Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
Vom Netzwerk:
Zwischenzeit ihr Studium ab und ziehen nach Zürich. Wo ist die Unbekannte X? Reist sie hinterdrein?
    Das können wir den vorhandenen Fakten nicht entnehmen. Unsere Grundvoraussetzung aber, dass keine Kachel aus dem Spiel fällt, muss auch hier ihre Gültigkeit bewahren – er ist also in irgendeiner Form noch präsent.
    Genauso wie Gabriel – ob er nun noch mit Katharina zusammen war oder nicht. Hast du, als du bei Katharina wohntest, ein Anzeichen einer männlichen Anwesenheit bemerkt?
    Nein. Aber wie gesagt, ich war anfangs vollauf mit meinem Cellodebakel beschäftigt, ich habe nichts mitgekriegt.
    Immerhin, die Uetliberg-Episode!
    Die habe ich mitgekriegt, richtig. Aber danach waren wir ja nicht in ihrer Wohnung.
    Wie bitte? Wo denn dann?! Nicht in ihrer Wohnung?
    Nein, hab ich dir aber erzählt, wir waren in einer ganz anderen Wohnung, so einer durch und durch quadratischen, ein bisschen wie –
    David stockte, er starrte Frederik an.
    Kommt was? Frederik starrte zurück, oder was ist.
    Der dicke Buddha, sagte David.
    Was ist mit ihm, er ist dick, na und? Möchtest du jetzt zwischen uns die religiöse Frage klären, willst du fragen, du, wie hältst dus mit der Religion, Kumpel?, denkst du, das steht jetzt an?
    In Simons Wohnung sitzt neuerdings im Bad ein dicker Buddha vor dem Spiegel.
    Ich glaube trotzdem nicht, dass er Buddhist ist.
    In dieser Wohnung in Zürich, sagte David geduldig, in der quadratischen, saß auch ein dicker Buddha vor dem Spiegel.
    Interessant, sagte Frederik, er schwang seine Beine aus dem Abgrund und setzte sich im Schneidersitz hin, was noch.
    Es war der Geruch, sagte David. Ich habe einfach nicht geschaltet. Als ich damals nachts bei Simon in der Wohnung war und nach Indizien suchte, fiel mir der Geruch auf im Badezimmer. An dem Abend wusste ich, dass er noch woandershin gehörte, aber ich kam nicht drauf, wohin. Es war derselbe Geruch wie im Badezimmer in der fremden Wohnung in Zürich. Auch dort stand ich, nach dieser, hm, erstaunlichen Nacht, morgens im Bad und roch und wusste nicht, wohin der Geruch gehörte, ich kriegte jeweils den einen Ort nicht mit dem anderen in Zusammenhang, wäre mir einfach nie in den Sinn gekommen.
    Und?
    Katharinas Parfum, sagte David, es ist Katharinas Parfum. Sie muss früher schon mal bei Simon zu Besuch gewesen sein, vielleicht hat sie was davon verschüttet und es hing als ganz leiser Hauch noch im Bad, sodass ich, als ich es in Zürich roch, wusste, ich kenne es von irgendwoher. Nach Birnen und Rosen aus Samarkand, nach Zaumzeug und Reitern aus dem Orient, es roch ein wenig nach einer italienischen Piazza und Lederwaren, es war –
    Und das alles in einem Parfum?, fragte Frederik erstaunt, kein Wunder, dass Frauen das Multitasking so gut beherrschen müssen, die hätten doch sonst den sensorischen Overkill, und zwar sekündlich.
    Aber der Punkt ist: Ich roch es an Katharina. Ich sah es in der quadratischen Wohnung. Ich rieche es jetzt an ihr. Und ich roch es in einer Nacht in Simons Wohnung. Warum?
    Sie schauten sich an, vielleicht ein Zufall, meinte Frederik zögernd.
    Und der Buddha?
    Noch ein Zufall, na so was.
    Auch sonst, David schüttelte den Kopf, die Wohnung ähnelt auch sonst der von Simon, glaub mir, mir fällt es wie –
    Schon gut, kein Grund, banal zu werden. Fackeln wir nicht lange, für Haarspaltereien ist auch keine Zeit. Wir haben also ein weiteres interessantes Fakt: Simon hat eine Wohnung in Zürich und Katharina dazu einen Schlüssel und entschließt sich aus Gott weiß welchen Gründen, nach Besteigung des Uetlibergs dort mit dir zu nächtigen. Seid ihr danach noch öfter da gewesen oder habt ihr wieder in ihrer Wohnung gewohnt?
    Am nächsten Tag bin ich abgefahren.
    Was, direkt?
    Nein, es ergab sich, dass sie mich in den Zug nach St. Gallen setzte, keine Ahnung, warum, ich meine, was sollte ich da noch. Der Spezialist geistert heute noch durch Träume voller Not und Peinlichkeit. Als ich zurückfuhr, erwartete sie mich mitsamt meinem Gepäck am Bahnhof und ich musste mich eilen, meinen gebuchten Nachtzug nach Berlin zu erwischen.
    Interessant!, rief Frederik, das wird ja immer besser!
    Das kann ich nicht finden, glaub mir, die halbe Nacht lag ich ratlos in dieser fahrenden Sardinenbüchse und verstand die Welt nicht mehr.
    Aber ich verstehe eine ganze Menge, sagte Frederik eifrig, es ist folgendermaßen: Katharina hat einen Stalker = der Unbekannte X = Joseph = ihr ehemaliger Freund = Ex-Mitarbeiter. Seit der Geschichte mit

Weitere Kostenlose Bücher