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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Geburt starb.«
    »Nun stell dich nicht dumm, Anthea … Auch die Meistersinger sind infiltriert, wenn auch auf subtilere und heimtückischere Weise.«
    »Ja. Wie ihr euch erinnern werdet, beschrieb Cecil Gray sie als großartige Hymne auf die deutschen Errungenschaften auf den Gebieten der Kunst und der Kriegsführung.«
    »Der Krieg wird darin nur einmal erwähnt«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, »und zwar an der Stelle, an der Sachs am Ende sagt, die deutsche Kunst würde sich nie mehr erholen, würde Deutschland je besiegt.«
    Ablehnend starrten die anderen sie an.
    »Anthea, du willst uns doch sicherlich nicht erzählen, du verstündest mehr von Wagner als Cecil Gray?«
    »Doch«, sagte das dunkelhaarige Mädchen knapp, »das will ich. Aber wer Sachs’ Lied als eine große Hymne auf die deutsche Kriegsführung verstehen will, glaubt natürlich auch alles.«
    »Und dann diese ständigen Plagiate. Da ist diese Melodie in der ersten Szene des letzten Aktes, die er von Nicolais Fröhlichen Weibern abgekupfert hat.«
    »Von nirgendwo hat er die abgekupfert«, sagte das dunkelhaarige Mädchen. »Es handelt sich um die Variation einer bestimmten Passage aus dem Preislied.«
    »… Darüber hinaus ist offensichtlich, dass ein Mann, dessen Charakter so unmoralisch war wie der Wagners, keine große Kunst hervorbringen kann . Er war skrupellos, wenn es um Geld ging, er unterhielt Liebschaften mit den Ehefrauen seiner Wohltäter …«
    »Ich verstehe nicht«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, »was ein moralischer Charakter mit dem Hervorbringen großer Kunst zu tun haben soll. Villon war ein Dieb, Bacon katzbuckelte der Karriere zuliebe, Tschaikowsky und Michelangelo waren homosexuell, Gluck hat sich zu Tode gesoffen, Wordsworth war eitel …«
    »Ach, Anthea, geh uns nicht auf die Nerven.«
    Beatrix Thorn und der Meister stritten immer noch über Autos.
    »Und dann die Erschütterungen … Die Beschaffenheit Ihres Gehörs …«
    »Ich weiß nichts über die Beschaffenheit meines Gehörs, Beatrix, und ich wünsche auch nicht, darüber aufgeklärt zu werden.«
    »Diese Erstsemester«, sagte Mr. Levi fröhlich, »sind doch ein Haufen Dummköpfe, nicht wahr ?«

Kapitel 23
    Fen erreichte das Haus in der Clarendon Street gegen zehn nach sechs und musste bestürzt feststellen, dass alle Türen verschlossen waren. Er ging zum Gartentor zurück und blickte unruhig die fast vollkommen menschenleere Straße auf und ab. Ein ungepflegt aussehender, kleiner Mann, der ihn von der anderen Straßenseite aus einige Minuten lang interessiert beobachtet hatte, fragte:
    »Was is’ los, Kumpel? Schlüssel verloren?«
    »Ich komme nicht hinein«, sagte Fen unglücklich. »Ich komme nicht hinein.«
    »Schmeißen Se doch ’nen halben Ziegelstein durchs Fenster«, schlug der ungepflegte kleine Mann vor.
    »Ich habe keinen halben Ziegelstein.«
    »Nein«, entgegnete der ungepflegte kleine Mann mit einem verstohlenen Zwinkern, »aber ich.« Er zog einen aus seiner Manteltasche hervor.
    Fen nahm ihm den Ziegel aus der Hand und schickte sich an, ihn in eines der Vorderfenster zu schleudern, als der kleine Mann, entsetzt über ein solch unbeherrschtes und amateurhaftes Vorgehen, seinen Arm festhielt.
    »Nich hier«, sagte er. »Auf der Rückseite!«
    Sie gingen um das Haus herum und verschafften sich durch ein Küchenfenster Einlass. Fen ging die Treppe hinauf voran.
    »Sieht mir nich danach aus«, sagte der kleine Mann missbilligend, »als gäb es hier irgendwas zu klauen. Wir wollen den Sozialismus, damit jeder was hat, was sich zu klauen lohnt … Pfui Deibel, wie’s hier nach Gas stinkt.«
    Damit hatte er nicht übertrieben. Fen rüttelte vergeblich an der Tür, hinter der Adam lag. Dann machte er einige Schritte zurück und warf sich, mit aller Kraft und vergeblich, dagegen. Der kleine Mann betrachtete dieses unüberlegte Vorgehen mit Verachtung.
    »Damit«, verkündete er, »werden Se sich höchstens ’n gebrochenes Schlüsselbein holen.«
    »Das habe ich schon, glaube ich«, klagte Fen.
    »Kommen Se«, sagte der kleine Mann. »Lassen Se mich mal da ran.« Er zog einen Schlüsselbund mit Dietrichen aus seiner Manteltasche.
    »Sie gehören ins Gefängnis«, meinte Fen belustigt.
    »Verdammt gut für Sie, dass ich da nich bin … Ah. Das hätten wir. Albernes kleines Schloss, wenn Se mich fragen. Ein Kind würde das aufkriegen.«
    Sie brachten Adam aus dem Zimmer und an die frische Luft. Er erholte sich von dem Schlag auf den Kopf, und

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