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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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vorbei, dessen Reifen auf dem Eis, das hier und da die Fahrbahn bedeckte, ein knackendes Geräusch machten. Adam atmete Dampfwolken in die kalte Luft aus; wenigstens hatte sich der Wind gelegt.
    Er überquerte Gloucester Green, wo immer noch ein paar Autos parkten, auf deren metallene Dächer sich ein Streifenmuster aus fahlem Mondschein und gelbem Laternenlicht gelegt hatte. Es war sehr still, abgesehen vom hartnäckigen Husten eines einsamen Vagabunden, der sich zu seiner Linken im Eingang eines Tabakladens niedergelassen hatte. Adam blieb einen kurzen Augenblick stehen, um die Konzertankündigungen an einer nahe gelegenen Mauer zu studieren, dann ging er weiter zur Beaumont Street.
    In die Oper hineinzugelangen, bereitete ihm keine Probleme – tatsächlich stand die Tür zum Bühneneingang sperrangelweit offen, und das, obwohl sich in dem kleinen Foyer mit dem grün bespannten Notizbrett und einer einzelnen nackten Glühbirne niemand aufhielt. Gegen fünf vor halb zwölf hielt er seine Brieftasche in Händen und schickte sich an, wieder zu gehen.
    Adams Garderobe lag im ersten Stock, deswegen kann seine Entscheidung, mit dem Fahrstuhl hinunterzufahren, nur mit einer besonderen Freude an dieser Art der Fortbewegung erklärt werden. Er drückte auf den Knopf, und die Kabine kam herunter. Er trat hinein und fuhr den kurzen Weg ins Erdgeschoss hinab. Da ihm diese kleine Reise jedoch unangemessen kurz erschien, fuhr er wieder hinauf, diesmal bis in den zweiten Stock. Durch die eiserne Gittertür konnte er den lang gezogenen, düsteren Flur und die Türen zu den Garderoben erkennen, das Glimmen des Telefonapparates am hinteren Ende und das Viereck aus gelbem Licht, das aus der geöffneten Tür des Zimmers fiel, in dem der Pförtner vom Bühneneingang schlummerte. Nach einer Weile kam der Pförtner herausgeschlurft. Er war ein alter Mann mit strähnigem Haar und Nickelbrille, der Furbelow hieß. Adam, der vielleicht das Gefühl hatte, seine Anwesenheit erklären zu müssen, öffnete die Gittertür und grüßte ihn.
    »Ah, Sir«, sagte der Alte erleichtert. »Sie sind es!«
    Pflichtschuldig erklärte Adam den Grund seines späten Besuches. »Aber ich bin überrascht«, fügte er hinzu, »dass Sie noch auf sind.«
    »Ich gehe nie vor Mitternacht ins Bett, Mr. Langley, und bis dahin schließe ich den Bühneneingang auch nicht ab. Aber unten ist es kalt, deswegen komme ich rauf und sitze während des letzten Teils der Vorstellung hier oben.«
    »Man sollte meinen, dass Ihnen hier oben genauso kalt wird, wenn Sie die Tür zu Ihrem Zimmer offen stehen lassen.«
    »Dass muss ich tun, Sir, wenn die elektrische Heizung läuft. Die Dinger geben Gase ab«, sagte Furbelow in einem leicht lehrerhaften Ton. »Man muss für Belüftung sorgen, wenn die an sind.«
    Obwohl er stark an der Richtigkeit dieser Behauptung zweifelte, interessierte sich Adam nicht genug für die häuslichen Angewohnheiten des Hausmeisters, um mit ihm darüber zu diskutieren. Er wünschte ihm eine gute Nacht und verließ das Opernhaus. Während er sich entfernte, fuhr ein Auto vor, und der Insasse, ein Mann, stürzte zum Bühneneingang. Adam verspürte eine leichte Neugier, aber er ging weiter, und als er am Hotel angekommen war, hatte er den Zwischenfall längst vergessen.
    Währenddessen bewegte in der Garderobe, die fast direkt gegenüber von Furbelows geöffneter Tür lag, ein kühler Luftzug Edwin Shorthouse hin und her. Hin und wieder scheuerte das Seil knarrend an dem eisernen Haken, an dem er hing, aber das war auch schon das einzige Geräusch.

Kapitel 6
    »Es spricht für eine gewisse Einfallslosigkeit«, sagte Gervase Fen, von tiefer Abscheu erfüllt, »dass ein Mörder in einer Welt, in der Atomphysiker ungehindert durch die Gegend laufen und ihr Klagelied über den Missbrauch der Wissenschaft durch die Politik anstimmen können, kein passenderes Opfer findet als einen armen Opernsänger …«
    »Du würdest kaum so reden«, gab Adam zurück, »wenn du Shorthouse gekannt hättest. Man wird nicht viel um ihn trauern.«
    Die drei Männer hielten am Bordstein inne, um einen Lastwagen vorbeifahren zu lassen, bevor sie die St. Giles’ überquerten. Der Wind wirbelte zwischen ihnen die Schneeflocken auf.
    »Trotzdem«, fuhr Fen fort, als sie die Straße zur Hälfte überquert hatten, »sind gute Sänger rar. Und soweit ich es beurteilen kann« – ein Vorbehalt, der durch seine selbstsichere Art sofort aufgehoben wurde – »war er wirklich

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