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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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herumstehen wie die Darsteller in einem Melodrama.«
    Mudge seufzte auf und sprach dann das Wort »Furbelow«, so als handele es sich dabei um einen Zauberspruch. Aus den Reihen der Gespenster im Hintergrund trat der Portier vom Bühneneingang hervor und blieb blinzelnd vor ihnen stehen. »Guten Morgen, Mr. Langley«, sagte er unsicher.
    »Furbelow, Sie kommen am besten mit uns mit.« Mudge klang gebieterisch. »Sir Richard wird mitanhören wollen, was Sie uns zu erzählen haben.«
    »Wer ist das?«, fragte Sir Richard widerwillig.
    »Der Pförtner vom Bühneneingang, Sir. Seine Aussage ist wichtig.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Sir Richard wie jemand, der völlig unvorbereitet einem missgebildeten Menschen gegenübersteht. »Wichtig. Ich verstehe.«
    »Los jetzt, los jetzt«, sagte Fen ungeduldig. »So kommen wir nie weiter.«
    Sie verließen die Bühne. Adam wollte den Fahrstuhl nehmen, doch wie sich herausstellte, fürchtete sich der klapprige und altersschwache Furbelow vor Aufzügen. Die Halterungen könnten reißen, erklärte er, und dann würde man mit aller Gewalt zu Boden geschmettert … Da der in Frage kommende Fahrstuhl für sie alle sowieso zu klein gewesen wäre, nahmen sie die Treppe, wobei der Polizeichef sie mit Bemerkungen über die Stärkung der Muskeln aufheiterte. Der Inspektor stieg voran, ihm folgten Sir Richard, Fen dicht auf seinen Fersen, dann Adam und Elizabeth, und zum Schluss Furbelow. Nachdem sie im zweiten Stock angekommen waren, mussten sie im Gänsemarsch an einer unvorteilhaft platzierten, eisernen Leiter vorbeimarschieren, die aufs Dach hinaufging. Schließlich kamen sie zu einer Tür, an der ein Schildchen mit der Aufschrift EDWIN SHORTHOUSE hing. Der Inspektor blieb stehen.
    »Hier ist es«, sagte er.
    »Schön, schön«, sagte Sir Richard, über die Überflüssigkeit dieses Hinweises verärgert. »Der … ähem … ist doch schon fortgebracht worden, nicht wahr?«
    »Oh ja, Sir.« Mudge steckte den Schlüssel ins Schloss. »Die gerichtsmedizinische Untersuchung dürfte sogar schon abgeschlossen sein. Ich erwarte Rashmole jeden Augenblick zurück.«
    »Haben Sie sich schon mit dem Bruder in Verbindung gesetzt?«
    Zur allgemeinen Verärgerung unterbrach Mudge seine Bemühungen. Im Korridor war es unangenehm zugig. »Ich habe ihn heute Morgen telegrafisch benachrichtigt, Sir«, sagte er. »Und die Antwort kam gerade eben, kurz bevor Sie eintrafen.« Er zögerte. »Eine ziemlich merkwürdige Antwort. Für meinen Geschmack nicht ganz normal.«
    »Und, was stand drin?«
    Mudge ließ von der Tür ab und wühlte in seinen Taschen; er zog ein Telegramm heraus, das von Hand zu Hand ging. Es lautete:
    BIN ENTZÜCKT SEIT MONATEN DARAUF GEHOFFT ALSO SELBSTMORD FRAGEZEICHEN JETZT NICHT STÖREN CHARLES SHORTHOUSE
    »Also, so etwas!« Sir Richard war empört. »Hierbei muss es sich um einen schlechten Scherz handeln.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Adam. »Charles Shorthouse ist ein überaus exzentrischer Mensch, wissen Sie. Und für den Hass auf seinen Bruder war er berüchtigt. In meinen Augen handelt es sich hier um genau das Telegramm, das er in so einem Fall schicken würde.«
    »Wo lebt er überhaupt?«
    »Ich glaube, in der Nähe von Amersham.«
    »Also gut … Mudge, würden Sie bitte die Tür öffnen?«
    Endlich gelangten sie hinein. Die Garderobe war geräumig – wie alle Garderoben unaufgeräumt, wie alle Garderoben verdreckt. Überall befanden sich Kleidungsstücke, aufs Geratewohl an Haken gehängt oder in Haufen über die Stühle verteilt. Auf dem Schminktisch herrschte ein Durcheinander aus Schminktiegeln und Fotografien. Auf dem Fußboden lag ein zerfledderter, bekritzelter Klavierauszug der Meistersinger. Da waren noch ein paar Bücher, mit einer dünnen Puderschicht überzogen; zwei leere und eine halbvolle Bierflasche; eine Waschschüssel; eine Schreibmaschine; einige unbeschriebene Blätter Papier. Sie knipsten die zu beiden Seiten des Spiegels herausstehenden Glühbirnen an, da es kein Fenster gab. An einer Stelle des Raumes jedoch war die Decke höher. Hier befand sich ein kleines Oberlicht, knapp acht Zentimeter im Quadrat, das vom Dach aus geöffnet werden konnte.
    »Er scheint sich hier wie zu Hause gefühlt zu haben«, kommentierte Fen. »Die Kostümproben haben noch nicht begonnen, oder?«
    »Nein. Aber er hat sich einen Großteil der Zeit in seiner Garderobe aufgehalten«, sagte Adam. »Meistens, um zu trinken. Hier müsste sich die eine oder andere Ginflasche

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