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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Angst. In seinem Kopf ging alles so durcheinander, dass er meinte, sich gleich wieder übergeben zu müssen.
    Das war die schlimmste Nacht seines Lebens. Noch schlimmer, als die tote Frau zu finden, obwohl ihm immer wieder der Gedanke durch den Kopf ging, dass nichts von alldem passiert wäre, wenn er nicht auf die tote Frau gefallen wäre.
    Seine Mutter war außer sich gewesen, weil Miss Navarre ihm Fragen gestellt hatte. Miss Navarre sei kein guter Mensch, hatte sie ihm erklärt. Für das, was sie stattdessen war, hatte sie eine Menge Schimpfwörter parat, für die Tommy sich den
Mund mit Seife hätte auswaschen müssen, wenn er sie benutzt hätte.
    Aber er war auch kein guter Mensch - weil er Miss Navarre geantwortet hatte. Nur, was hätte er denn sonst tun sollen? Sie war seine Lehrerin, und sie hatte ihm eine Frage gestellt. Warum war diese Frage überhaupt so schlimm?
    Weil Miss Navarre seinen Vater damit angeblich beschuldigt hatte, ein Serienmörder zu sein.
    Tommy glaubte das zwar nicht, aber was, wenn es doch stimmte? Dann war es so, als ob Miss Navarre ihn belogen hätte. Die Vorstellung tat so weh, als würde man ihm ein Messer in die Brust stechen.
    Er wünschte, er könnte jetzt mit Miss Navarre reden. Sie war klug und fürsorglich und wusste normalerweise immer Rat. Sie hatte gesagt, dass sie ihm helfen wollte, dass er sie anrufen sollte, wenn er über irgendetwas, ganz gleich was, reden wollte.
    Er wollte sie anrufen.
    Er hatte Angst davor, sie anzurufen.
    Sie hatte gesagt, er könnte sie anrufen. Jederzeit.
    Er dachte daran, wie oft Miss Navarre in dieser Woche für ihn da gewesen war, um ihm zu helfen und ihn zu trösten. Und er war zwar irgendwie in sie verliebt, aber ihm war klar, dass sie ihn eher so behandelte, als wäre sie seine Mutter.
    Wie sehr er sich doch wünschte, er hätte eine Mutter wie sie oder wie die von Wendy. Mrs Morgan sah man immer lachen oder lächeln, und sie umarmte und küsste jeden, ohne dass es einen besonderen Grund dafür gab. So sollte eine Mutter sein, dachte er und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Seine Mutter war eine sehr unglückliche Frau, und er sollte Mitleid mit ihr haben. Das sagte sie selbst, wenn sie in einer ihrer traurigen Stimmungen war.
    In letzter Zeit neigte sie allerdings eher zu Wutanfällen.
Vor dem Abendessen hatte sie herumgetobt, wütend auf Tommy, wütend auf seinen Vater. Dafür sprach sie dann während des Essens kein Wort. Sie klapperte mit ihrem Besteck und kratzte damit über den Teller, als wäre sie wütend auf den Thunfischauflauf. Sie seufzte und machte immer wieder ts, ts, ts, wartete darauf, dass jemand sie fragte, was sie habe. Aber keiner fragte. Sein Vater und er wussten beide, wenn sie fragten, würde es wieder von vorn losgehen.
    Als sie mit Essen fertig waren, hatte sie die Teller vom Tisch gerissen und sie laut scheppernd ins Spülbecken gestellt. Dann beging sein Vater den unverzeihlichen Fehler, zu sagen, sie solle sich beruhigen, weil es völlig egal sei, was Miss Navarre dachte.
    O Mann! Da war sie völlig ausgerastet. Ob er den Verstand verloren hatte? Wie kam er auf die Idee, dass es keine Rolle spielte? Warum setzte er sich nicht zur Wehr, trat für sie ein, für seine Familie!
    Es war nie ein gutes Zeichen, wenn seine Mutter anfing, jede Silbe eines Wortes zu betonen. Das hieß, dass sie noch ewig so weitermachen würde.
    Und genau das hatte sie getan.
    Seinem Vater hatte es irgendwann gereicht, und er war gegangen, war in sein Auto gestiegen und einfach weggefahren. Er hatte Tommy allein zurückgelassen und seiner Mutter ausgeliefert. Das war nicht fair. Er war schließlich nur ein Kind. Selbst erwachsene Männer fürchteten sich vor seiner Mutter.
    Sie war wie besessen hin und her gerannt und hatte ihn in die Stadt geschleppt und wie einen preisgekrönten Hund spazieren geführt. Ihre Laune wechselte von entsetzlich wütend zu hocherfreut, Bekannte zu treffen, übereifrig darauf bedacht, ihn als ihren perfekten Sohn zu präsentieren.
    Tommy fühlte sich dabei immer unbehaglich. Er war sicher,
dass ihn alle für einen Trottel hielten, weil er das mit sich machen ließ.
    Und dann war sie auf Miss Navarre losgegangen. Mitten auf der Straße mit all den Leuten ringsum. Aber zu diesem Zeitpunkt war Tommy schon so müde und verwirrt gewesen und hatte sich schon so viel Geschimpfe von seiner Mutter anhören müssen, dass er nicht mehr wusste, was er denken sollte.
    Er wusste nur, dass er am liebsten im Erdboden

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