Schwaerzer als der Tod Thriller
schlug. Dennoch hatte Dennis immer geglaubt, dass sein Vater zu den Guten gehörte und dass mit ihm selbst etwas nicht stimmte und sein Vater deshalb immer so wütend auf ihn war. Er, Dennis, war böse und dumm und hatte einen Dachschaden, und seine Mutter war nur eine versoffene, dumme Schlampe, die es nicht besser verdiente.
Das mochte ja alles stimmen, aber inzwischen dachte er anders über seinen Vater.
Sein Rucksack war schwer, weil er so viel Zeug aus der Küche mitgenommen hatte - Dosen mit Suppe, Thunfisch, Bohnen -, Sachen, die er brauchte, um sich selbst zu versorgen. Er stapfte weiter, schob das Herbstlaub vor sich her und dachte an nichts anderes als an sein Ziel.
Das gelbe Absperrband war stellenweise zerfetzt, so als würde sich niemand mehr für den Fundort der Leiche interessieren. Das war gut. Dann würde auch niemand kommen und ihn stören. Dennis ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen und setzte sich auf den Stein, auf dem der Kopf der toten Frau gelegen war.
Es war Zeit fürs Mittagessen, und genau an dieser Stelle wollte er es einnehmen: in einem Grab.
Wendy ging nicht in den Wald. Sie blieb lieber auf der Wiese, wo es keine abgefallenen Äste oder dornigen Büsche oder Gräber gab. Sie saß mit überkreuzten Beinen auf einer Bank und kritzelte in ihr Heft.
Es war still hier, die Art von Stille, bei der man im Hintergrund die Vögel und das Plätschern des Wassers in dem Brunnen auf der anderen Seite des Wegs hörte. Nicht die Stille wie zu Hause.
Sie fragte sich, ob ihr Vater ganz wegziehen oder nur von zu Hause ausziehen würde. Er war viel in Sacramento, aber vielleicht behauptete er das ja nur, während er eigentlich zu der anderen Frau ging. Wendy fragte sich, ob sie auch Kinder hatte, und wenn ja, ob sie sie vielleicht kannte? Was, wenn die Kinder bei ihr in der Klasse waren? Was, wenn sie sie nicht mochte? Was, wenn Dennis Farman ihr Stiefbruder werden würde?
An solche Dinge dachten Erwachsene nie, die interessierten sie überhaupt nicht.
Natürlich würde sie bei ihrer Mutter wohnen. Sie würden
in dem Haus bleiben. Vielleicht würde ihre Mutter wieder anfangen zu arbeiten. Sie hatte auch vor Wendys Geburt gearbeitet. Im Wohnzimmer gab es ein Foto von Mom und Dad im Talar, wie sie ihre Collegezeugnisse überreicht bekamen. Das hieß doch bestimmt, dass sie eine gute Stelle bekommen könnte.
Oder, dachte Wendy, als sie zu den Bäumen hinübersah, sie könnte ihr Buch darüber schreiben, wie sie und Tommy die Leiche gefunden hatten, und es würde ein Film danach gedreht, und sie würde reich werden. Dann würde es ihrem Vater leidtun.
Cody bewegte sich wie ein Affe in dem Klettergerüst. Affen hatten es gut. Sie waren seine Lieblingstiere im Zoo von Santa Barbara - besonders die Weißhandgibbons mit ihren ellenlangen Armen, mit denen sie sich von Ast zu Ast hangelten. Er tat so, als sei er ein Weißhandgibbon, und fing an, laut wie ein Affe zu kreischen, während er in dem Gerüst herumturnte.
Gleich nach dem Wunsch, Astronaut zu werden, kam der Wunsch, den Zoo von San Diego zu besuchen. Seine Mutter hatte gesagt, dass sie nächsten Sommer vielleicht alle zusammen in den Ferien dorthin fahren würden. Im Zoo von San Diego gab es bestimmt alle möglichen Affenarten, darauf würde er wetten.
Cody war froh, in den Park gekommen zu sein. Er hatte überhaupt keine Angst mehr. Er verließ das Klettergerüst, lief zur Wippe und fing an, mit einem kleineren Kind aus seiner Straße zu wippen.
Ja. Er war wirklich froh, in den Park mitgegangen zu sein.
Im Wald kramte Dennis eine Dose Bohnen aus seinem Rucksack und holte sein Taschenmesser heraus. Er hatte
keine Ahnung, wie dieses Ding, das angeblich der Dosenöffner war, überhaupt funktionierte.
Es sah kein bisschen aus wie die Dosenöffner, die Dennis kannte. Er versuchte es so herum und andersherum, aber mehr als eine Delle brachte er nicht zustande, bevor die Dose wegrutschte. Und mit jedem Versuch schien sein Hunger größer zu werden. Außerdem fing er an, etwas zu fühlen.
Er fing an zu fühlen.
Mit zitternden Fingern klappte er den Dosenöffner wieder zusammen und schnitt sich dabei in den Finger. Hellrotes Blut quoll aus der Wunde. Er starrte eine Weile darauf, dann leckte er es ab.
Er klappte die große Klinge heraus und stach auf den Deckel der Dose ein. Das machte er immer wieder, bis die Sauce aus den Löchern spritzte.
Er stach mit dem Messer auf die Dose ein und fühlte, wie etwas in seiner Brust zu
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