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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Aber das ist ohnehin egal. Ich weiß schließlich, dass sie nichts Belastendes gefunden haben können.«
    Gabriel seufzte. »Scheißdurchsuchungsbeschluss! Aber wie sagte schon J. R.: ›Das passiert, wenn man vor einen Richter kommt, den man nicht kennt.‹ Wenn dieser Richter einen Durchsuchungsbeschluss unterschrieben hat, kannst du darauf wetten, dass er auch eine Telefonüberwachung genehmigt hat. Ist dir eigentlich mittlerweile mal aufgefallen, ob du von der Polizei überwacht wirst?«
    »Ich habe nichts bemerkt. Abgesehen davon habe ich nichts zu verbergen und sie können mir ruhig dabei zusehen, wie ich ihre Arbeit mache und versuche, die Sache aufzuklären.«
    »Wie ist denn dein Besuch bei Heinol verlaufen?«
    »Ich habe mit Heinens Partner, einem Dr. Nolte, gesprochen. Er hat mir angeboten, als Experte auszusagen, dass Johanna Reichert doch Krebs hatte.«
    Gabriel machte ein skeptisches Gesicht. »Das wird dir nur nicht viel nützen. Der Ruf Heinens ist bei der Justiz und den Rechtsmedizinern seit dem Fall Jennifer ruiniert, das gilt auch für seinen Partner. Die beiden werden als seriöse Ärzte nicht mehr ernst genommen.«
    »Danke«, sagte Marc. »Du verstehst es wirklich, mir Mut zu machen.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, dir Mut zu machen«, gab Gabriel zurück. »Meine Aufgabe ist es, dir die Wahrheit zu sagen.«
    »Momentan bin ich für jeden Hoffnungsschimmer dankbar. Und wenn es keinen gibt, kannst du mich auch gerne anlügen.«
    »Das ist nicht nötig. Es gibt ja vielleicht auch echte gute Nachrichten.« Er wurde unterbrochen, als die Bedienung zwei neue Bier vor sie auf den Tisch stellte. Gabriel trank sein Glas mit einem Zug fast bis zur Hälfte aus.
    »Aaaah«, sagte er, bevor er den Humpen mit einem lauten Knall auf den Tisch zurückstellte.
    »Mach es nicht so spannend«, drängte Marc. »Was für gute Nachrichten?«
    »Nur gemach. Also: Ich habe gestern Abend bei mir zu Hause gesessen und mir wieder einmal durch den Kopf gehen lassen, warum die Aufnahme von Johanna Reicherts Tod an die Polizei geschickt worden ist. Darauf können wir uns schließlich immer noch keinen richtigen Reim machen. Wir waren uns nur einig, dass entweder Heinen oder Yvonne eine Kopie der Aufnahme gezogen haben können, richtig? Apropos: Du hast mit Yvonne gesprochen?«
    »Allerdings. Vielleicht gibt es da tatsächlich einen neuen Ansatz, aber es ist zu früh, darüber zu reden. Auf jeden Fall hat sie bestritten, die Speicherkarte kopiert zu haben.«
    »Was nichts heißen muss.«
    »Natürlich nicht! Aber momentan können wir ihr nicht das Gegenteil beweisen.«
    »Okay. Bleibt Heinen! Was wissen wir eigentlich über ihn? Ich habe also ein wenig Internetrecherche betrieben. Und du wirst es nicht glauben: Der alte Gabriel hat tatsächlich etwas herausgefunden.« Er machte eine dramatische Pause, bis er sich sicher war, dass Marcs volle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. »Wie ich also surfe und in Heinens Vergangenheit herumstochere, ist mir ein Foto ins Auge gefallen. Hast du gewusst, dass Heinen mal ein sehr guter Schachspieler war? Er hat in den Siebzigerjahren in Solingen gespielt, das war damals der deutsche Spitzenklub. Gut, Heinen war nur in der zweiten Mannschaft, aber er hat ersatzweise auch in der ersten gespielt. Und dabei ist dieses Foto entstanden.«
    Er zog den Ausdruck einer Schwarz-Weiß-Aufnahme aus der Tasche und drückte sie Marc in die Hand. Marc studierte sie. Er sah fünf Männer mit langen Haarmatten, üppigen Koteletten, wild gemusterten, breiten Krawatten und Schlaghosen. Zwei trugen riesige Brillen.
    »Ist das Heinen?«, fragte Marc und zeigte auf den jungen Mann Anfang zwanzig ganz rechts.
    »Er ist kaum wiederzuerkennen, nicht wahr? Aber er ist es eindeutig. Und jetzt schau dir mal den Mann in der Mitte an.«
    Marc kniff die Augen zusammen. Als er den Mann erkannte, hielt er die Luft an. »Von Neuendorff«, brachte er mühsam heraus.
    Hasso von Neuendorff war ein Mandant von ihm gewesen. Jetzt saß er seit einigen Jahren in einer Todeszelle in den USA und wartete auf seine Hinrichtung. Marc war an von Neuendorffs Verhaftung in Miami und seiner Verurteilung nicht ganz unbeteiligt gewesen.
    »Heinen und von Neuendorff haben sich gekannt«, stellte Gabriel zufrieden fest. »Vielleicht waren sie sogar befreundet. Vielleicht sogar sehr gut. Und vielleicht hat Heinen gerade dich ausgesucht und die Aufnahme an die Polizei geschickt, weil er seinen Freund Hasso von Neuendorff rächen

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