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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Ereignisse des Nachmittags alle Hemmungen bezüglich des Rauchens abgelegt hatte, zündete sich mit der Glut der alten eine neue Zigarette an. »Levi würde Edwins Rausschmiss nie und nimmer zustimmen. Edwin ist immer noch ein Publikumsmagnet, vergesst das nicht. Keine Operndirektion kann es sich erlauben, ihn vor den Kopf zu stoßen.«
    »Nun, was das angeht«, sagte Adam gereizt, »kann es sich keine Operndirektion erlauben, uns vor den Kopf zu stoßen.«
    »Mein lieber Adam …« Joan tätschelte freundlich seine Hand. »Willst du vorschlagen, dass wir alle streiken sollen für den Fall, dass Edwin nicht aus dem Ensemble entfernt wird? Ich für meinen Teil habe keine Lust, mir ein Verfahren wegen Vertragsbruchs aufzuhalsen.«
    Schweigen trat ein, das schließlich von Karl Wolzogen gebrochen wurde.
    »Ach!«, schnaubte er. »Dieser Dummkopf! Die Kunst bedeutet ihm gar nichts. Der Meister bedeutet ihm gar nichts. Als ich vier Jahre alt war, wurde ich in Bayreuth dem Meister vorgestellt. Es war ein Jahr vor seinem Tod. Er war ein wenig zerstreut, aber freundlich, und er sagte …«
    Obwohl die anderen viel Verständnis für Karls Enthusiasmus über diese erhebende und im zarten Kindesalter gemachte Erfahrung aufbrachten, hatten sie die Anekdote schon mehrfach gehört. Sie bemühten sich, das Gespräch schnell wieder auf den Problemfall Shorthouse zurückzubringen.
    »John, wie siehst du die Sache?«, fragte Joan.
    Barfield, der gerade Ingwerkekse aus einer vor ihm auf dem Tisch liegenden Papiertüte aß, würgte geräuschvoll, nachdem sich ein Krümel in seine Luftröhre verirrt hatte.
    »Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Fall nur eine Lösung gibt«, verkündete er, nachdem er sich erholt hatte. »Und die wäre …«
    »Zinkphosphid«, sagte der dunkelhaarige Mann am Nebentisch. »Ein außerordentlich wirkungsvolles Gift.«
    Für einen Moment brachte die Treffsicherheit dieser Antwort Barfield aus dem Konzept.
    »Ich wollte sagen«, fuhr er zaghaft fort, »dass wir uns ganz einfach von Peacock trennen sollten.«
    Ein Aufschrei des Protestes erhob sich.
    »Schon gut, schon gut!«, fügte er schnell hinzu. »Ich weiß, es ist nicht fair. Ich weiß, es ist verabscheuungswürdig. Ich weiß, es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Aber welche andere Möglichkeit bleibt uns denn sonst?«
    »Zinkphosphid«, schlug Elizabeth vor. Es war ihr erster Beitrag zur Diskussion.
    »Es wäre zu schön«, sagte Joan verträumt, »wenn wir ihn nur ein ganz kleines bisschen vergiften könnten – nur so, dass er nicht mehr singen kann.«
    Vielleicht war es an dieser Stelle, dass das Gespräch von Shorthouse abkam. Ganz sicher hatte sich bis zu diesem Moment klar herausgestellt, dass für das Problem keine einfache Lösung in Sicht war. Gegen neun Uhr löste sich die Versammlung auf, und Adam ging mit Elizabeth und Joan zum »Mace and Sceptre« zurück.
    Es war bereits nach elf Uhr, als er bemerkte, dass seine Brieftasche verschwunden war. Elizabeth lag schon im Bett, und Adam zog sich gerade aus. Beim Entleeren seiner Hosentaschen fiel ihm der Verlust auf, und plötzlich erinnerte er sich, dass er die Drinks des Abends mit dem Kleingeld bezahlt hatte, das sich in seinen Taschen angesammelt hatte.
    »Verdammt«, sagte er unschlüssig. »Ich glaube, ich habe sie in meiner Garderobe in der Oper liegen lassen. Ich sollte besser hingehen und sie holen.«
    »Kann das nicht bis morgen warten?«, fragte Elizabeth. Adam fand, dass sie heute Abend besonders schön aussah. Im Licht der Nachttischlampe glänzte ihr Haar wie Seide.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde keine Ruhe finden, bis ich nicht hinübergegangen bin und sie geholt habe. Es ist ziemlich viel Bargeld drin.«
    »Wird das Opernhaus denn nicht abgeschlossen?«
    »Na ja, das kann gut sein. Aber der alte Pförtner, der den Bühneneingang bewacht, wohnt dort, und vielleicht ist er noch auf. Ich werde es jedenfalls versuchen.« Während er sprach, zog er sich wieder an.
    »Also gut, mein Liebling.« Elizabeths Stimme klang schläfrig. »Beeil dich.«
    Adam beugte sich über sie, um sie zu küssen. »Das werde ich«, versprach er. »Es sind zu Fuß nur drei Minuten.«
    Als er nach draußen kam, sah er den zunehmenden Mond, sehr bleich und von einem Hof umgeben. Sein Licht erhellte die gesamte Südseite der George Street. An ihrem Ende konnte er an der Kreuzung mit der Cornmarket das andauernde Grün der Verkehrsampel erkennen. Ein verspäteter Radfahrer sauste an ihm

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