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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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russische Raumfähren sein oder beliebte Nationalgerichte. Was da eigentlich los war, davon haben sie keine Ahnung, sie finden den Osten einfach originell. Sie mögen meine Oma. Sie singen Alle Jahre wieder das Klavier hinauf und wieder runter und lassen den Herrgott einen guten Mann sein.
    Das klingt ja großartig!
    Du fällst auch auf alles herein. Das war nur die Version, die auf große glückliche Familie macht.
    Gibts in großen glücklichen Familien eine andere?
    Nein, natürlich nicht.
    Und dafür übst du den Kinderpunsch? Ich dachte immer, du kannst nur Butterbrot und dazu maximal ein Sirupwasser.
    Kann ich auch. Bisher. Ich steigere meine Attraktivität.
    Alles wegen der Familie in Pommern?
    Für meine Frau.

36. Die Natur hupft nicht

    Frau?, sagte Glaser, was für eine Frau? Du hast gar keine Frau.
    Danke, dass ihr mich alle immer wieder daran erinnert! Ich steigere meine Attraktivität. Dann finde ich meine Frau. Wenn meine Frau mir Zimtsterne backen würde, fände ich das attraktiv. Ich finde Zimtsterne backen attraktiv. Nur Butterbrot ist nicht so attraktiv.
    Und wie machst du das?
    Ich besuche einen Kochkurs.
    Glaser zupfte nachdenklich die Saiten, schaute ihn an, sieh an, sagte er, er lächelte. Der Frederik. Und jetzt lernst du Zimtsterne backen.
    Zimtsterne. Früchtebrot. Die ganze attraktive Weihnachtsbäckerei. Kinderpunsch. Man weiß nie, was die Zukunft bringen wird, es ist klug und auch attraktiv, vorausschauend zu planen. Wenns hart auf hart kommt, kann ich auch Kinderpunsch.
    Hast du Zimt dafür gekauft.
    Zimtstangen, Sydow lehnte sich weiter nach hinten, bis er auf dem Rucksack auflag, schob sich ein paar Kissen unter die Arme und schlug die Beine übereinander und schoppte den Schal unter dem Kinn zusammen, betrachtete Glaser. Kennst du dich aus in der Weihnachtsbäckerei?
    Nein.
    Es lohnt sich, bei Gewürzen selbst zu mörsern, die Qualität macht einen aromatischen Quantensprung.
    Natura non facit saltus.
    Ja klar, sagte Sydow, wenn man wie du noch in der Antike in die Schule gegangen ist. Vermutlich kannst du nicht einmal Latein.
    Wohl kann ich Latein. Sag mir was und ich übersetze es flugs.
    Beati pauperes spiritu.
    Sehr witzig. Das, was du tust, ist nicht Latein können, sondern zu viel Asterix lesen. Ich bleibe dabei, die Natur macht keine Sprünge.
    Doch, quasi subatomar, für einen feinen Gaumen ist das gigantisch, ein Quantensprung.
    Ist Physik dein neues Steckenpferd.
    Nein. Kochen ist mein neues Steckenpferd, ich ringe nur nach Worten.
    Sag das doch gleich. Wir müssen nicht so tun, als verstünden wir was von Physik oder Latein. Du magst gerne kochen, du musst nicht mit Worten ringen, du kaufst Zimt im Küken und Kater und da wären wir wieder.

37. Kaffee ist alle

    Links an der Wand, sagte Sydow, haben sie doch diese handverpackten kleinen Zellophanbeutel für Gewürze. So Inderzeug, die sind sehr gut, aber billiger als die industriell verpackten. Dachte ich zumindest. Doch ich musste sehen, die vier mickrigen Zimtstangen kosten drei Mal so viel wie die in der richtigen Verpackung, mindestens. Gehe ich also mit den beiden Packungen nach vorn und frage, was es damit auf sich hat. Die beiden schauen sich streng die Packungen an und – die schauen so streng im Küken und Kater , ich habe immer Angst, wenn ich da einkaufe, dass eine mich ausschimpft. Weil ich die Schuhe nicht ordentlich abgestreift habe oder alles anfasse oder es liegt ein angebissener Apfel in der Obstauslage und sie denken, ich wars oder –
    Kommst du noch zum Punkt?
    Hast du eigentlich nichts zu essen?
    Glaser zupfte einen letzten Akkord, oder, murmelte er und hielt das Cello auf Armlänge von sich entfernt, was man unter normalen Instrumenten einen Akkord nennen würde. Bei dir tappe ich noch völlig im Dunkeln, ist es ein Schmerzensschrei? Ein Hilferuf? Das Brausen der ganzen Welt? Man weiß es nicht. Er legte das Cello weg und ging in die Küche, legte das Cello weg, murmelte er, oder, was man unter normalen Instrumenten ein Cello nennen würde. Sydow stemmte sich aus den Kissen und ging ihm nach.
    Brot? Glaser öffnete die Brotschublade.
    Ja, sagte Sydow.
    Kuchen ist auch noch da, Apfelkuchen.
    Sydow ging in der Küche herum, nahm eine blaue Dose vom Regal, schaute hinein, alles, sagte er, und Kekse, sagte er. Er nahm sich einen Keks heraus, lehnte sich gegen die Spüle.
    Glaser holte das Brot aus dem Kasten, schnitt zwei Scheiben ab und legte die Brotstücke auf den heißen Herd, willst du Tee?
    Lass

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