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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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wiehernd, David, sagte er, das ist irgend so ein mieses Kunstprojekt, jede Wette, das hat mit der regulären Auskunft überhaupt nichts zu tun! Diese doofen Sprüche, Sie wollen einen Stau umfahren und wissen aber nicht, wo einer ist? Nicht mal die Farben stimmen, lila, was soll das für eine Firma sein, die Telekom ist pink und weiß. Das sind die Farben der Auskunft.
    Kunstprojekt, wiederholte Stanjic konsterniert, was für ein Kunstprojekt.
    Oder kein Kunstprojekt, was soll das auch für eine Kunst sein, irgendein – Projekt, was weiß ich, Berlin, Stadt der Projekte. Jedermann macht ständig ein Projekt, da blickt man doch nicht durch. Vielleicht eine Werbung.
    Eben, eine Werbung für die Auskunft, was sonst.
    Wenn, dann eine Werbung für Grieg, vielleicht vom Opernhaus, zum Schon-mal-Reinhören.
    Stanjic schwieg wieder, zu so was fehlten ihm die Worte. Themenwechsel. Aber wieso kennst du dich so gut aus?
    Ich wohne hier.
    Ach so, sagte Stanjic resigniert. Themenwechsel.
    Ernsthaft jetzt, Frederik: Ist das immer derselbe Mann? Der in der Schlange hinter uns steht?
    Hier ist keine Schlange, weit und breit kein Auto in Sicht.
    Umso merkwürdiger, dass er dann hinter uns steht, oder? Er hat schon eine ganze Weile hinter uns gestanden, ich habe ihn beobachtet. Schon die ganze Zeit, als noch das Tonband lief, stand er hinter uns. Das war wie in einem richtigen Krimi, direkt unheimlich. Auch wie er so nach vorne gekommen ist, lässig einen letzten Zug von der Zigarette genommen und sie dann so nebenbei weggeworfen –
    Lässig sagt heute kein Mensch mehr, ein furchtbares Wort. Und wenn das aus einem Buch war, dann aus einem schlechten. Er stand mit dem Auto auf der Kreuzung, vermutlich, weil er nicht weiterwusste. Er wollte zum Alex und wusste nicht, wo der wohnt, hat vergeblich seinen Stadtplan konsultiert, ihn nicht aufklappen können und hat aufgegeben. Hat sich gedacht, ich frag mal lieber, und dann hat er lieber uns gefragt. Ist ja hier sonst keiner, den man fragen könnte. Alle sind sie weg, mankind , einfach verschwunden, die Erde ist evakuiert worden.
    Lass den Blödsinn, da hört mein Humor auf, ja? Das mit diesem Film verzeih ich dir nie. Er ist nicht zum Alex gefahren.
    Ja und? Vielleicht dachte er, ich wolle ihn verarschen.
    Das glaube ich nicht.
    Vielleicht hat er sich’s anders überlegt.
    Du willst mich mit meinen eigenen Waffen schlagen, richtig? Aber hier stimmt was nicht. Er überlegte. Was war es für ein Auto.
    Machst du Witze? Hältst du mich für einen, der auch nur eine Automarke kennt? Ein Auto ist ein Auto.
    Ja, aber was für eine Farbe.
    Ach so. Rot.
    Und was für eine Autonummer?
    Weiß ich nicht. Aber es war rot und grau und weiß, vorne rot, hinten grau und weiß gestreift.
    Berliner Nummer?
    Sydow überlegte, keine Ahnung. Aber auf dem Auto stand was.
    Stanjic wartete, die Ampelanlage blinkte, er merkte, wie müde er war, wie unendlich müde er war.
    Flink , sagte Frederik nach reiflicher Überlegung, auf dem Auto stand Flink .
    Bist du sicher?
    Sicher nicht. Aber es stand was darauf, was wie Flink .
    Stanjic holte sein Notizbuch aus der Jackentasche und notierte sich was.
    Was notierst du da.
    Na, alles: das rote Auto, die Streifen, Flink.
    Aber unter was notierst du das.
    Unter: was sonst noch geschah.
    Ach so. Wollen wir mal weiterfahren? Sydow gähnte herzhaft, ich muss ins Bett.
    Stanjic startete das Auto und fuhr langsam über die Kreuzung, Sydow diktierte ihm den Weg. Er kannte ihn, weil er hier wohnte. Berlin war ein Dorf.
    Und was denkst du über die Filme?, fragte er dann.
    Keine Ahnung, ich kapiere gar nichts. Gar nichts. Und wer ist nun der Mann im Film? Der, den wir von irgendwoher kennen?
    Gabriel.
    Ich kenne keinen – Gabriel? Er starrte Sydow an, von den Dias? Gabriel aus Israel?
    Exakt. Auf die Fahrbahn schauen bitte! Exakt, der Gabriel. Spielt in den Filmen mit. In diesen Zürichfilmen, es muss eine Zürichphase gegeben haben bei Simon, oder genau genommen eine Schweizer Phase. Hat er mal irgendwas Diesbezügliches erwähnt?
    Nein. Stanjic schaute angestrengt auf die Fahrbahn, er überlegte, nein. Er versuchte sich zu erinnern, ob irgendwelche von den Filmen, die er bis anhin gesehen hatte, in Zürich gespielt hatten, aber er hätte geschworen, dass dem nicht so war. Sie hatten an Orten gespielt, die er nicht kannte. Gut, der Film von Gagarin und Armstrong, wer kannte schon das Weltall, aber sonst? Einer, den er gut erinnerte, spielte an einem großen Brunnen,

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