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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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genau zu sein sogar regelrecht widerwärtig. Ortsansässige Kunstschaffende.
    In der Bergstraße, gehen Sie mal vorbei, wenn Sie in der Gegend sind, aber wie gesagt, wirklich überzeugend ist es nicht.
    Wenn einem etwas gründlich, wirklich gründlich die Laune verderben kann, so sind das ortsansässige Kunstschaffende. Es ist ein bezeichnendes Merkmal unserer Zeit, dass metaphysische Gemeinschaften dieser Art von Obszönitäten Platz machen, wenn Sie dieses wahnwitzige, angeschwollene Wolfsglied gesehen hätten, wüssten Sie, was ich meine. Gehen Sie lieber nicht hin, meiden Sie die Bergstraße, hüten Sie sich vor ortsansässigen Kunstschaffenden.

76. Sie wollen zum Alex und wissen aber nicht, wo der wohnt?

    Die Stimme verstummte. Frederik Sydow nahm das Mobiltelefon und steckte es in die Tasche. Und, sagte er munter, was sagst –
    Frederik, sagte Stanjic langsam, dreh dich mal nicht um.
    Frederik drehte sich um, was, sagte er –
    Ich sagte doch gerade, begann Stanjic, sie hörten eine Autotür zuschlagen, er kommt, flüsterte Stanjic.
    Wer denn, flüsterte Sydow zurück.
    Der Mann, der schon seit geraumer Zeit in dem Auto hinter ihnen saß, ebenfalls stehend, den Motor ausgestellt, die Warnblinkanlage an, auf einer leeren Kreuzung, irgendwo in Berlin, mitten in der Nacht.
    Er war ausgestiegen und langsam nach vorne gekommen. Er rauchte eine Zigarette und warf sie weg, beugte sich herunter und klopfte an die Scheibe. David Stanjic kurbelte das Fenster herunter, er konnte ihn in dem fahlen Licht der Straßenlaternen, des blinkenden Ampellichts kaum ausmachen.
    Ja bitte?, krächzte er.
    Wo gehts denn hier zum Alex, sagte der Mann, er starrte ins Innere des Autos.
    Zum Alex? Stanjic schluckte, zum Alex?, dachte er verdattert. Ich habe keine Ahnung, sagte er.
    Sydow lehnte sich über ihn herüber und sagte: Immer geradeaus, können Sie eigentlich gar nicht verpassen. Sie fahren hier den Kaiserdamm entlang, bis er in die Bismarckstraße übergeht, die geht über in die Straße des 17. Juni, beim großen Stern in den Kreisel rein und geradeaus wieder beim 17. Juni raus, beim Brandenburger Tor müssen Sie kurz links umfahren, Dorotheenstraße, ist aber ausgeschildert, dann wieder auf die Verlängerung des 17. Juni, heißt dort Unter den Linden, immer geradeaus, die geht dann über in die Karl-Liebknecht-Straße und schon sind Sie da, sind vielleicht zehn Kilometer.
    Danke. Der Mann schaute noch einen Tick zu lange zu ihnen herein, klopfte dann zweimal aufs Autodach und ging zurück zu seinem Fahrzeug.
    Stanjic sah ihm im Rückspiegel dabei zu, wie er einstieg, die Warnblinkanlage ausstellte und den Motor startete. Er fuhr um sie herum, hupte kurz und fuhr über die Kreuzung in –
    Ja, was macht der denn, rief Sydow.
    Was denn, sagte Stanjic.
    Er fährt in die Königin-Elisabeth-Straße!
    Ja und?
    Ja und, ja und! Da gehts nicht zum Alex, ja und! Ich habe ihm gerade lang und breit erklärt, dass er bloß geradeaus fahren muss, hier über die Kreuzung, dann ist er auf der Bismarck und immer weiter, immer geradeaus und er fährt los und biegt links ab!
    Vielleicht dachte er, du willst ihn verarschen, sagte Stanjic, für mich klang das, als würdest du ihn verarschen, ich meine, wir müssen ewig weit weg sein vom Alex und du sagst, als wärs gleich um die Ecke, immer geradeaus, können Sie gar nicht verpassen.
    Es ist nicht um die Ecke! Bloß geradeaus, keine Ecken! Einfach quer durch die Stadt, kann man nicht verfehlen!
    Ist doch egal, aber sag mal, wieso weißt du so genau Bescheid? Ich habe a) keine Ahnung, wo wir sind, und b) weiß ich noch viel weniger, wie ich von hier wieder irgendwo hinkomme, wo ich weiß, wo ich bin. Zum Beispiel zum Alex. Von dort finde ich immer nach Hause, zumindest mit den Öffentlichen.
    Vermutlich ist er genau wie du, erst mal zum Alex. Umso unbegreiflicher, dass er dann gar nicht hinfährt!
    Vielleicht hat er sichs anders überlegt. Ich finde es eher merkwürdig, dass er zum Alex will, das ist wie auf dem Plakat.
    Welches Plakat.
    Von der Auskunft, da steht drauf: Sie wollen zum Alex und wissen aber nicht, wo der wohnt? Und darunter die Nummer der Auskunft.
    Das Plakat? Das am Alex, an dem großen Haus? Sydow lachte, da ruft doch keiner an!
    Stanjic schwieg.
    Sydow schaute ihn an, du rufst da an, er lehnte sich zurück, schaute ihn weiter an. Du rufst bei dieser Auskunft an. Stimmts? Grieg, ja? Vorhin, der Grieg, das war die Auskunft, ja? Bei der du deine Auskünfte einholst, ja? Er lachte

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