Schwaerzer als der Tod Thriller
Kapiert?«
»Ja, Sir«, sagte Mendez und verfiel wieder in den von den Marines her gewohnten Ton des Gehorsams.
»Ich möchte nicht, dass irgendetwas von einer möglichen Verbindung zwischen den Opfern durchsickert.«
»Nein, Sir.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass die Jungs vom BSU groß das Maul aufreißen. Das werde ich nicht zulassen.«
»Nein, Sir, natürlich nicht, Sir.«
Dixon trat einen Schritt zurück, seufzte und sah sich um. »Rufen Sie einen Streifenwagen, der Sie abholt. Ich werde Jane nach Hause fahren.«
»Ja, Sir.«
Dixon warf ihm einen verlegenen Blick zu. »Wir sind befreundet.«
»Das geht mich nichts an, Sir«, erwiderte Mendez.
»Nein, das geht Sie nichts an.«
16
Die Roaches wohnten in einem bescheidenen Haus in einem etwas heruntergekommenen Viertel der Stadt. Das Haus hätte einen Anstrich vertragen können, aber im Übrigen war es sehr gepflegt. Jemand hatte einen Topf mit rostroten Chrysanthemen auf die Eingangsstufen gestellt, was dem Ganzen einen Farbtupfer verlieh.
Anne klingelte und wartete. Codys Mutter hatte morgens in der Schule angerufen, um Bescheid zu sagen, dass ihr Sohn krank sei und nicht in die Schule kommen könnte. Anne hatte den ganzen Tag über immer wieder an ihn gedacht. Er war das einzige der vier Kinder, die die Leiche entdeckt hatten, das sie noch nicht wieder gesehen hatte. Nach Schulschluss war sie daher ins Auto gestiegen und direkt zu den Roaches gefahren.
Ein kleiner Hund rannte kläffend durchs Haus, gefolgt von Renee Roache. Codys Mutter war klein und dünn, sie hatte strähnige braune Haare und ein blasses Gesicht. Sie kellnerte tagsüber in einem Schnellrestaurant unweit des Colleges, in dem ständig Hochbetrieb herrschte und der Verdienst mies war. Ihr Mann arbeitete als Hausmeister im Mercy General, wo er die Nachtschicht hatte.
»Ich hoffe, ich störe nicht, Mrs Roache«, sagte Anne. »Ich wollte mich nur nach Cody erkundigen.«
Renee Roache trug denselben Ausdruck der Verwirrung im Gesicht wie der Hund zu ihren Füßen, ein dicker braunweißer Terrier, der seinen Kopf fragend von einer Seite auf die andere neigte. »Das wäre nicht nötig gewesen. Er hat nur eine leichte Magenverstimmung.«
Jetzt war es an Anne, verwirrt dreinzusehen. »Ja, also, ich dachte, nach dem, was gestern passiert ist …«
»Was ist denn gestern passiert? War etwas in der Schule?«
»Hat das Rektorat Sie nicht angerufen?«
»Nicht dass ich wüsste. Ich war heute früh einkaufen, etwas für Codys Magen. Vielleicht haben sie in der Zeit angerufen. Wir haben keinen Anrufbeantworter.«
»Oh«, sagte Anne etwas ratlos. Cody hatte seiner Mutter offensichtlich nichts davon erzählt, dass er eine Leiche im Wald gefunden hatte. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass ein Kind so etwas für sich behalten konnte.
»Was war denn los?«, fragte Renee besorgt.
Anne holte tief Luft. »Vielleicht sollten Sie sich besser setzen.«
Sie gingen in das kleine Wohnzimmer der Roaches, wo eine Wiederholung von Raumschiff Enterprise im Fernsehen lief. Anne erwartete, Cody vor dem Fernseher auf dem Sofa sitzen zu sehen. Raumschiffe waren seine große Leidenschaft. Aber es saß niemand auf dem Sofa, und Renee bot ihr einen Platz an.
Offenbar stand das Abendessen auf dem Herd, denn aus der Küche drang der Geruch nach Brathähnchen. Der kleine Hund sprang auf das Sofa, um Anne genauer zu inspizieren.
Anne kam es so vor, als würde sie die Geschichte zum zehnten Mal erzählen. Codys Mutter saß wie betäubt da.
»Warum hat er mir nichts davon gesagt?«, fragte sie, ihre Stimme so dünn wie die ganze Frau. »Als er gestern nach Hause kam, war ihm schlecht. Außerdem hatte er sich in die Hose gemacht. Ich dachte, er hätte sich in der Schule etwas geholt oder sich den Magen verdorben … Er hat kein Sterbenswörtchen von dieser Sache erzählt.«
»Machte er einen aufgeregten Eindruck?«
»Na ja, das schon, aber… Er ist zehn. Ich dachte, er regt sich auf, weil er sich in die Hose gemacht hat. Er wird oft von den anderen gehänselt, müssen Sie wissen.«
Das stimmte. In dem Raubtierkäfig, den die Schule darstellte, stand Cody Roache ziemlich weit unten in der Rangordnung. Kinder konnten grausam sein, die weniger schönen Instinkte des Menschen mussten erst noch hinter List, Lüge und Höflichkeit verborgen werden, welche die Erwachsenen sich im Laufe der Jahre aneigneten. Und das bekamen vor allem die Kinder zu spüren, die ein bisschen anders waren, ein bisschen
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