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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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befestigten Apparatur aus dem Wagen, fixierte sie auf einem fahrbaren Untersatz. Er tauschte mit dem Notarzt ein paar Worte, rollte Braig ins Innere des Krankenhauses. »Haben Sie Schmerzen?«, fragte er.
    Braig fühlte sich wie betäubt vom Toben hinter seiner Schläfe, war unfähig, zu antworten. Die Fahrt ging einen langen Gang entlang an mehreren Türen vorbei, endete in einem hell erleuchteten, nach Desinfektionsmitteln riechenden Raum. Der Sanitäter dockte den Wagen an einen breiten Tisch an, schob die Bahre auf den stabilen Unterbau. »Jetzt müssen Sie nur noch auf den Bereitschaftsarzt warten«, sagte er, »das wird nicht lange dauern.«
    Der Arzt, der fast im selben Moment auf sie zutrat, kam Braig bekannt vor. Er kniff seine Augen zusammen, weil er von den hellen Lichtröhren an der Decke geblendet wurde, musterte das Gesicht mit prüfendem Blick. Im gleichen Augenblick begann sich alles wieder um ihn zu drehen. Er versuchte darüber nachzudenken, woher er ihn denn kenne, schaffte es nicht. Die Schmerzen raubten ihm jede Chance.
    Er holte tief Luft, hörte eine Stimme über sich. Was sie sagte, verstand er nicht. Finger tasteten seinen Körper ab, fuhren über seinen Kopf, prüften die Wangen, dann die Schläfe. Er spürte, wie sich jemand an seinem Haaransatz zu schaffen machte, hörte weitere Stimmen, fühlte dann einen sanften Stich. Irgendetwas piekste an seiner Haut, dann war es ruhig.
    Als er langsam wieder zu sich kam, schaute er dem Mann direkt ins Gesicht. Er stand vor ihm, betrachtete ihn aufmerksam. »Mein Name ist Schäffler. Sie sind hier in der chirurgischen Ambulanz der CRONA in Tübingen, ich bin der untersuchende Arzt«, hörte er. »Können Sie mich jetzt verstehen?«
    Braig machte vorsichtige Anzeichen eines Kopfnickens, spürte das Ziehen über seiner Wange.
    »Sie werden Schmerzen haben im Bereich der rechten Schläfe, ja?«
    Er wiederholte sein Zeichen der Zustimmung, sah, wie der Arzt ihn aufmerksam betrachtete.
    »Sie hatten eine Platzwunde unterhalb des Haaransatzes, wir haben sie genäht. Das wird schnell heilen, denke ich. Mehr Sorgen macht mir Ihr Kreislauf, ich hoffe, er stabilisiert sich langsam. Wir gaben Ihnen zusätzliche Infusionen, damit Sie wieder in normale Bahnen kommen. Sie standen unter Schock aufgrund des Unfalls, Sie erinnern sich?«
    Braig hatte keine Schwierigkeiten, sah die Szene sofort wieder vor sich.
    »Das ist aber kein Wunder; ich habe gehört, was passiert ist. Wir müssen froh und dankbar sein, dass es so glimpflich ablief. Wenn es Ihnen jetzt langsam besser geht, heißt das aber nicht, dass alle Folgen des Unfalls überwunden sind. Ich kann eine Gehirnerschütterung inzwischen zwar ausschließen, möchte Sie aber trotzdem genauer untersuchen. Nicht dass Sie sich eine innere Blutung zugezogen haben, deren Folgen Sie erst später spüren, die dann aber irreparabel sind. Damit ist nicht zu spaßen, deshalb dürfen wir das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Einverstanden?«
    »Was wollen Sie tun?«
    »Ich schlage eine Magnetresonanztomografie vor. Wir haben das Glück, dass wir in unserer Klinik über einen Kernspintomografen verfügen. Damit können wir überprüfen, ob in Ihrem Kopf alles in Ordnung ist. Sie brauchen keine Angst zu haben, es entsteht keine Strahlung. Es dauert gerade mal zehn Minuten und ist völlig schmerzlos. Okay?«
    »Wenn Sie es für notwendig halten.« Braig wusste nicht, was er antworten sollte, überließ dem Arzt die Entscheidung.
    »Die Gefahr einer inneren Verletzung scheint mir zu groß. Wir sollten die Chance nutzen und dieses Risiko ausschließen.« Er nickte ihm freundlich zu, richtete sich wieder auf. »Ich denke, als Kriminalbeamter sind Sie gründliches Arbeiten gewohnt.«
    »Wir kennen uns?«, fragte Braig.
    »Vor zwei Jahren etwa. Ich entdeckte die Leiche auf der Neckarinsel. Von meinem Zimmer im Stift aus. Den mit Blausäure vergifteten Mann. Fehr hieß er, glaube ich. Sie erinnern sich?«
    Braig begriff sofort, wovon der junge Arzt sprach. Die Serie der mit Kaliumcyanid getöteten Männer im Sommer vor zwei Jahren. Das erste Opfer im Weinberg unter der Grabkapelle des Württembergs in Stuttgart-Rotenberg, das zweite in der evangelischen Juliana-Kirche in Großaspach und das dritte in Tübingen auf der Neckarinsel. Einer schlimmer anzusehen als der andere. Er erinnerte sich an seinen Schwächeanfall mitten im Herzen Tübingens, als er über die Wurzel einer der zahlreichen Platanen gestolpert war, sah die Szene

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