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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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seinen Leib einschnürten, dazu ein Stechen in seinem linken Arm. Sein Kopf schien wie betäubt, hinter seiner rechten Schläfe tobten alle paar Minuten aufs Neue heftig anschwellende Schmerzen.
    Die Stimme des Mannes über ihm bekam einen deutlich erleichterten Tonfall, als er seine Augen aufschlug und, von einem gedämpften Licht geblendet, um sich schaute.
    »Erkennen Sie mich?«
    Braig blinzelte, versuchte, den Schleier vor seinen Augen zu durchbrechen, merkte, wie sich alles um ihn drehte: Zwei hell leuchtende Röhren, Schläuche, Kanülen, Apparate, die schlanke Gestalt eines seltsam uniformierten Mannes.
    »Können Sie mich sehen?«
    Er wusste nicht, mit wem sich der Weißgewandete unterhielt, begriff erst nach einer Weile, dass er ihn meinte. »Sprechen Sie mit mir?«, fragte er. Das Karussell war zum Stillstand gekommen, der Mann stand vor ihm, starrte kopfnickend auf ihn nieder.
    »Sie können mich sehen?« Er ruderte mit seiner Hand durch die Luft, verfolgte Braigs Blick, der seinen Bewegungen folgte.
    »Natürlich kann ich Sie sehen«, erklärte er. »Was soll das? Wo bin ich?« Er versuchte, sich aufzurichten, spürte, dass es nicht möglich war. Die Schmerzen hinter seiner Schläfe gewannen unvermittelt an Intensität, raubten ihm fast das Bewusstsein. »Warum kann ich nicht ...«
    »Sie sollten ruhig bleiben«, mahnte sein Gesprächspartner, »wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie werden untersucht.« Er zog einen Beutel vor, entnahm ihm eine Ausweisähnliche Karte. »Wie ist Ihr Name?«
    »Mein Name?«
    Der Mann nickte.
    »Braig«, sagte er.
    »Ihr Beruf?«
    »Hauptkommissar. Beim LKA.« Braig starrte auf das Dokument in den Händen des Mannes. »Was soll das? Sie haben meinen Dienstausweis. Wozu die Fragen?« Er spürte die harten Schläge, die seinen gesamten Körper erschütterten, hörte eine Sirene. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen, während er endlich begriff, wo er sich befand und was geschehen war. Er starrte zur Seite, sah jetzt erst richtig die dünnen Schläuche, die geradewegs in seinen Arm führten. »Bin ich verletzt?«, fragte er.
    Der Mann wog seinen Kopf überlegend hin und her. »Es scheint, als hätten Sie viel Glück gehabt. Irrsinnig viel Glück.« Er sah Braigs fragenden Blick, deutete auf seinen Kopf. »Irgendein Metallteil muss Ihnen an die Schläfe geprallt sein, Sie haben eine Wunde. Außerdem wohl einen Kreislaufkollaps. Sie müssen etwa«, er schaute auf seine Uhr, überlegte, sprach dann weiter, »etwa zehn, fünfzehn Minuten bewusstlos gewesen sein. Wenn Sie mich jetzt aber wieder voll wahrnehmen und sich sogar mit mir unterhalten können, scheint es nicht so schlimm zu sein. Ich fürchtete schon, es wäre eine Gehirnerschütterung.« Er griff ihm an die Augen, zog die Oberlider hoch. »Ihre Pupillen scheinen normal zu reagieren. Vielleicht haben wir wirklich Glück.«
    Braig drehte seinen Kopf zur Seite, um sich den Händen des Arztes zu entziehen, wies auf die Schläuche an seiner Seite. »Was ist damit?«, erkundigte er sich.
    »Sie erhalten eine Infusion. Das Beste, was wir für Sie tun können.«
    Er rang nach Luft, versuchte, sich zu entspannen. »Der Lieferwagen«, erinnerte er sich jetzt, »er raste auf mein Auto, ja?«
    »Sie müssen Sekunden vorher ausgestiegen sein. Eine Frau hat es zufällig beobachtet. Wegen einer Katze, ist das richtig?«
    Braig sah die Szene vor sich, nickte.
    »Dann fallen Sie auf die Knie, sobald Sie wieder fit sind und bedanken sich bei dem Tier. Es hat Ihnen das Leben gerettet. Von Ihrem Wagen blieb nicht viel übrig.«
    Er sah das gesamte Geschehen vor sich ablaufen, den heranrasenden Lieferwagen, sein heftiges, viel zu spätes Bremsen, den Aufprall, das zur Seite torkelnde Gefährt, den Augenblick, in dem die große Karosse sein Dienstfahrzeug unter sich begrub, hörte die Schläge, das Krachen, die durch die Luft schwirrenden Metallteile.
    »Danken Sie der Katze«, wiederholte der Mann. »Sie hätten keine Chance gehabt.«
    Braig spürte, wie der Krankenwagen abbremste, vermisste das Heulen der Sirene. Die Schmerzen in seinem Kopf meldeten sich jäh zurück, trieben ihm Tränen ins Gesicht. Vor ihm schien sich erneut alles zu drehen.
    »Wir sind da«, erklärte sein Begleiter. »Meine Kollegen werden sich Ihren Kopf und die Wunde anschauen. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.«
    Braig hörte, wie die Tür des Autos geöffnet und seine Trage aus der Verankerung gelöst wurde. Ein junger Sanitäter zog sie samt der daran

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