Schwaerzer als der Tod Thriller
Herz schwer. Das war so ungerecht. Sie waren eine super Familie. Das sagten alle ihre Freunde. Alle beneideten sie um ihre Eltern. Ihre Mutter war eine Art Künstlerin und ein bisschen ausgeflippt und hübsch. Ihr Vater sah gut aus und war immer lustig.
Unser Leben war so schön , hatte ihre Mutter gesagt.
War - als wäre das Vergangenheit.
Die beiden waren so egoistisch, dachte Wendy. Sie brüllten sich an, taten einander weh, und keiner dachte dabei an sie.
Gut, wenn sie meinten. Wenn sie egoistisch sein wollten, dann sollten sie das sein, aber allein. Sie sollten ruhig merken, dass sie auch ein Mensch war und mitreden wollte. Mal sehen, wie egoistisch sie waren, wenn sie merkten, dass sie weg war.
In einem anderen Viertel der Stadt schob die Mutter von Cody Roache ihren Sohn gerade aus der Haustür. Einer der Nachbarn wollte mit den Kindern in den Park gehen. Nicht in den Teil des Parks, wo sie die tote Frau gefunden hatten, sondern in den, wo die tollen Spielgeräte waren - die Schaukeln und das Klettergerüst und die Wippen.
Cody wollte nicht. Er hatte Angst. Aber seine Mutter sagte, er würde nie darüber hinwegkommen, wenn er nicht nach draußen gehen und normale Sachen tun und wie jedes normale Kind spielen würde.
In dem Kombi des Nachbarn drängten sich schon zehn Kinder. Wenn zehn Kinder und ein Vater dabei waren, würde er sich sicher fühlen. Cody warf einen Blick zu seiner Mutter zurück und kletterte in das Auto. Es wäre ihm nie in den
Sinn gekommen, dass er vielleicht nicht mehr zurückkehren würde.
60
Anne sagte den nachmittäglichen Ausflug nach Santa Barbara ab, wo sie einen Einkaufsbummel machen und ein paar Freunde von Franny auf ein Glas Wein treffen wollten.
»Die Woche war aufregend genug«, sagte sie, als sie sich vor dem Restaurant voneinander verabschiedeten. »Außerdem muss ich mir wirklich überlegen, was ich wegen Tommy unternehmen soll.«
Franny machte ein sorgenvolles Gesicht. »Halte dich, um Himmels willen, von Schwierigkeiten fern. Und versprich mir - wenn du heute Nacht nichts zu tun hast, und mit Zutun-Haben meine ich heißen Sex mit Vince -, versprich mir, dass du dann kommst und zusammen mit mir Golden Girls anschaust.«
» Golden Girls? « Anne hob die Augenbrauen. »Und danach legen wir eine Patience, ja?«
»Mach dich bloß nicht über meine Lieblingsserie lustig.«
»Wie käme ich denn auf die Idee?« Anne küsste ihn auf die Wange und versprach, ihn anzurufen.
Franny ging zum Parkplatz. Anne lief die Straße hoch zur Fußgängerzone und dachte, dass ihr vielleicht eine Lösung für die Probleme mit Tommy Crane einfiel, wenn sie sich mit einem Schaufensterbummel ablenkte und ihr Unterbewusstes arbeiten ließ … Vorausgesetzt, sie konnte es sich verkneifen, ständig an Vince zu denken. Leichter gesagt als getan.
Solcherart in Gedanken versunken, wäre sie beinahe an Peter Crane vorbeigelaufen. Er entfernte gerade das Suchplakat für Karly Vickers von der Tür seiner Praxis.
»Wurde sie gefunden?«, fragte Anne hoffnungsvoll.
Crane hielt mit dem Plakat in der Hand inne. »Ja. Man hat sie im gleichen Zustand wie Lisa Warwick gefunden.«
»O nein!«
»Aber sie lebt. Unglaubliche Geschichte.«
Anne betrachtete das Foto von Karly Vickers auf dem Plakat, während Peter Crane ihr erzählte, was er wusste. Sie wirkte schüchtern, aber glücklich. Anne hatte wie alle Leute Karlys Geschichte in der Zeitung gelesen. Die junge Frau hatte hart kämpfen müssen, um sich aus schwierigsten Lebensumständen zu befreien. Der goldene Anhänger mit dem Symbol des Thomas Center, eine Frau mit triumphierend hochgereckten Armen, war auch ein Sinnbild dafür, wie weit Karly es geschafft hatte. Jetzt würde sie hart darum kämpfen müssen, am Leben zu bleiben.
Angesichts Karlys Geschichte kamen Anne ihre eigenen Probleme lächerlich banal vor.
»Ich bin froh, dass ich Ihnen hier zufällig begegne, Dr. Crane«, sagte sie. »Ich glaube, es gab da ein Missverständnis, das ich gerne aufklären würde.«
Sie wollte gar nicht wissen, was ihm seine Frau über den gestrigen Abend erzählt hatte. Das Beste war jedenfalls, wenn sie an Ort und Stelle die Angelegenheit ins richtige Licht rückte.
»Gerne«, sagte Crane. »Kommen Sie doch mit in die Praxis.«
Er hielt ihr die Tür auf und verriegelte sie hinter sich. Annes Herzschlag setzte einen Moment aus.
»Damit keiner einfach reinspaziert«, sagte er zur Erklärung.
Offensichtlich waren sie allein. Niemand war am
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