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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Analytiker servierte uns perfekt gebrühten Kaffee und Speckeier und reichte mir den Brotkorb. Die Alphörner verklangen zwischen Berggipfeln und Alpenglühen, Hrdlicka begann mit serbelnder Stimme irgendeinen eitlen Sermon, ich nahm mir alle Brötchen aus dem Korb, schaute den Analytiker böse an, jetzt würde es sicher gleich interessant, das gefiel mir nicht.

71. Es bleibt mysteriös

    Sydow hatte das Tonbandgerät ausgeschaltet, er und Stanjic sahen sich an.
    Verstehst du das?, fragte Stanjic, er nahm Sydow die Schokolade aus der Hand und steckte sich ein Stück in den Mund.
    Nein, sagte Sydow. Aber ich habe mir noch zwei weitere Filme angesehen, willst dus hören?
    Sag mir doch zuerst, wer das war in dem Film. Der, den wir kennen, hakte Stanjic nach, woher kennen wir ihn.
    Sag ich dir nach den beiden Filmen, okay? Dann gehst du ganz unvoreingenommen an die Sache heran, also hör zu.

72. Im Süden ist es schön

    Sydow erzählte ihm einen weiteren Film, er spielt, sagte er, im Tessin.
     
    Das kürzen wir alles weg, sagte Olaf, er nahm beherzt seinen Stift und kürzte alles weg.
    Aber das ist doch, rief ich, enorm aufschlussreich, man erfährt so allerhand, über Katharina und –
    So viel wollen wir gar nicht wissen, teilte er mir mit, Ende der Diskussion.
    Ich möchte Sie damit, mein lieber Leser, darüber in Kenntnis setzen, dass an dieser Stelle nun noch der ein oder andere hochinteressante Film verhandelt würde, wäre da nicht Olaf. Olaf hats nicht so mit der Kunst, den Neuen Medien, Olaf möchte generell eher nicht so viel wissen.

73. Katharina ist eine interessante Frau

    Tja, warum das so ist, das würde in dem geschilderten Film sehr anschaulich zur Geltung kommen, aber bitte, Sie müssens mir – dank Olaf – einfach glauben: Katharina ist eine interessante Frau. Wirklich.

74. Bin ich nur eine Episode?

    Das war der eine Film, sagte Sydow.
    Sie saßen im Auto, standen auf der leeren Kreuzung. David Stanjic hatte die Hände locker ums Lenkrad gelegt und schaute versunken auf das regelmäßige Blinken des gelben Ampellichts. Was hatte das zu bedeuten?
    Er fühlte sich hereingelegt. Von Katharina, von Simon. Hatten sie ihn hereingelegt? Warum? Machten die beiden gemeinsame Sache? Gegen ihn?
    Es traf ihn schwerer, als er vermutet hätte. Er war damals aus Zürich abgefahren, von Katharina davongefahren in einer Art – Ratlosigkeit. War er verliebt? Er wusste es nicht. War Katharina verliebt? Das wusste er noch sehr viel weniger.
    Er hatte bei ihr gewohnt, er war in den ersten Tagen noch eingenommen gewesen von den Versuchen, den St. Galler Spezialisten dingfest zu machen. Jetzt im Nachhinein erschien ihm diese Unternehmung als eine Art hysterischer Aberration. Er erklärte es sich damit, dass er auf Umwegen versuchte, seine österreichische Episode, wie er es chiffrierte, sprich, seine Zeit mit Klara, zu bearbeiten. Es war seine Zeit mit Klara, wie auch die Zeit nach Klara eine völlig unbearbeitete, ja, es war nicht nur eine unbearbeitete, es war auch – zumindest von seiner Seite – eine weitestgehend unverstandene. Er deutete seine Celloreise als Versuch, sein Leben, musikalisch wie auch nebenmusikalisch, wieder ins Lot zu bringen. Für viel mehr war nicht Platz gewesen. Er hatte für alles, was sich vielleicht unter Erotik subsumieren ließe, keine Kapazität gehabt, keinen Blick und kein Sensorium.
    Er war dann in diese Uetliberg-Episode geraten, mit einer Verwunderung, die eigentlich bis heute nicht nachgelassen hatte. Er war am Folgetag verwundert gewesen und war nicht minder verwundert am Abend in den Nachtzug nach Berlin geklettert und seither war er verwundert geblieben. Was aber hinzugekommen war, war die langsam keimende Gewissheit, dass es so mit ihm nicht weiterging. Er konnte nicht weiter zu einer Frau kommen wie die Jungfrau zum Kind.
    Er musste grinsen. Stimmte das? War er zu Klara gekommen wie die Jungfrau zum Kind?
    Ja, das stimmte. Er hatte nicht um sie geworben, er hatte sie nicht erkämpft, sie war einfach gekommen, war von der anderen Straßenseite herübergekommen und dann war sie irgendwann wieder gegangen. Nicht einmal dann war er in die Gänge gekommen, er hatte es hingenommen wie vorher ihr Kommen. Bei ihm konnte man kommen und gehen, gerade, wies einem Freude machte, es war ein Jammer. Seine Initiativfähigkeit war gleich null. Ein Wunder, dass sie gekommen war. Kein Wunder, dass sie wieder gegangen war. Ein Wunder, dass Katharina gekommen war, kein Wunder, dass sie es

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