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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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der Sache annehmen.
    Langsam kann ich meine Oma verstehen, Sydow blickte düster nach draußen, Frederik , sagte er in diesem erschöpften Tonfall, in den Frau von Sydow zu verfallen pflegte, wenn der Tag lang und ihr Enkel lästig gewesen war, du bringst mich noch, fiel David Stanjic ein, ins Grab, sie lachten.
    Aber jetzt mal was anderes, Sydow machte das Handschuhfach auf, wühlte darin herum und holte eine angebrochene Packung Ritter Sport heraus, aß einen Riegel Schokolade, gestern habe ich in der Zeitung mein Horoskop für das nächste Jahr gelesen. Abgesehen davon, dass es mit meiner Gesundheit bergauf geht und ich im Job ein paar Touren runterschalten soll, weil Arbeit ist nicht alles, werde ich nämlich der Frau meines Lebens begegnen.
    Ernsthaft?
    Ja.
    Und wie darf man sich das vorstellen?
    Sydow schob sich einen weiteren Riegel Schokolade in den Mund und sagte kauend, ich stelle mir das folgendermaßen vor: Ich werde auf dem Weg zur Uni sein, im nächsten Semester studiere ich Allerneueste Neue Literatur, und im Innenhof des Germanistischen Seminars wandelnd werde ich, tief in Gedanken versunken und über einem allerneuesten literarischen Problem brütend, in jemanden hineinwandeln.
    Wie originell.
    Ja, aber es wird noch besser, er schluckte die Schokolade hinunter, sie – du hast es vielleicht erraten, sie ist die Frau meines Lebens – sie wird also sagen, nachdem ihre und meine gesamten Skripten sich miteinander befreundend um den Springbrunnen verteilt haben, sie wird sagen: Hoppala.
    Das, sagte Stanjic, er hielt vor einer roten Ampel, lehnte sich zurück und schaute Sydow von der Seite an, sagt heute –
    Kein Mensch mehr, Sydow nickte, genau, er kurbelte das Fenster runter und stützte den Ellbogen auf, er betrachtete die restliche Schokolade und aß sie auf, das hat schon seine Richtigkeit, aber sie ist die Frau meines Lebens, verstehst du? Sie sagt also Hoppala, dann sage ich: Das – und das ist der Clou der ganzen Geschichte, weil da fällt sie mir ins Wort und sagt: Sagt heute kein Mensch mehr.
    Er schaute Stanjic triumphierend an, es war ein Mordskrach, hinter ihnen war der Chor der Hupen, sie fuhren zu einem Auftritt, es war ein internationales Treffen und sie wollten auf keinen Fall zu spät kommen. Stanjic startete hastig, der Motor soff ab, oje, sagte er.
    Oje, sagt er, Sydow knüllte das Einwickelpapier zusammen und stopfte es ins Handschuhfach zurück, und dabei werden wir uns anlächeln, sagte er begeistert, dann werden wir, während wir völlig wahllos unsere Blätter einsammeln, lachen und uns die windzerzausten Haare aus den Gesichtern streichen, und ich werde sagen: Willst du mich – und sie wird sagen: heiraten, und ich werde sagen: Ja! Und sie wird sagen: Willst du dir – und ich werde sagen: meine Plätzchensammlung anschauen, und sie wird sagen –
    Hört mal, ihr Schnarchnasen, auf Sydows Seite beugte sich ein Mann zum Fenster herein, ich will ja nur ungern stören. Aber wenn ihr euch nicht innert Sekunden hier von der Piste macht, kenn ich einen, der ein bisschen ungemütlich wird.
    Alles klar, sagte Sydow. Ich glaube nicht, dass wir auf Ihren Bekannten noch warten können. Stanjic ließ den Motor aufheulen, Sydow salutierte und während sie davonbrausten, streckte er den Kopf aus dem Fenster und rief, komische Freunde haben Sie! Sie preschten über die Kreuzung, immmmer bei Rot, Sydow hatte den Kopf wieder hereingezogen und schloss das Fenster, du denkst, glaube ich wirklich, das gehört sich so, oder?
    Jep, sagte Stanjic.
    Jep, murmelte Sydow, jep. Harter Job mit diesen schlechten Büchern, was?
    Verdammt harter Job, sagte David Stanjic, er kurvte mit quietschenden Reifen eine Runde, Sydow hielt sich am Handgriff fest und, nach vorn und hinten lässig die Autos aus dem Weg räumend, parkierte Stanjic sich eins a in eine Parklücke, bei Simon Glaser um die Ecke, die Haustür perfekt im Blickfeld.

62. Was hat eigentlich Siebeck damit zu tun?

    Nicht, dass sich an dem Tag irgendwas ergeben hätte. Glaser kam nicht aus dem Haus, wie auch, er war gar nicht da. Glaser war unterwegs, er hatte gerade viel zu tun, er kam auch nicht in geraumer Zeit nach Hause, er hatte gerade viel zu viel zu tun, es wurde Abend und es wurde Nacht und Stanjic sagte, mich plagt ein kleiner Hunger und das wars dann mit dem wilden und ungestümen Leben der Detektive, sie fuhren ins Tante , Bohnensuppe essen.
    Mein Lektor suchte schon wieder Streit.
    Ich möchte an dieser Stelle aber anmerken, dass

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