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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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»Ich würde mal sagen, das hängt ganz von der Polizei ab.«
    »Aber man wird doch die Aufführung nicht absagen?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Wir werden einen anderen Sachs bekommen. Aber wahrscheinlich muss die Premiere verschoben werden.«
    »Also dann, ab in die Kneipe«, sagte der Oboenspieler. »Kommt jemand mit?«
    Der Schutzmann salutierte vor Richard Freeman. Er salutierte vor Fen, wenn auch weniger entschlossen. Vor Adam salutierte er gar nicht. Sie gingen hinein.
    Durch den Bühneneingang gelangte man in ein kleines Foyer mit Steinfußboden, von dem aus Treppen nach oben und unten führten. Es gab auch eine Art Einbuchtung, die spärlich möbliert war und die tagsüber dem Pförtner als Behausung und Aufenthaltsraum diente; im Moment aber hielt sich dort niemand auf. Sie stießen eine gepolsterte Tür auf und fanden sich hinter den Kulissen wieder. Zwielicht umfing sie. Während sie vorsichtig über Seile stiegen und sich an Scheinwerfern und verschiedenen Requisiten, die riskant an den Wänden lehnten, vorbeidrückten, kamen sie in Hör- und bald auch Sichtweite einer heftigen Auseinandersetzung, die sich in diesem Moment auf der Bühne abspielte.
    Unter einem einzelnen Scheinwerfer, der hoch oben im Schnürboden hing, standen sich Elizabeth und ein Polizeiinspektor gegenüber, und beide waren in der Tat sehr erbost. Undeutlich waren im Hintergrund noch weitere Gestalten zu erkennen, die herumlungerten wie Gespenster auf der Schwelle zum Jenseits; jedoch schienen die zwei im Mittelpunkt des augenblicklichen Geschehens zu stehen. Der Inspektor war klein und verhutzelt und machte einen bösartigen Eindruck. Elizabeth stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, und blitzte ihn an.
    »Sie sind ein unerträglicher, eingebildeter Esel«, teilte sie ihm in gemessenem, sorgfältig gewähltem Ton mit. »Sie sind ein aufgeblasener Amtsschimmel. Ein Einfaltspinsel. Ein hirnloser Geck.«
    »Nun hören Sie mal«, sagte der Inspektor, sichtlich um Fassung bemüht. »Hören Sie mal gut zu. Ich habe die Nase voll von Ihnen. Sie haben nicht das Recht, sich hier aufzuhalten, junge Frau. Und wenn Sie nicht gehen – jetzt, augenblicklich! – werde ich Sie wegen Amtsbehinderung zur Rechenschaft ziehen.«
    »Das möchte ich sehen«, gab Elizabeth mit solcher Boshaftigkeit in der Stimme zurück, dass sogar Fen erschrak. Sie wandte sich den Neuankömmlingen zu. »Und wenn Sie glauben …« Sie hielt inne, und plötzlich hellte ihr Gesicht sich auf. »Adam!«
    »Liebling, machst du schon wieder Schwierigkeiten?«, fragte Adam. »Ich möchte dir Sir Richard Freeman vorstellen, den Polizeichef, und Gervase Fen. Elizabeth, meine Frau.«
    »Angenehm«, sagte Sir Richard mit maskuliner Schroffheit. »Ist schon gut, Mudge«, fügte er in Richtung des wütenden Inspektors hinzu.
    »Wie Sie meinen, Sir«, antwortete Mudge. »Wie Sie meinen, natürlich. Wie Sie meinen.« Unter erbostem Gemurmel zog er sich zurück.
    »Wen haben wir denn da?« Fen strahlte Elizabeth an wie ein Ungeheuer, das sich anschickt, einen kleinen Jungen zu verspeisen. »Was für eine Freude. Ich könnte Ihnen so Einiges über Adam erzählen«, fuhr er warmherzig fort.
    »Ihr habt mich gerade noch im letzten Moment gerettet.« Elizabeths klang immer noch einen Hauch verstimmt. »Adam, Liebling, du kommst furchtbar spät.«
    »Ja, mein Schatz«, besänftigte Adam sie. »Es tut mir leid.«
    »Also gut«, sagte Sir Richard, der sich für dieses Hin und Her offensichtlich nur wenig interessierte, »dann wollen wir uns mal den Fakten zuwenden, Mudge. Ist es hier passiert?«
    Er blickte sich um. Das Licht der Bühne erhellte die vordersten Sitzreihen im Parkett schwach. Von den Seiten ragten halbfertig bemalte Kulissen auf die Bühne. Im Hintergrund konnte man die Beleuchterbrücke erkennen. Überall lagen Gegenstände verstreut, die von einer dicken Staubschicht überzogen waren. Am Boden befanden sich verwischte Kreidemarkierungen, die der Spielleiter während der Proben gemacht hatte, um die Positionen der Sänger festzulegen. Im Orchestergraben war ein Durcheinander aus Notenständern zu sehen. Aber außer den vielen Seilen, die überall herunterhingen, wies nichts auf einen Selbstmord oder eine Gewalttat hin.
    »Nein, Sir«, entgegnete Mudge seinem Vorgesetzten – vielleicht ein wenig gereizter, als es angemessen war. »Nicht hier. In der Garderobe.«
    »Na, dann führen Sie uns doch dorthin«, sagte Sir Richard. »Es ist doch albern, wenn wir hier

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