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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Kurz darauf drehte er sich um und ging hinaus.

Kapitel 22
    Gervase Fen genehmigte sich einen ausgiebigen Imbiss zum Tee, zündete sich eine Pfeife an und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, nachdem er strengstens erklärt hatte, dass niemand ihn stören dürfe. Er hatte entschieden, dass er einen letzten Versuch unternehmen müsse, den Fall zu lösen. Sein Unvermögen, bis hierher zu einem Ergebnis zu kommen, stellte ein geistiges Ärgernis dar, das ihm jeden Gedanken an andere Dinge erschwerte, wenn nicht gar unmöglich machte. Deswegen musste die Sache schon in seinem eigenen Interesse geklärt werden.
    Er machte es sich in einem Lehnsessel bequem und ließ in Gedanken das greifbare Beweismaterial Revue passieren. Das stellte sich jedoch als wenig hilfreich heraus. Er wandte sich der Frage zu, wer eine Gelegenheit gehabt hatte: Joan Davis, Karl Wolzogen, Charles Shorthouse, Beatrix, Boris Stapleton, Judith, selbst Adam oder Elizabeth – jeder einzelne von ihnen war im Moment von Edwin Shorthouses Tod allein gewesen, und vermutlich könnte jeder einzelne von ihnen dafür verantwortlich sein. Aber zum Mord an Stapleton hatte allem Anschein nach nur Judith Gelegenheit gehabt, und er beharrte darauf, sie für unschuldig zu halten. Den Überfall auf Elizabeth hätte jeder außer Adam, Charles Shorthouse und Beatrix Thorn begehen können … Aber warum hatte man sie überhaupt überfallen?
    Fen hatte ein erstaunliches Gedächtnis für Einzelheiten. Nun machte er sich daran, sich jede Unterhaltung und jedes Verhör, das er seit Beginn der Ermittlungen geführt hatte, noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Dieses Verfahren war mühsam und kostete Zeit, doch zum Schluss hatte er die Wahrheit herausgefunden.
    Alles hing von drei beiläufigen Bemerkungen ab. Eine davon hatte Elizabeth am Morgen nach dem Mord im »Bird and Baby« gemacht, eine weitere Adam, bei der gleichen Gelegenheit, und die letzte stammte von Judith und war im Theater gefallen. Die beiden Letzteren, gemeinsam betrachtet und kombiniert mit einer Aussage, die Elizabeth über den Streit zwischen Adam und Edwin Shorthouse gemacht hatte, lösten das Rätsel um Stapletons Tod. Erstere lieferte ein Motiv für den Überfall auf Elizabeth und eine mögliche Erklärung der Umstände, unter denen Shorthouse zu Tode kam. Fen überdachte die Topografie von Shorthouses Garderobe und ihrer Umgebung, und er kam zu dem Schluss, dass sie in seine Theorie passte. Es gab jedoch noch eine kleine Tatsache, die sich nirgends einfügen lassen wollte, und über diese dachte er beträchtliche Zeit nach. Zuletzt lächelte er.
    »Tarnung«, sagte er laut. »Und Rückversicherung, falls vonnöten. Jetzt wollen wir mal sehen …«
    Er verbrachte ein paar Minuten mit dem Durchblättern medizinischer Fachbücher, die er seinen überladenen, unordentlichen Bücherregalen entnommen hatte. Dann experimentierte er eine längere Weile mit einem Pappkarton, einem Stückchen Schnur und weiteren mehr oder weniger symbolischen Objekten herum. Am Ende hatte er alle Zweifel ausgeräumt. Die Methode, nach der beide Morde begangen worden waren, verrieten den Mörder auf eindeutige Weise.
    Die Uhr auf dem Kaminsims zeigte viertel vor sechs. Ihm blieb gerade genug Zeit, Mudge seine Ermittlungsergebnisse mitzuteilen, bevor er zur Oper ging. Er rief die Polizeiwache an.
    »Ich weiß die Antwort«, sagte er, sobald der Inspektor am Apparat war. »Aber die Erklärungen werden eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, deswegen treffe ich Sie am besten persönlich. Wäre das in Ordnung?«
    »Wenn Sie die Antwort wirklich haben, Sir, werde ich Ihnen ewig dankbar sein.«
    »Dann stellen Sie sich«, sagte Fen, »schon mal auf ewige Dankbarkeit ein … Übrigens war es nicht Judith Stapleton, die ihren Mann ermordete.«
    »Nicht?« Mudge klang enttäuscht. »Nun, darüber werde ich mir eine Meinung bilden, wenn ich gehört habe, was Sie zu sagen haben … Wissen Sie, ich habe sie beschatten lassen.«
    »Wie dramatisch.«
    »Wie es scheint, hat sie sich zuletzt unter falschem Namen Zugang zur Bibliothek des Radcliffe-Instituts verschafft.«
    »Hat sie das tatsächlich?«, fragte Fen. »Höchst verdächtig, da bin ich mir sicher. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Er hängte ein und ging in sein Schlafzimmer hinauf, wo er fünf gehetzte Minuten damit verbrachte, sich umzuziehen. Dann warf er sich einen Mantel über, setzte seinen auffälligen Hut auf und machte sich auf den Weg zur Garage. Er war schon fast aus der Tür,

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