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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Rückseite des Waiblinger Bahnhofs postierten Beamten das Eintreffen Frau Stechers in ihrer Wohnung. Braig schälte sich müde aus dem Bett, gönnte sich nur ein kurzes Frühstück, gab im Amt Bescheid, dass er direkt zu der Frau fahren würde, um sie zur Rede zu stellen.
    Wenige Minuten nach acht Uhr betrat er ihre Wohnung. Auch Monika Stecher wirkte erschöpft, stand mit verschlafener Miene vor ihm. Sie trug einen langen Morgenmantel, hatte sich offensichtlich eben erst zur Ruhe gelegt.
    »Ich komme ungelegen«, stellte Braig fest.
    Monika Stecher widersprach nicht. Ihre dunkelblonden Locken klebten unvorteilhaft auf der Stirn.
    »Es geht nicht anders«, sagte er, blieb vor dem roten Sofa stehen, lehnte ihr mühsam vorgetragenes Angebot, etwas zu trinken, ab.
    Sie wickelte den Morgenmantel fest um ihren Leib, setzte sich auf die andere Couch.
    »Sie waren unterwegs«, erklärte er, mit deutlichem Tadel in der Stimme, »unerreichbar.«
    Monika Stecher strich ihre Haare zurecht, gab sich ein freundlicheres Aussehen. »Und?«, sagte sie. »Verhaften Sie mich jetzt?«
    Braig spürte Wut in sich. »Wir haben Sie gebeten, uns zu informieren, wenn Sie wegfahren.«
    »Ich war in Stuttgart. Den ganzen Mittag.«
    »Und heute Nacht?«
    Sie lachte müde. »Fragen Sie Ihre Kollegen im Hauptbahnhof. Sie kontrollierten mich. Ich hatte die letzte S-Bahn versäumt.«
    »Sie sind unseren Beamten hier vor dem Haus bewusst entwischt.«
    »Ich wollte wenigstens an meinem Geburtstag Ruhe haben.«
    Braig schwieg überrascht, starrte die Frau an. »Gestern?«, fragte er nach einem kurzen Zögern, ließ sich dann auf dem Sofa hinter ihm nieder.
    Monika Stecher nickte.
    »Meinen Glückwunsch«, presste er mühsam hervor, »nachträglich.«
    »Danke.« Sie wickelte den Morgenmantel frierend um sich, zog ihn über ihre Füße.
    »Sie trafen sich mit Ihrem Sohn?«
    Monika Stecher lachte laut. »Ihr Misstrauen ist wohl angeboren, wie?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo sich Andreas aufhält, ob Sie es glauben oder nicht. Ich weiß nur, dass er mit all dem, dessen Sie ihn beschuldigen, nichts zu tun hat.«
    »Aber dass Hans Greiling sein Vater war, ist Ihnen bekannt?« Braig hockte breitbeinig vor der Frau, starrte voller Wut zu ihr hinüber.
    Monika Stecher schluckte, antwortete nicht.
    »Ist es Ihnen bekannt?« wiederholte er mit aggressivem Ton in der Stimme.
    Sie seufzte laut, nickte dann mit dem Kopf. »Wenn Sie es wissen, warum fragen Sie mich dann?«
    »Warum haben Sie uns diesen Tatbestand verschwiegen?«
    »Ist das so schwer zu verstehen?«
    Braig reagierte nicht, versuchte, seine Wut im Zaum zu halten.
    »Wie hätten Sie wohl reagiert, wenn ich Ihnen sofort damit gekommen wäre?«, fragte sie.
    »Wie wohl? Sie hätten uns viel unnötige Arbeit erspart! Vielleicht wüssten wir dann heute schon, wen Ihr sauberer Sohn als nächsten töten will.«
    Monika Stecher sah Braig mit großen Augen an. »Genau deswegen habe ich es Ihnen nicht erzählt. Jetzt, da Sie es wissen, hat sich Ihr Verdacht gegen Andreas noch verstärkt. Sie fühlen sich nur bestätigt in Ihrem Vorurteil. Aber Andreas hat mit der Sache nichts zu tun. Er ist nicht das Monster, das Sie suchen!«
    »Frau Stecher! Bitte!« Braig brüllte seine Wut entnervt aus sich heraus, seufzte laut. Er spürte die Schmerzen in seinem Kopf, massierte seine Schläfen.
    Monika Stecher verfolgte seine Anstrengungen mit ihrem Blick. »Ihnen ist nicht gut?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es geht schon wieder.«
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Danke.« Braig versuchte, sich zu konzentrieren. »Sie haben uns in Bezug auf Greiling belogen, also nehme ich an, dass Sie es mit diesem Harf genauso getan haben. Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu verraten, in welchem Verhältnis er zu Ihnen und Ihrem Sohn stand?«
    Monika Stecher wich seinem Blick nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus. »Harf? Ich kenne den Namen nur aus der Zeitung. Er wurde ermordet, war zu lesen. Wir haben mit ihm nichts zu tun. Weder Andreas noch ich.«

35. Kapitel
    Herbert Kapl war ein leidenschaftlicher Eisenbahnfan. Seit seiner Jugend frönte er seiner Liebe zur Bahn mit unzähligen oft wochenlangen Reisen durch ganz Europa, Fototouren entlang von Schienen, Besuchen von Museen und Sonderfahrten mit Dampfzügen und allem, was sich auf Schienen bewegte. Kein anderes Hobby, weder Fußballspiele des VfB Stuttgart noch Radtouren oder Wanderungen in der freien Natur vermochten ihn so zu faszinieren,

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