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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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viel sagenden Blick zu. Der war sich darüber im Klaren, was die Aussage des jungen Mannes beinhaltete: Christoph Wulf war nicht irgendein Beschäftigter einer Fluggesellschaft, er hatte eine, wenn nicht
die
entscheidende Position bei einer der in den letzten Jahren aus dem Boden geschossenen Billigfluglinien inne. Für Leute, die einem solchen Unternehmen übel wollten, war er also erste Wahl. »Wie viele Angestellte haben Sie?«
    Ihr Gastgeber brauchte nicht lange zu überlegen. »Fünfzehn. Acht Piloten, vier Stewardessen, zwei Techniker und ich.«
    »Das ist alles?«, fragte Braig überrascht.
    Lauter trank aus seinem Glas. »Wieso fragen Sie? Wir sind kein riesiger Konzern. Klar, unsere Muttergesellschaft sitzt in den USA und beschäftigt dort mehrere hundert Leute, aber in Deutschland haben wir nur zwei Maschinen. Im Notfall leihen wir uns Personal. Wir müssen sparen, an allen Ecken und Enden. Wissen Sie, wie preiswert unsere Tickets sind?«
    Braig warf dem Mann einen fragenden Blick zu.
    »Stuttgart-Krakau, ab neunzehn Euro. Das ist unschlagbar.«
    »Billiger als eine Taxifahrt vom Zentrum zum Flughafen«, sagte Neundorf.
    Lauter strahlte übers ganze Gesicht. »Genau. Eine Leistung, gegen die niemand ankommt.«
    »Was war dann gestern Abend mit Ihrem Flug, als Wulf nicht erschien? Musste er ausfallen?«
    Die Begeisterung wich schlagartig aus der Miene des jungen Mannes. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, rang sich zu einer Antwort durch. »Das konnten wir gerade noch verhindern. Einer unser anderen Piloten musste einspringen.«
    »Er stand zur Verfügung, obwohl Sie so wenig Leute beschäftigen?«
    »Es ging nicht anders. Es hätte zu viel gekostet, alle Tickets wieder zurückzunehmen.«
    »Der Ersatzpilot war gerade von einer anderen Tour zurückgekommen?»
    Lauter nickte. »Aus Budapest. Wulf hätte ihn ablösen sollen.«
    »Krakau und zurück. Der Mann war sicher sehr müde.«
    Braig sah, wie ihr Gastgeber verlegen abwinkte. Das Thema war ihm offensichtlich peinlich.
    »Und heute Morgen? Wer flog für Wulf nach Budapest?«, fragte Neundorf.
    »Derselbe Pilot.«
    »Derselbe Mann? Das ist erlaubt? Ich meine, wegen Übermüdung und so?«
    Lauter wedelte mit den Armen durch die Luft. »Was heißt erlaubt? Es geht nicht anders. Sollen wir die Flüge stattdessen ausfallen lassen? Stellen Sie sich doch nur die Enttäuschung der Leute vor!« Er erhob sich, schenkte ihnen Wasser nach. »Wir hoffen nur, dass Wulf endlich bald auftaucht. Haben Sie keine Hinweise, was mit ihm ist?«
    »Ich fürchte, Ihr Ersatzmann wird noch einige Tage durchhalten müssen«, antwortete Neundorf, »es sei denn, sie stellen einen neuen Piloten ein. Christoph Wulf wird auf jeden Fall nicht mehr fliegen. Er wurde ermordet.«

16. Kapitel
    Braig und Neundorf waren auf dem schnellsten Weg ins Landeskriminalamt zurückgekehrt. Sie mussten ungeachtet aller persönlichen Animositäten den Oberstaatsanwalt über die berufliche Position Wulfs informieren, hatte dieser Sachverhalt doch wohl entscheidende Bedeutung für die Zielrichtung ihrer Ermittlungen.
    »Natürlich dürfen wir Wangbiehler nicht völlig außen vor lassen«, meinte Neundorf, als sie den Aufzug betraten, um zu ihrem Stockwerk hochzufahren, »aber wir dürfen uns auch der Einsicht nicht verschließen, dass das einzige gemeinsame Merkmal, das wir zur Zeit haben, auf die Erpresser als für die beiden Morde Verantwortliche weist, ob uns das passt oder nicht.«
    »Was ist mit der Kette?«
    »Ein weiterer Hinweis an uns: Diese beiden Opfer gehen wirklich auf denselben Täter zurück.«
    »Genau wie die ›Schweine, die büßen müssen‹?«
    »Stellvertretend für die von ihnen repräsentierten Unternehmen. Das passt, oder nicht?«
    Braig sah keinen Grund zu widersprechen, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die fast unerträglich heißen Temperaturen machten ihm wieder zu schaffen. Er spürte die Schmerzen in seinem Kopf, hatte Probleme mit seinem Kreislauf. »Du übernimmst die Sache mit Koch?«, bat er.
    Neundorf nickte. »Ich denke, wir halten es wie in den letzten Tagen. Ich spreche mit ihm. Vielleicht kannst du bei Frau Herzog anrufen und sie danach fragen, ob sie Wulfs Namen schon einmal gehört hat.« Sie hielt inne, betrachtete ihren Kollegen. »Wie steht es mit deiner Gesundheit?«
    »Noch nicht ganz okay«, antwortete er. »Ich hoffe, es wird besser.«
    Sie verließen den Fahrstuhl, eilten zu ihren Büros. Braig legte seine Notizen

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