Schwaerzer als der Tod Thriller
geschafft habe, erst jetzt eines zu bekommen.«
Mendez sah ihn misstrauisch an. »Geht es Ihnen wirklich gut?«
»Ja, natürlich.«
»Sie haben sich einen Schnurrbart wachsen lassen«, sagte Mendez, wohl wissend, was das hieß.
»Ich versuche nur, mich den hiesigen Gepflogenheiten anzupassen«, erwiderte Vince. »Und jetzt wollen wir uns erst einmal Ihre Leiche anschauen.«
19
Der Geruch war das Erste, was einem im Leichenschauhaus des L. A. County auffiel. Das Lüftungssystem war nicht für die Menge an Toten, die hier untersucht wurden, ausgelegt. Niemand im Empfangsbereich schien sich daran zu stören.
Dixon plauderte mit einer Gruppe von Assistenten, die an einem langen weißen Tisch saßen und darauf warteten, dass sie wieder Arbeit bekamen. Wenn eine Leiche eintraf, wurden die Fingerabdrücke genommen, sie wurde vermessen, fotografiert, in Plastik verpackt und in den Kühlraum gebracht, bis sie an der Reihe für eine Autopsie war, falls diese für nötig erachtet wurde. Bis dahin machte das Personal Pause, um zu plaudern, Kaffee zu trinken und dem Zischen des Insektenvernichters zu lauschen.
»Viel zu tun?«, fragte Dixon und nahm sich, ohne zu fragen, eines von den Bonbons auf dem Tisch.
»Das Übliche«, sagte ein glatzköpfiger Assistent mit der Statur eines Holzfällers und unzähligen Tätowierungen auf seinen kräftigen Armen. Er machte den Eindruck, als würde er schon seit Ewigkeiten im Leichenschauhaus arbeiten. Der Typ Mann, der einen von Maden zerfressenen Leichnam in den Autopsieraum fuhr und sich dann hinsetzte und ein Brot mit Eiersalat aß.
Die einzige Frau, eine hübsche Brünette Mitte zwanzig, sagte: »Vierzehn ungeklärte Todesfälle, drei Morde, vier Selbstmorde und sechs Unfälle.«
»Den toten Kanarienvogel nicht zu vergessen«, warf Vince ein.
Die junge Frau lachte.
»Kaum zu glauben«, sagte der kräftige Mann, »zwei der Unfallopfer waren Männer, die bei dem Versuch, eine Katze
zu retten, von einem Baum gefallen sind. Wie blöd kann man eigentlich sein? Die Viecher kommen schon runter, wenn sie wollen. Oder hat jemand schon mal ein Katzenskelett in einem Baum gesehen?«
»Die beiden wollten vielleicht bei ihren Freundinnen Eindruck schinden«, sagte Vince.
Die junge Frau verdrehte die Augen. »Jede Frau, die sich einen so doofen Typen aussucht, sollte aus dem Genpool rausgeworfen werden.«
Vince grinste sie an. »Wo bleibt denn da die Romantik?«
Sie lachte wieder. »Die habe ich heute zu Hause gelassen.«
»Hat jemand Mikado gesehen?«, fragte Dixon.
»Raum drei«, sagte der Stämmige. »Er erwartet Sie schon.«
»Danke.«
»Hat mich gefreut, Sie mal wiederzusehen, Cal.«
»Das kann ich nur erwidern, Buck.«
Vince zwinkerte der Frau zu und stellte zufrieden fest, dass sie zurückzwinkerte. Vielleicht sah er doch nicht so schlimm aus.
Er holte Dixon ein.
»Da haben Sie wohl einige Strippen ziehen müssen, damit Ihre Leiche vorgezogen wird.«
Das Leichenschauhaus des L. A. County war legendär. Es war rund um die Uhr offen und führte jedes Jahr etwa zwanzigtausend Autopsien durch. An jedem x-beliebigen Tag des Jahres lagen um die zweihundertfünfzig Leichen in den Kühlfächern.
»Ich habe Jahre gebraucht, bis ich diese Strippen alle beieinanderhatte«, sagte Dixon. »Und wann sollte ich sie ziehen, wenn nicht jetzt.«
Sie gingen in den dritten Autopsieraum, wo sie in gelbe Kittel und Überschuhe schlüpften und OP-Masken aufsetzten, damit sie nichts kontaminierten und selbst nicht kontaminiert
wurden. Der Pathologe und seine Leute trugen blaue Kittel. Einige hatten Brillen oder Masken aufgesetzt. Einer trug eine kleine Gasmaske. Dixon stellte sie vor.
»Mik, das sind Detective Tony Mendez und Special Agent Vince Leone vom FBI. Tony, Vince: Das ist der stellvertretende Leiter der Gerichtsmedizin, Dr. Mik Mikado.«
Mikado war der mit der Gasmaske. Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wow. Du fährst ja schwere Geschütze auf, Cal.« Er nickte Vince zu. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin ein großer Fan von Ihnen.«
Vince verdrehte die Augen. »Keine Autogramme heute. Ich helfe nur aus. Der Star der Show liegt dort«, sagte er und deutete auf die Tote, die nackt auf dem Stahltisch lag. »Dann wollen wir mal sehen, was sie uns verraten kann.«
Sie machten sich an die Arbeit. Auf der anderen Seite des Raums wurde eine zweite Leiche obduziert. Der Gerichtsmediziner und seine Assistenten bewegten sich schweigend umeinander wie Tänzer, die denselben
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