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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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mit denen es auch keine Reintierspiele spielen wollte. Und die Socke, fragte es?
    Das Vater Weihnacht kommts mit das Schlitten. Das Rentiere sind warten auf den Dach und er ist rutschen durch das Kamin und tut das Geschenke in das erhängten Socken.
    Das machen wir auch!, sagte das Kind.
    Nein, sagte Sydow, das machen wir nicht. Erschauernd sah er schon den dicken Hinne mit Rauschebart und rotem Wams hilflos im Kamin stecken und nie wieder rauskommen, von oben zerrte Onkel Jodok, von unten seine Oma, es half nichts, er würde nie wieder rauskommen. Das machen wir auf keinen Fall, sagte er, da machen nämlich alle unter einem Meter, wie du, in die Miesen, schau dir mal deine kleinen Söckchen an, da passt ja eben mal eine Nuss rein, willst du das?
    Nein, sagte das Kind betroffen.
     
    Sie hatten Knusperli gebacken und Leckerli glasiert, sie hatten Meiländerli mit Loch produziert für den Baumbehang, sie hatten die ganze Palette an Backwaren mit i durchexerziert und dazu Betmännchen, Heidesand und Spitzbuben, einen Berg Lebkuchen.
    Die Plätzchen- AG hatte einen erstaunlichen Zulauf erfahren. Punkt acht stand Onkel Hinne in der Küche. Er hieß Heinrich. Aber man nannte ihn Hinne! Das dicke Gesicht erwartungsfroh gerötet, er hatte schon alle Öfen geheizt und die Holzvorräte neu bestückt, er lechzte nach Betätigung, er litt unter seniler Bettflucht.
    Sydow sah sich schon den Tag mit diesem übereifrigen Tollpatsch zubringen, der kein Ei zerteilen und keinen Zucker abwiegen konnte, ohne dass alles verschüttging, aber Onkel Hinne war, trotz seiner kühnen Proportionen, von außergewöhnlicher Geschicklichkeit und knetete nach seiner Anleitung schon mit zarter Hand den Butterteig, als weitere Mitglieder der AG eintrudelten und sich innerhalb kürzester Zeit zu einer perfekt aufeinander zuarbeitenden Bäckerriege formierten.
    Sydow hatte sich, als er absehen konnte, dass die riesige Küche wie zu ihren besten Zeiten von einer ordentlichen Dienstbotenmannschaft bevölkert wurde, aus dem Dachboden eine zerbeulte Flüstertüte geholt und lenkte so den versammelten Eifer in geordnete Bahnen.
    Im Verlauf des Vormittags kam Anna Snozzi angerumst und tat Kund, nun ein Kartoffelgulasch zuzubereiten, auf dass ein jeder sich zu Mittag verköstige.
    Sehr gute Idee, sagte Sydow durchs Megafon, danke, liebe schwangere Anna Snozzi.
    Frederik?
    Ja, Anna Snozzi?
    Ich stehe direkt neben dir, ich höre dich sehr gut.
    Sydow nahm das Megafon herunter und schaute ihr zu, wie sie Anstalten machte, fünf Dutzend Zwiebeln zu schälen. Brauchst du jemanden zur Unterstützung?
    Anna Snozzi warf einen Blick auf die Wagenladungen Zwiebeln, Kartoffeln und Knoblauch, den gigantischen, aber leeren Kessel, gute Idee, sagte sie.
    Er hob das Megafon wieder an den Mund, einer von den Spitzbuben abtreten bitte, an der Gulaschfront wird Unterstützung angefordert. Anna, sagte er dann, wieder zu ihr gewandt, bist du sicher, dass der Kindsvater heute noch hier aufkreuzt? Mir sieht das ganz so aus, als würde er dich sitzen lassen, hochschwanger und irgendwo im Niemandsland.
    Frederik! Nimm das Megafon weg!
    Sydow winkte beruhigend in die plötzlich verstummte Menge, war ein Witz, sagte er durchs Megafon. Seine Plätzchen- AG schaute ihn an.
    Also gut, lenkte er ein, es stimmt nicht. Sie ist gar nicht schwanger.
    Frederik!
    Ehrenwort, rief er durchs Megafon, er floh ans andere Ende der Küche, so sieht jeder aus, wenn er ihr Gulasch intus hat, ihr Freund wurde von ihr versehentlich platt gewalzt in der Nacht, er sieht aus wie eine Flunder, klar braucht der noch Tage, bis er hierhergeschwommen ist.
    Frederik! Anna Snozzi war ihm hinterhergekommen, sie entriss ihm die Flüstertüte, das ist nicht komisch!
    Ich weiß, Anna, er entwischte ihr mit einem eleganten Hüftschwung, Flundern sind nicht komisch, sie sind nicht einmal witzig, Fische sind todlangweilig, aber der Meinung war ich immer schon.
    Ich würde dich am liebsten aus der Küche werfen!
    Geht nicht, mein Team braucht mich, ich bin der Kopf von diesem Riesenleib, sie bedürfen meiner und meiner beruhigenden Worte. Er hielt ihr die Hand hin, kein Wort mehr über nichts, ich schwöre, ich rede nur noch über Knusperli und Chräbeli.
    Ich warne dich, ja?
    Ich setz noch eins drauf, ich rede nur noch über Sachen, die mit i enden.
    Anna Snozzi reichte ihm zögernd das Megafon, ich sehe, wie es in deinem Kopf arbeitet, sagte sie, keine Witze über ein Gebäck namens Wolfi, okay? Ich verkoch dich zu

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