Schwaerzer als der Tod Thriller
versunken wäre. Es war ihm peinlich, und er war verletzt und zornig, und am liebsten wäre er weggelaufen und hätte sich eine andere Familie gesucht.
Als sie nach Hause gekommen waren, hatte sie ihn sofort in sein Zimmer geschickt und gesagt, er solle seinen Schlafanzug anziehen. Dann sollte er das Allergiemittel schlucken, dunkelrot und ekelhaft süß, und er war so dumm gewesen, zu seiner Mutter zu sagen, dass er es nicht nehmen wollte. Sie hatte ihn so angebrüllt, dass ihm die Ohren wehtaten.
Schließlich hatte er das Mittel genommen, aber sobald sie das Zimmer verlassen hatte, war Tommy ins Bad gelaufen und hatte sich seine Zahnbürste in den Hals gesteckt, bis er sich übergeben musste.
Jetzt wünschte er, er hätte es doch genommen und all das, was gerade passiert war, einfach verschlafen.
Als er die Stimmen unten gehört hatte, war er zur Treppe geschlichen, um zu sehen, was los war. Der größere, ältere Mann war vom FBI! Das FBI war zu ihnen gekommen, um Fragen über seinen Vater zu stellen. Und Detective Mendez auch.
Tommy hatte zugehört, wie der FBI-Mann seine Mutter immer wütender gemacht hatte. Sie hatte gelogen und gesagt, Tommys Vater würde Karten spielen. Natürlich würde sie nicht die Wahrheit sagen und zugeben, dass sie eine so
schreckliche Frau war, dass sein Vater sie manchmal einfach nicht mehr ertragen konnte.
Als sie alle miteinander im Arbeitszimmer verschwunden waren, war Tommy zur Hintertreppe gelaufen und hatte sich durch die Küche in das kleine Bad geschlichen, das direkt neben dem Arbeitszimmer lag. Dort hatte er sich auf den Klodeckel gesetzt und alles mit angehört.
Es war schrecklich. Der FBI-Mann hielt seinen Vater für einen Mörder. Sein Dad war kein Mörder! Sein Dad war der beste Dad auf der Welt. Dann hatte er diese Frau eben als Letzter gesehen, na und? Jemand musste ja der Letzte sein, bevor der Entführer sie entführt hatte. Und außerdem war sein Vater an diesem Abend zu Hause gewesen.
Bis jetzt war sich Tommy nicht ganz sicher gewesen, aber nun war er sicher. Sein Vater war nach Hause gekommen, und sie hatten draußen im Garten Baseball gespielt, und dann hatten sie sich miteinander die Bill Cosby Show angesehen und viel gelacht, und es war ein schöner Abend gewesen. Daran erinnerte er sich jetzt ganz sicher, und das würde er jedem erzählen - sogar dem FBI.
Wendy stand im Esszimmer und presste ihr Ohr an die Wand neben der Flügeltür, die ins Wohnzimmer führte. Niemand wusste, dass sie dort stand. Im Esszimmer war es dunkel, und ihre Eltern glaubten, sie läge oben im Bett und schliefe. Sie waren zu sehr damit beschäftigt zu streiten, um auf irgendetwas anderes zu achten.
Wendy war zu dem Schluss gekommen, dass Erwachsene dumm waren. Oder naiv - dieses Wort hatte Tommy ihr beigebracht. Sie dachten, sie bräuchten nur ein freundliches Gesicht aufzusetzen und ihre Stimme zu verstellen, und dann könnten sie einem Kind alles weismachen. Das war ungefähr genau so dumm, wie sie es damals als kleines
Kind gewesen war, als sie geglaubt hatte, wenn sie so tat, als wäre sie eine Katze, dann würden die Leute sie tatsächlich für eine Katze halten.
Jetzt hörte sie, was ihre Eltern sich gegenseitig an den Kopf warfen. Gemeinheiten, Vorwürfe, die zu einem schlimmen Ende führen mussten.
»Was hättest du denn gern, das ich tue, Sara? Soll ich in ein Hotel ziehen? Das hier ist mein Zuhause. Du bist diejenige, die nicht glücklich ist. Warum ziehst du nicht aus?«
»Du bist derjenige, der fremdgeht …«
»Schwachsinn! Du vertraust mir nicht. Ist dir eigentlich klar, wie sehr du mich damit verletzt? Du denkst, du bist hier die Einzige, die leidet, Sara. Was ist mit mir?«
»Du bist doch derjenige, über den die Detectives Fragen stellen! Wie gut hast du Lisa Warwick gekannt? Wo warst du, als diese andere junge Frau verschwunden ist?«
»Du glaubst also allen Ernstes, dass ich ein Mörder bin?«
»Nein, das tue ich nicht! Aber…«
»Das ist einfach verrückt! Sie stellen Fragen, weil sie keine Antworten haben! So etwas nennt man Ermittlung. Das ist ihr Job.«
»Ich weiß, dass du etwas für Lisa empfunden hast. Ich weiß, dass sie etwas für dich empfunden hat …«
»Du glaubst also, dass ich etwas für sie empfunden habe, dass ich dich mit ihr betrogen habe, und gleichzeitig glaubst du, dass ich sie ermordet habe? Das ergibt doch keinen Sinn!«
»Nichts ergibt mehr einen Sinn! Uns ging es so gut. Wir waren eine glückliche Familie
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