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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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träfe sie ungleich härter.
    Was gibts denn heute Schönes von Siebeck und seinem dicken französischen Freund. Ah ja, Wurstgulasch, sicher, wir Deutschen habens nicht anders verdient, und die Franzosen? Eine Tarte aux Pommes , sehr gut!
    Die aß er für sein Leben gern. Er holte sein Notizbüchlein hervor und schrieb sich das Rezept ab, er würde seine Frau mit einer köstlichen Tarte aux Pommes überraschen.
    Du hast gar keine Frau, sagte Stanjic, er hatte gerade Pause, Frau Sydow ging und schalt einen sonoren Herrn mit einem unflätigen Schnauz. Im Übrigen ist diese Handschrift absolut unleserlich, auch für dich.
    Was? Wie kommst du –
    Wie bitte heißt das, aber zackig, deine Oma ist heute gut in Form, schau, wie sie den sonoren Herrn, ach Quatsch, sonoren, was soll das bitte heißen, den honorigen Herrn mit dem unflätigen Schnauz zur Schnecke macht.
    Jaja, aber wie kommst du drauf, dass ich –
    Wie? Wieso sonst solltest du dir Rezepte notieren, macht doch kein Mensch, nur du, seit du einen Kochkurs besuchst und den besuchst du zur Steigerung deiner Attraktivität.
    Woher weißt du das.
    Hat mir Simon geflüstert. Was ist es denn?
    Tarte aux Pommes.
    Exzellent! Das wird sie mögen.
    Ich denke, ich habe keine Frau.
    Na, wenn du dir extra ein Rezept notierst, um sie zu bekochen, musst du doch eine Frau haben, wär ja bekloppt sonst. Sie wird es mögen, ganz bestimmt. Ich würde Vanilleeis dazu reichen, ein Grand lit kaufen und die Decken zerwühlen und alles dort servieren, die süße Tarte , die nackte Frau und einen schön heißen Café au lait, fertig ist dieses hinreißende französische Ehechaos.
    Danke, David. Du bist ein Freund.
    Wenn dann zufällig eine japanische Studentin vorbeikommen sollte und einen irgendwie verstörten Eindruck erweckt, ruf uns an, unsere Organisation geleitet sie sicher zurück in die Heimat. Es ist ein Syndrom, nichts Schlimmes.
    Okay, David. Danke noch einmal.
    Frau Sydow kam zurück, um noch ein bisschen weiterzuschimpfen. Stanjic machte ein braves Gesicht und lauschte hingebungsvoll, auf dem Maul saß es sich auch einfach zu weich, das war die Krux an der Sache, es war ungesund, ungeheuer schlecht für die seelische Reifung, aber so herrlich bequem.
    Sydow legte die Zeitung weg, komm schon, Omi, David wirds nie wieder tun, was auch immer es ist.
    Ja, David vielleicht, schnauzte Frau Sydow, bei ihm habe ich noch Hoffnung, aber du?
    Ich auch nicht, versprochen. Schau, er hob die Zeitung, deutete auf das Foto, wir können bei jedem Klogang von einer Würgeschlange in den Hintern gebissen werden, sollen wir uns unter solch prekären Umständen streiten?
    Stanjic schmierte sich noch ein Butterbrot, ich denke, es ist eine Würgeschlange.
    Am Hintern erwürgt werden ist auch nicht ein Tod, dessen ich mich rühmen würde, erwiderte Sydow.
    Hört mal, sagte Frau Sydow, sie hatte nun eindeutig die Tonlage: Frederik, du raubst mir den letzten Nerv. Ihr solltet, sagte sie, jetzt bevors kalt wird wirklich einmal rausfahren ins Haus, Großreinemachen. Ich habe dir das jetzt schon –
    Hundertmal gesagt, ich weiß. Es ist schlimm, wenn alte Leute immer vergessen, dass sie einem was schon mal erzählt haben und es wieder und wieder tun, Alzheimer, Geißel der Menschheit! Aber ich bin ein geduldiger Mensch. Omi, du kannst es mir hundert Mal erzählen und ich werde immer freundlich nicken und sagen, ja, Omi, machen wir.
    Alzheimer! Du bist ein Pappenheimer, so ist es. Und wann?
    Sobald ich hier wegkann, ich bin noch entsetzlich eingespannt in Job und Familie.
    Job, sagt er, Familie, wenn ich entweder das eine oder das andere an dir noch erlebe, gehe ich höchstpersönlich und rede mit dem Siebeck wegen dieser unleidigen Sache mit der Wurst. Der Siebeck wird dann in eigener Person bei mir in der Küche stehen und an der Deutschen Hausmannskost feilen.
    Die Wette gilt, Sydow hielt ihr die Hand hin, seine Oma schlug ein.
    Also, schreibt auf. Sie wartete, bis Stanjic sein Notizbüchlein herausgeholt hatte, Sydow schaute ihm über die Schulter, dort standen Davids gesammelte Indizien, er beugte sich etwas näher darüber und las: Kartoffeln, Eier, Cornflakes, Zündhölzer. Seine gesammelten Indizien und dazwischen offensichtlich Einkaufslisten.
    Staub wischen, sagte Frau Sydow, sie setzte sich auf einen Stuhl neben David Stanjic, und saugen. Betten beziehen. Sie überlegte, wenn ihr kommt, müsst ihr euch zuerst das Gas andrehen, Frederik weiß, wie das geht.
    Ich habe aber immer Angst, dass mir

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