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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Würden Sie das bitte wiederholen?«
    Fen stellte die Frage noch einmal.
    »Oh. Nein, sind wir nicht. Boris ist heute Nachmittag spazieren gegangen und direkt hergekommen. Jemand aus dem Orchester hatte ihm von der Probe berichtet.«
    »Er war bereits hier, als sie eintrafen?«
    »Nein, er kam ein paar Minuten nach mir herein … Ist das alles?«
    »Das«, sagte Fen eher düster, »ist alles.« Ein Spaziergang , dachte er. Stapletons Angewohnheit, einen Spaziergang zu unternehmen, wann immer ein Unglück geschah, wurde entschiedenermaßen lästig.
    Fen begleitete Adam, Elizabeth und Joan bis zur Eingangstür des »Mace and Sceptre«. Bevor er ihnen eine gute Nacht wünschte, fragte er:
    »Joan, was haben Sie zu Judith gesagt?«
    »Ich habe ihr geraten, ihren jungen Mann so bald wie möglich zu heiraten!«
    Fen gab keine Antwort. Mit einem Hauch von Schroffheit in der Stimme fügte Joan hinzu: »Gefällt Ihnen das nicht?«
    »Es ist nur so«, sagte Fen langsam, »dass wir bis zum Hals in einem Mordfall stecken, und als grundlegende Vorsichtsmaßnahme sollte man mit solchen nicht wieder rückgängig zu machenden Schritten warten, bis sich alles aufgeklärt hat.«
    Ganz unerwartet verlor Elizabeth die Geduld. »Finden Sie nicht auch, Professor Fen«, fuhr sie ihn an, »dass Sie eher dazu befähigt wären, den Fall schnellstens aufzuklären, als sich mit dummen Ratschlägen in die Privatangelegenheiten anderer Leute einzumischen?«
    Fen antwortete ohne jede Spur von Gekränktsein. »Ich finde«, sagte er, »dass ich eigentlich zu gar nichts befähigt bin … Nun dann, wir sehen uns bei der gerichtlichen Untersuchung. Gute Nacht, und schlafen Sie gut.«
    »Ach, Elizabeth«, sagte Adam betrübt, »das hättest du meiner Ansicht nach nicht sagen dürfen.«
    Daraufhin stritten sie sich. Es war ihr erster Streit, seit sie verheiratet waren. Eine Stunde lang schmollten sie, und nach einer weiteren Stunde versöhnten sie sich stürmisch. Um dieses zweite Ereignis zu feiern, betrank Adam sich dermaßen, dass sie erneut Streit bekamen.

Kapitel 16
    Spät an einem Montagabend hatte Edwin Shorthouse sein Ende gefunden, am Nachmittag des folgenden Dienstag war Elizabeth überfallen worden, und die gerichtliche Untersuchung der Todesursache war für Mittwochmorgen angesetzt. Eine Stunde vor ihrem Beginn erschien Fen im »Mace and Sceptre«, um mit Peacock zu sprechen.
    Es würde, so hoffte er, das letzte unerläßliche Gespräch sein, abgesehen vielleicht von den paar Worten, die er noch mit Karl Wolzogen wechseln müsste. Als er das ihm so vertraute Hotelfoyer betrat, musste er sich eingestehen, dass seine bisherigen Ermittlungen ungewohnt wenig zutage gefördert hatten. Nach und nach hatte sich herausgestellt, dass die offizielle Theorie auf Selbstmord lautete; an diesem Morgen hatte Mudge ihm telefonisch mitgeteilt, das im Gin entdeckte Nembutal habe seiner Meinung nach nichts mit dem Tod durch Erhängen zu tun. Befragt, wie er die Fesselspuren an Shorthouses Hand- und Fußgelenken sowie die Beschädigungen an dem Skelett zu erklären gedenke, hatte der Inspektor ziemlich knapp entgegnet, dass er dafür keine Erklärung habe, dass er überdies nicht in der Lage sei, Furbelows Aussage in Zweifel zu ziehen und deswegen für das Problem keine Lösung sähe, die über ein felo de se hinausginge. In diesem Moment hatte Fen der Mut verlassen. Es war durchaus denkbar, überlegte er, dass Mudge Recht hatte und er selbst dabei war, den gleichen Fehler zu machen wie der lächerliche Mr. Blenkinsop. Und so kam es, dass er mit seinen Nachforschungen nur deswegen weitermachte, weil er einen angeborenen Widerwillen dagegen hegte, eine Sache auf halbem Wege aufzugeben.
    Er machte Peacock ohne Schwierigkeiten ausfindig, und zusammen gingen sie in die Lounge für Hotelgäste, um einen Kaffee zu trinken. Im Gegensatz zur Bar, die neugotischen Stils war und an Burgverliese, Hellebarden, ceintures de chasteté und andere Furcht einflößende mittelalterliche Gerätschaften denken ließ, kam in diesem Raum trotz seiner Größe zumindest annäherungsweise so etwas wie bürgerliche Häuslichkeit und Gemütlichkeit auf. Die soliden Tische, auf denen sich die Zeitschriften türmten, die dicken Teppiche und Läufer und die geblümten Chintzsofas und Lehnsessel umgab sogar ein Hauch von unfreiwillige Komik. Dieser wurde durch das plötzliche Auftauchen von Kellnern noch verstärkt, die unerklärlicherweise mit Smokingjacken bekleidet waren und eine Auswahl

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