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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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von wegen dass das eine Provokation ist, ich hätte alles unterschreiben können, ich habe mich zu Tode geschämt, ich schwöre.
    Ja, sagte Simon, das sieht man auch in den Filmen sehr schön.
    Frederik warf ihm einen feindseligen Blick zu, ah ja?
    Ja.
    Trotzdem, sagte Katharina pikiert, wäre es durchaus interessant zu wissen, woher die Idee bezüglich Severin und mir kommt.
    Die Dias, sagte Simon. Sie haben bei mir in der Wohnung die Dias angeschaut.
    Und wie kommen sie zu den Dias? Sie schaute Simon forschend an, ich glaube mich zu erinnern, dass wir gemeinsam die Entscheidung getroffen haben, sie nicht für unsere Aktionen zu verwenden.
    Sicher. Sie kennen sie ja auch nicht von unseren Aktionen, klingt das bisher so, als würde einer von den beiden sich eine Kunstaktion ansehen? Von wegen. Da sie offensichtlich über Wochen hinweg – über Wochen hinweg? Er schaute Frederik und David stirnrunzelnd an, die beiden nickten. Nachdem sie also offensichtlich über Wochen hinweg! In meiner Wohnung ein und aus gegangen sind, sich unsere Filme reingezogen haben und auch sonst ihre verdammten Zinken in fremder Leute Angelegenheiten gesteckt haben, haben sie die Dias gefunden, die Dias angeschaut und scharfsinnigerweise daraus geschlossen, was daraus zu schließen ist.
    Und was bitte, sagte David wütend, ist sonst daraus zu schließen, wenn nicht das, was wir daraus geschlossen haben?
    Was denkst denn du, rief Simon, dass wir hier Urlaubsfotos schießen, Pilgerreise ins Israelische rüber?!
    Ja! Genau das schließe ich daraus! Im Übrigen bin ich nicht auf den Kopf gefallen, du, er schaute jetzt Katharina an, du kommst direkt aus dem Zelt von dem vermaledeiten, dem vermaledeiten –
    Schnösel, sagte Frederik zufrieden, von dem vermaledeiten Schnösel.
    Richtig!, rief David, man sieht ja sogar noch seinen nackigen Fuß! Aus dem Zelt herausragen! Und wie er dann seine ekelhaften Hände auf –
    David, beschwichtigte ihn Frederik, dieser Schnösel ist es doch nicht wert, dass du hier unter Niveau –
    Seine grausligen Hände auf deinen Bauch –
    David?, sagte Katharina vorsichtig.
    Ist doch wahr! Willst du es vielleicht abstreiten, oder was! Ich, äffte David sie nach, schwanger? Von Severin? Wie in aller Welt kommst du denn da–
    David, Katharina war zu ihm hinübergegangen, sie packte ihn an den Schultern.
    Was!, rief er, er schüttelte ihre Hände ab, willst du es etwa bestreiten? Es ist haargenau wie in dem Text, haar-ge-nau-wie-in-dem-
    Eben, sagte sie, eben.
    Was eben.
    Schau, Katharina überlegte. In Michis Pistole war keine Munition, nicht wahr?

129. Nichts ist schlimmer als Heimweh

    Das stimmte. Zu allem Überfluss stimmte auch das. Keine Munition. Er hatte sie bedroht und sie hatten ihm geglaubt und in der Pistole war keine Munition.
    Ja und, sagte David, denkst du, dadurch verstehe ich irgendwas besser?
    Ich bin mir sicher, sagte Katharina, wenn wir uns dort auf der Lichtung genauer umsehen, finden wir die Kamera.
    Die Kamera, sagte David. Er schloss für einen Moment die Augen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Oh Gott, dachte er bei sich, oh Gott oh Gott, wo bin ich hier gelandet? Ich war in Österreich und, sicher, dort war nicht alles gut, aber so krank ist dort niemand, auf eine derart verdrehte und komplizierte Art krank ist dort kein Mensch, der Österreicher, dachte er bei sich, ist auf eine gesunde Art krank, irgendwie sauber und man weiß, womit mans zu tun hat, in Österreich, dachte er weiter, weiß man, was man hat. Das hier ist die Katze im Sack, ich kam hierher und dachte, dies ist ein großes und weites Land, ich dachte, hier entkomplizierte sich alles und entflechtete sich. Und was muss ich erleben?
    Ja, was musste er hier erleben? Keine Ahnung, Tatsache ist, dass das, was er hier und heute erlebte, seinen Blick auf dieses Österreich radikal veränderte. Wenn nach seinem dortigen Fortgang Frederik auf seine Lamenti geantwortet hatte: Ach komm, dort ist nicht alles schlecht, und er steif und fest behauptet hatte, doch, alles, wirklich alles, so kam er jetzt zu dem Schluss: Es war nicht alles gut. Und: Österreich ist ein schönes Land. Das dachte er angelegentlich, Gott ist groß, dachte er, und Österreich ist ein schönes Land. Dann nahm er die Hände vom Gesicht und fragte noch einmal, ruhig jetzt, er hatte irgendein starkes Sedativum genommen, innerlich natürlich, also sehr innerlich, metaphorisch nämlich! Er fragte: Eine Kamera?
    Ich bin mir sicher, sagte Katharina, er drehte

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