofort bereit, seine Aussage vor Gericht zu beeiden.
    Braig seufzte laut, als er sich auf den Weg zu seinem Fahrzeug machte. Zimmermanns Alibi schien wasserdicht, ihr Verdacht, er stehe mit Herzogs Tod in Verbindung, wurde immer deutlicher als Schimäre entlarvt. Wahrscheinlich, so fürchtete er, konnte er sich den Weg nach Leonberg sparen.
    Braig hatte die Firma gerade verlassen, als ein Anruf avisiert wurde. Er bekam Stöhr ans Ohr.
    »Johannes Wangbiehler. Das ist schwieriger, als Sie glauben.«
    »Sie hatten keinen Erfolg?«
    »Wir haben mehrere Einträge zu seiner Person: Trunkenheit am Steuer mit Totalschaden, wieder Trunkenheit am Steuer, diesmal mit schwerer Körperverletzung eines unbeteiligten Fußgängers. Dann schwere Körperverletzung in alkoholisiertem Zustand in Esslingen, Schlägereien mit Asylbewerbern in Stuttgart, Schlägerei im Drogenmilieu, Randale im Bohnenviertel in Stuttgart, tätlicher Angriff auf eine Prostituierte, wieder Trunkenheit am Steuer, dann angebliche, aber vor Gericht nicht erwiesene Bandenkriminalität, tätlicher Angriff auf zwei Polizeibeamte in Schorndorf. Zuletzt wohnhaft in der Reutlinger Straße in Degerloch. Aktueller Aufenthalt nicht bekannt.«
    »Das kann doch nicht sein«, insistierte Braig, »ein Mann mit einem solchen Vorstrafenregister – und wir wissen nicht, wo er lebt?«
    »Es gibt keinen Hinweis, ich habe alles versucht.«
    »Ich benötige seine Adresse – wir müssen ihn wegen Karl Herzogs Tod überprüfen, daran führt kein Weg vorbei!«
    Stöhr zögerte einen Moment, präsentierte Braig dann einen Vorschlag. »Ich denke, wir sollten es über seinen Vater versuchen. Der weiß vielleicht, wo wir den Sohn finden. Eine Suchmeldung liegt jedenfalls nicht vor.«
    »Sie meinen diesen Industriellen?«
    »Genau. Ich habe hier die Nummer seines Büros. Wollen Sie selbst anrufen oder soll ich es erledigen?«
    »Ich kümmere mich selbst darum. Geben Sie mir bitte die Durchwahl.« Braig notierte sich die Nummer, bedankte sich bei seinem Kollegen.
    Johannes

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