Schwaben-Wahn
lebensfeindlichen Gases geradezu bedrohlich aus
.
Die Folgen sind nicht zu übersehen: steigende Temperatur-Durchschnittswerte, Stürme, Gewitter, intensive Regenfälle verwüsten Teile unserer Erde. Polare Eismassen und Gletscher schmelzen und lassen die Meeresspiegel ansteigen. Inseln werden überflutet, Flüsse überschwemmen weite Gebiete. Die höhere Temperatur verdunstet mehr Wasser und bewirkt Wetterkapriolen: Hitzeperioden im Winter, Kälteeinfälle im Sommer. Regionen versteppen, Wüsten breiten sich aus
.
Wissenschaftler warnen, Klimakonferenzen werden einberufen. Uneinsichtige Regierungen, Industrie-Lobby behindern vernünftige Beschlüsse sowie weiterführende Restriktionen des Kohlendioxyd-anstiegs. Die Weichen für eine verantwortbare Zukunft müssen dringendst gestellt werden. Wir trudeln kriminell und verantwortungslos in eine gefährliche Zukunft
.
Unser Gewissen, unsere Verantwortung für das Leben unserer Nachkommen verbietet es uns, diesem Wahn noch länger tatenlos zuzusehen: Wenn wir dem verbrecherischen Treiben auch nicht Einhalt gebieten können, so sehen wir es dennoch als unsere Aufgabe an, die Hauptverantwortlichen zu – in Relation zu ihren Gewinnen – geringen Ausgleichszahlungen zu zwingen. Wir werden das Geld solchen Maßnahmen zur Verfügung stellen, die der Erhaltung des Lebens dienen!
Braig sah auf, weil das Telefon läutete. Er überflog die letzten Zeilen des Schreibens, las, dass die Erpresser Hundertmillionen Euro von dem Autokonzern und verschiedenen Fluggesellschaften forderten, sah die Drohung am Ende des Textes.
Sollten Sie unseren Ausführungen nicht nachkommen, werden Sie die Konsequenzen für die schlimmen Folgen übernehmen müssen. Wir lassen nicht mit uns spaßen!
Er legte das Schreiben zur Seite, nahm den Hörer ab.
»Endlich!« Das war Felsentretter.
»Um was geht es?«, sagte Braig.
Der Kollege hatte es eilig. »Ich komme«, antwortete er.
Braig legte den Hörer zurück, griff nach seiner Tasse. Sie war leer. Er stand auf, schenkte sich den Rest ein. Die dunkle Flüssigkeit reichte fast bis zum Rand. Er roch den würzigen Duft, trank einen Schluck, ging dann langsam zum Schreibtisch zurück. Er wusste nicht, was er von dem Text halten sollte. Was da stand, war wohl fasst korrekt; er hatte mehrfach von den Besorgnis erregenden Erkenntnissen der Wissenschaftler gelesen, oft auch mit Ann-Katrin und ihrer Schwester darüber diskutiert. Theresa Räuber engagierte sich in verschiedenen Öko-Initiativen, setzte sich vehement dafür ein, politische Maßnahmen zur Beschränkung des Auto- und Flugverkehrs einzuführen. Die Fakten lagen sichtbar für alle auf dem Tisch, kein ernsthafter Wissenschaftler – außer einigen wenigen von der Öl- und Autoindustrie bezahlten Marionetten – bezweifelte die katastrophale Entwicklung, welcher der ganze Globus entgegenging. Die im Wohlstand lebenden Reichen schaufelten das Grab für die gesamte Menschheit und nirgendwo zeigte sich eine rettende Macht, die sich dem irrsinnigen Treiben Einhalt gebietend in den Weg stellte.
Oder doch? Wollten die Erpresser vielleicht doch dazu beitragen, die rasante Fahrt in den Abgrund abzubremsen – oder handelte es sich bei ihnen, wie der Oberstaatsanwalt vermutete, um Terroristen, die die Zerstörung der natürlichen Lebensbedingungen nur als Vorwand benutzten, um an Geld für ihre kriminellen Machenschaften zu kommen? Die Morde an Karl Herzog und Christoph Wulf wiesen eindeutig auf einen terroristischen Hintergrund – Menschen zu töten, um die Ernsthaftigkeit der eigenen Drohungen zu unterstreichen, war durch kein noch so bedeutendes Ziel zu rechtfertigen. Diese barbarischen Verbrechen stellten die Täter doch auf die gleiche Stufe wie die rücksichtslos ihre Profit- und Machtinteressen verfolgenden Konzernbosse und Politiker. Aber, so sehr es auch danach aussehen mochte, noch hatten sie keine endgültigen Beweise dafür, dass die Mörder der beiden Männer wirklich mit den Verfassern dieses Schreibens identisch waren.
Felsentretter stürmte mit Riesenschritten ins Zimmer, riss Braig aus seinen Überlegungen. Er schien wirklich in Eile, blieb mitten im Raum stehen, wedelte mit einem Blatt hin und her. »Ein roter Ford Escort, amtliches Kennzeichen GP ...«, er warf Braig die Buchstaben und Ziffern so schnell entgegen, dass der sie nicht nachvollziehen konnte, wandte sich dann mit laut dröhnender Stimme direkt an den Kollegen. »Sagt dir das etwas?«
Braig stellte seine Tasse ab, bat
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