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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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als ihm plötzlich ein schrecklicher Gedanke kam.
    »Ach, du grüne Neune!«, schrie er und stürzte ans Telefon zurück.
    »Verbinden Sie mich«, sagte er, als sich endlich das »Mace and Sceptre« meldete, »mit Zimmer 72.« Er zeterte und trat von einem Fuß auf den anderen, bis Elizabeth schließlich an den Apparat ging.
    »Elizabeth?«, sagte er. »Hier spricht Fen. Ist Adam bei Ihnen?«
    »Nein.« Elizabeth schien überrascht. »Ich dachte, er wäre bei Ihnen.«
    »Nun, das ist er nicht«, sagte Fen grimmig. »Wissen Sie, wo er sich mit mir treffen wollte?«
    »In Judiths Wohnung. Aber wieso …«
    Fen hatte jedoch keine Zeit, Fragen zu beantworten. Er ließ das Telefon zurück auf den Schreibtisch fallen, stolperte über die Katze, fing sich wieder, stampfte durch den Flur, riss eine Pistole aus einer Tischschublade und lief noch einmal in Richtung der Garagen los.
    »Und jetzt, Lily Christine«, murmelte er, »kannst du dir deinen Lebensunterhalt ausnahmsweise einmal verdienen!«
    In diesem Punkt war er aber leider zu optimistisch gewesen. Was immer er auch versuchte, er konnte den Wagen nicht starten. Er spielte an allen Hebeln herum und drehte an der Handkurbel, bis er völlig erschöpft war. Schließlich schleuderte er in einem Anfall blinder Wut einen leeren Benzinkanister in Richtung der Nackten aus Chrom, die auf der Kühlerhaube thronte. Dann schnappte er sich das Fahrrad seiner Frau und radelte wild strampelnd davon.
    Aufgrund einer Reihe kleinerer Ärgernisse und Verzögerungen war es bereits fünfundzwanzig Minuten nach fünf, ehe Adam das Haus in der Clarendon Street erreichte. Während er davorstand und zu den Fenstern hochsah, dachte er darüber nach, dass er spätestens um sechs am Opernhaus sein müsste, um sich umzuziehen und zu schminken. Das Haus, das auf eine verhalten betjemanische Weise viktorianisch war, stand etwas von der Straße zurück. Um zu der mit abblätternder brauner Farbe gestrichenen Haustür mit dem blanken Messingknauf zu gelangen, musste man drei flache Stufen aus bröckelndem Ziegelstein hinaufsteigen, ein kleines, stets geöffnetes Eisentor passieren und auf einem asphaltierten Weg einen ziemlich verwilderten und verlassenen kleinen Garten durchqueren. Adam, der sich nie daran hatte gewöhnen können, eine Wohnung oder ein Haus unangemeldet zu betreten, klopfte und klingelte höflich. Doch obwohl er diesen Vorgang eine Minute später noch einmal wiederholte, rührte sich drinnen nichts, und kein Ton war zu hören. Offenbar stand das Haus leer.
    Wahrscheinlich, dachte Adam bei sich, war Fen des Wartens überdrüssig geworden und gegangen. Trotzdem sollte er wohl besser nachsehen. »Erster Stock, zweite Tür rechts …« Er öffnete die Eingangstür, stieg die schmale, mit hartem, dünnem Teppichboden belegte Treppe hinauf und klopfte an der entsprechenden Tür. Wieder kam keine Antwort. Zögerlich öffnete er die Tür und spähte ins Zimmer. Obwohl nur spärlich und auf billige Weise möbliert, war es doch überraschend groß. Kleidungsstücke lagen unordentlich herum. Auf dem Fußende des Bettes stand ein halb gepackter Koffer. Verschiedenster Müll quoll aus dem Abfalleimer und bedeckte den Boden ringsum. Vor den geschlossenen Fenstern hingen gelbe, dünne Vorhänge. Es gab einen Gasofen … Adam machte einen Schritt ins Zimmer hinein, und im selben Moment hörte er infolge eines wuchtigen, gut platzierten Schlages auf seinen Hinterkopf auf, seine Umgebung weiter wahrzunehmen.
    Nach einer Weile begann aus dem Gasofen ganz langsam Gas auszuströmen, und die Zimmertür wurde leise zugezogen und von außen abgeschlossen.
    Beatrix Thorn, der Meister, Sir Richard Freeman und Mr. Levi erreichten das Opernhaus alle gegen zehn nach sechs. Obwohl die letzten beiden einander nie vorgestellt worden waren, unterhielten sie sich an der Bar.
    »Ich sag’s Ihnen gleich, dieser Peacock is’ gut«, sagte Mr. Levi. »Er bringt diese Tagediebe aus dem Orchester genau dahin, wo er sie ’aben will. ’eute Abend werden wir was erleben, das kann ich Ihnen verraten.«
    Nebenan diskutierte eine Gruppe junger Intellektueller über Wagner.
    »Natürlich war der Einfluss der teutonischen Götter und Heldenfiguren des Ring auf die deutsche Mentalität verheerend.«
    »Genau das, was ich immer sage. In letzter Konsequenz ist Wagner für Belsen mitverantwortlich.«
    »Ich verstehe nicht, wie er das sein könnte«, wandte ein dunkelhaariges Mädchen ein, »wo er doch einige Jahre vor Hitlers

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