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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Sie gestern so betonten«, begann Neundorf. »Sie erklärten, von der Veröffentlichung Ihrer Zeitungsartikel leben zu können. Das scheint offenkundig nicht zu stimmen.«
    »Und? Was geht Sie das an?« Die Miene der Frau verfinsterte sich augenblicklich. Sie starrte die Kommissarin wütend an, unternahm jedoch keinen Versuch, ihre Aussage vom Vortag aufrecht zu erhalten.
    »Sie arbeiteten auch nicht als Gymnasiallehrerin«, fuhr Neundorf fort, »sondern lebten praktisch seit Beginn Ihrer Ehe vom Einkommen und Vermögen Ihres Mannes.«
    »Ja und?«, wiederholte Stefanie Herzog. »Sagen Sie mir, was Sie das angeht.« Sie war aufgesprungen, starrte mit vor Zorn gerötetem Gesicht zu den beiden Beamten. »Wo leben wir denn, dass die privaten Verhältnisse einer Familie ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden?«
    »Beruhigen Sie sich«, forderte Braig sie auf, »das alles interessiert uns nur deswegen, weil Sie das doch recht ansehnliche Vermögen Ihres Mannes erben.«
    »Ach so, daher weht der Wind!«, rief die Frau. Sie schüttelte den Kopf, blies verächtlich durch die Zähne, blieb neben dem Sofa mit hoch aufgerichtetem Körper stehen.
    »Sie lebten getrennt, sind aber nicht geschieden.« Braig ließ sich nicht beirren. »Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Klein insofern, als Sie mit Ihrem ehemaligen Mann nach Ihrer eigenen Aussage ja kaum noch Verbindung hatten, fein, weil sie jetzt dennoch das gesamte Vermögen der Herzogs erben.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte ihre Gesprächspartnerin, »Sie vergessen, dass Karls Mutter noch lebt.«
    »Das ist nur eine Frage der Zeit«, hakte er sofort nach, »Frau Herzog ist fünfundsiebzig, da können Sie es sich an Ihren Fingern abzählen, wie lange Sie noch ...«
    »Sie sind die Unverschämtheit in Person!« Stefanie Herzogs Stimme drohte sich zu überschlagen. Sie war hinter das Sofa getreten, warf Braig einen hasserfüllten Blick zu. »Mein Mann wurde ermordet und Sie werfen mir solche infamen Unterstellungen an den Kopf, das ist unfassbar! Haben Sie denn keinerlei Anstand? Sie sollten sich schämen!« Sie wischte vor Zorn eines der Kissen, die auf der Lehne des Sofas lagen, beiseite. »Sind Sie sich überhaupt bewusst, wessen Sie mich beschuldigen?« Das Kissen flog auf den Teppich, landete direkt neben einem der Zeitungsstapel.
    »Wir beschuldigen Sie in keiner Weise«, mischte sich Neundorf ins Gespräch, »wir müssen nur einige Sachverhalte klären, ich erwähnte es schon.« Sie blieb ruhig, sah freundlich zu der Frau auf.
    »Sachverhalte klären? Sie machen wohl Witze!« Stefanie Herzog schlug mit der flachen Hand auf die Lehne des Sofas. »Sie beschuldigen mich, meinen Mann ermordet zu haben!«
    »Was ist mit der Pistole?«, bohrte Braig, ohne auf die Entrüstung ihrer Gastgeberin einzugehen. »Haben Sie sie hier in Ihrer Wohnung?«
    Die Frau schien vollends die Beherrschung zu verlieren. Sie starrte den Kommissar entgeistert an, schob ihre Unterlippe vor. »Was reden Sie da? Eine Pistole?« Sie ballte beide Hände zu Fäusten, trat am Sofa vorbei einen Schritt auf Braig zu. »Was soll diese …«
    Neundorf fiel ihr mitten ins Wort. »Sie forderten Ihren Mann auf, sich eine Waffe zu besorgen, weil er von mehreren Leuten bedroht wurde. Zimmermann, Wangbiehler und andere. Sie haben uns die Männer gestern selbst genannt.«
    Stefanie Herzog benötigte mehrere Sekunden, um zu begreifen. Sie stand mit offenem Mund neben dem Sofa, betrachtete abwechselnd ihre beiden Besucher. Nach einer Weile schien sie zu verstehen. »Die Pistole damals? Natürlich habe ich Karl dazu gedrängt, sich darum zu kümmern, na klar. Wissen Sie, wie verängstigt wir zeitweise waren? Dieser Wangbiehler erschien mit einer ganzen Truppe von Leuten; Schläger waren das, haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet?« Sie schwieg einen Moment, schüttelte dann wie abwesend den Kopf. »Karl erhielt Drohungen, alle paar Tage. Anrufe, Briefe, an die Hauswand geschmierte Parolen. Können Sie sich nicht vorstellen, welche Angst wir hatten? Er hatte sich erlaubt, ihnen den Führerschein vorzuenthalten, gibt es denn etwas Schlimmeres in dieser kranken Gesellschaft?«
    »Wo ist die Waffe? Ihr Mann hat sich doch eine besorgt!«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, das heißt – ja. Er brauchte sich keine zu besorgen, sie hatten doch längst eine.«
    »Wie – sie hatten eine?«
    »Seine Familie, sein Vater. Er war Jäger und hatte mehrere Waffen. Nach seinem Tod gab Karl die Gewehre ab, nur die

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