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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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gut.«
    »Natürlich war er das. Wäre er es nicht gewesen, niemand hätte es länger als auch nur zwei Minuten mit ihm ausgehalten … Ob der Schnee wohl liegen bleibt?«
    »Mir scheint, Sie seien in Ihrer Annahme, dass es sich um Mord handelt, ein wenig voreilig«, sagte Sir Richard Freeman, der Polizeichef von Oxford. Beim Gehen hielt er seinen Körper sehr gerade und machte kurze, schnelle und energische Schritte. »Mudge ließ durchblicken, dass die Umstände einen Selbstmord nahelegten.« Bei dieser wie von Henry James entlehnten Formulierung runzelte er ernst die Stirn.
    » Mudge! «, stieß Fen aufgebracht hervor. Er schlug sich nach Taxifahrer-Manier auf die Brust. »Das tut weh«, beschwerte er sich. »Jedenfalls sehe ich nicht ein, wieso es mich interessieren sollte, wenn es ein Selbstmord war.«
    »Shorthouse. Irgendwie mit dem Komponisten verwandt?«
    »Mit Charles Shorthouse?«, fragte Adam. »Ja. Er war sein Bruder. Edwin hat in vielen von Charles’ Opern gesungen, doch was das übliche Repertoire anging, so war er auf Wagner spezialisiert. Wotan und Sachs. Mark. Gurnemanz, das Plappermaul. Als man entschied, die Meistersinger hier auf die Bühne zu bringen, kam für die Partie des Sachs nur er in Frage.«
    Sie kamen an einer Bar vorbei. »Ich könnte einen Burton vertragen«, sagte Fen und blickte sich so wehmütig um wie Orpheus, der am Höllentor seiner Eurydike einen Blick zuwirft. »Aber ich glaube, dafür ist es noch zu früh. Shorthouse wurde erhängt, nicht wahr?«
    »So sieht es aus.« Sir Richard Freeman nickte. »Er wurde jedoch nicht stranguliert. Es scheint eine Art Hinrichtung gewesen zu sein.«
    »Sie meinen, dass sein Genick gebrochen war?«
    »Oder disloziert. Wir werden alle gerichtsmedizinischen Einzelheiten erfahren, wenn wir dort sind.«
    »Eine ziemlich ungewöhnliche Art, sich umzubringen«, kommentierte Fen. Sein sonst immer fröhliches, rotwangiges Gesicht wirkte nachdenklich. »In der Tat hätte es ein gewisses Maß an Fachwissen und Geschicklichkeit erfordert, die Sache so zu arrangieren.« Er knöpfte den obersten Knopf des riesigen Regenmantels zu, in den er sich eingehüllt hatte, und rückte seinen ausgefallenen Hut zurecht. Er war dreiundvierzig Jahre alt, schlank und hochgewachsen, und er hatte blaue Augen und braunes Haar, das er vergeblicherweise mit Wasser zu bändigen versucht hatte. »Wie ich höre«, redete er weiter, als sie auf der Höhe des Randolph-Hotels in die Beaumont Street einbogen, »hat Shorthouse bei den Proben Ärger gemacht?«
    »Ärger«, sagte Adam grimmig, »ist ein viel zu harmloser Ausdruck. Ganz nebenbei« – er wandte sich dem Polizeichef zu – »habe ich meine Frau eingeladen, heute Morgen mit uns ins Opernhaus zu kommen. Ich hoffe, das stört Sie nicht. Wissen Sie, sie interessiert sich für solche Dinge.«
    »Ihre Frau?«, fragte Sir Richard so bestürzt wie jemand, der sich plötzlich mit einem schrecklichen Geheimnis konfrontiert sieht. »Ich wusste gar nicht, dass Sie verheiratet sind, Langley.«
    »Adams Frau«, erklärte Fen, »ist Elizabeth Harding. Sie schreibt Bücher über Kriminologie.«
    »Ah«, sagte Sir Richard. »Unschönes Thema«, fügte er wenig rücksichtsvoll hinzu. »Aber ja, natürlich. Unbedingt. Ich bin entzückt, ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Ich habe so eine Ahnung, dass sie ein Interview mit dir machen will, Gervase«, sprach Adam weiter. »Sie schreibt im Auftrag einer Zeitung an einer Serie über berühmte Detektive.«
    » Berühmte Detektive« , wiederholte Fen äußerst geschmeichelt. »Ach du grüne Neune. Hast du das gehört, Dick?«, fuhr er fort und knuffte den Polizeichef ganz plötzlich in die Seite, um sicher zu gehen, dass der auch zuhörte. »Berühmte Detektive.«
    »Gefeierte Idioten«, meinte Sir Richard mürrisch. »Ha!«
    »Wie dem auch sei«, unterbrach Adam, »da sind wir.«
    Während Fen sie mit seinem Genörgel über die Kälte quälte, überquerten sie die St. John Street, erreichten das Opernhaus und gingen weiter bis zum Bühneneingang, der von einem Schutzmann bewacht wurde. Ganz in der Nähe unterhielt sich eine kleine Gruppe schäbig wirkender Männer mit zum Schutz vor dem beißenden Wind hochgeklappten Mantelkrägen, Instrumentenkoffern und blaugefrorenen, tauben Fingern mit einer Harfenspielerin.
    »Morgen, Mr. Langley«, sagte einer von ihnen. »Seltsame Angelegenheit, oder? Was meinen Sie, ob wir heute proben?«
    »Jedenfalls nicht vor heute Nachmittag«, erwiderte Adam.

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