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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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hatte, wollte ich unbedingt herausfinden. Jemand, der wusste, dass ich hier war. Mich vielleicht sogar beobachtete. Das Gelände war in der Zwischenzeit fast leer. Ich konnte mir beim besten Willen nichtvorstellen, wer sich einen so üblen Scherz mit mir erlaubte. Vielleicht war es der Gleiche, dem ich auch die Drohbriefe zu verdanken hatte. Jemand, der mich unbedingt von der Schule haben und mir einen Schreck einjagen wollte. Aber warum, zum Kuckuck? Ich musste endlich herausfinden, wer hinter diesen ganzen Aktionen steckte, und heute Abend wollte ich als Erstes Christoph zur Rede stellen.
    Wir gingen zurück zum Auto. Die hellblaue Vespa war verschwunden.
    »Ach übrigens ...«, unterbrach mein Vater meine Gedanken, während er das Auto vom Parkplatz lenkte. »Weißt du, wen ich im Café zufällig getroffen habe?«
    Ich starrte ihn an. War es also doch Christoph gewesen?
    »Deinen Lehrer! Herr Schneider oder so.«
    »Herr Simon?«
    »Ja, genau der.«
    »Du hast mit Herrn Simon geredet? Hier? Wann?«
    »Na vorhin! Kurz nachdem du gegangen warst. Ich habe dir sogar noch nachgerufen, aber du hast mich nicht mehr gehört.« Er lächelte. »Ich habe ihn damals in der Schule bei der Anmeldung doch kurz kennengelernt. Konnte mich noch an sein breites Grinsen erinnern. Ist wirklich nett, dein Lehrer. Während seines Studiums hat er wohl ein oder zwei Semester Geschichte belegt, bevor er sich auf Mathe und Sport konzentrierte. Er ist für einen Freund eingesprungen, der normalerweise hier die Führungen macht. Der hat sich nämlich den Fuß verstaucht und konnte heute nicht arbeiten.«
    »Ach ja?«, meinte ich geistesabwesend. Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Herr Simon war also auch hier gewesen. Genauso wie Neela und die hellblaue Vespa von Christoph. Hatte mir womöglich mein Lehrer die Nachricht geschickt? Aber warum sollte er? Wollte er mir dort unten etwas zeigen? Vielleicht für den Geschichtsunterricht? Oder lag es an meiner Ähnlichkeit mit Veronika? Ich dachte an die Geschichte vom Schulball, die Neela und Christoph erzählt hatten. Herr Simon und Veronika – tanzend ... War da mehr gewesen? Aber er war ihr Lehrer! Und meiner! Quatsch. Herr Simon hatte meine Nummer doch gar nicht. Oder hatte ich die in dem Schülerfragebogen angegeben, zusammen mit meiner Adresse? Ich konnte mich nicht mehr erinnern.
    Den ganzen Tag hatte ich mich auf den Besuch in der Pizzeria gefreut, aber als ich schließlich am Tisch Platz nahm und die Speisekarte las, hatte ich gar keinen Hunger mehr. Ich entschied mich für eine einfache Pizza Margherita und ließ die Hälfte davon stehen, was mein Vater mit einem Stirnrunzeln hinnahm.
    Als wir nach Hause fuhren, sprach ich nicht viel. Ich blickte aus dem Fenster. Es war bereits dunkel und die Lichter der Straßenlaternen zogen an uns vorbei. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich. Die Ereignisse der letzten Tage, die seltsamen Träume ... das alles wirbelte in mir und wühlte mich auf.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte mein Dad, und es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass er etwas gesagt hatte.
    »Ja, war toll! Danke!«
    »Geht’s dir gut?« Er bedachte mich mit einem Blick von der Seite.
    »Ja, schon okay.«
    »Gut! Ich bringe dich nach Hause und fahre noch mal schnell in die Agentur. Hab dort noch was Wichtiges liegen, was ich holen muss. In Ordnung?«
    »Ja, klar.«
    Zu Hause angekommen ließ er mich aussteigen und fuhr gleich weiter, während ich in die Wohnung ging, mein Handy an das Ladekabel anstöpselte und Christophs Nummer wählte. Es klingelte zweimal, dann hob er ab.
    »Ja?«
    »Hey! Ich bin’s, Sam.«
    »Sam!« Seine Stimme klang erstaunt und erfreut zugleich. »Wie war dein Ausflug?«
    »Ereignisreich«, antwortete ich ausweichend.
    »Was hast du dir alles angesehen?«, fragte er interessiert.
    »Halb Deutschland – wenigstens fühlen sich meine Beine so an«, sagte ich. Er lachte. »Am Schluss waren wir in der Kaisertherme.« Ich erwähnte es so beiläufig wie möglich. Jetzt war ich gespannt auf seine Reaktion.
    »Und? Hat es dir gefallen?« Er klang völlig normal, kein bisschen unsicher oder nervös.
    »Ja. War sehr aufschlussreich«, meinte ich und wartete wieder auf seine Antwort. Aber er sagte nichts weiter dazu. »Was hast du heute gemacht?«, hakte ich daher nach.
    »Bei mir war es nicht ganz so toll. Meine Eltern haben mich mit zu meiner Tante geschleppt. Die wohnt eine Stunde von Trier mitten auf dem Land. Außer mit ihren Hühnern habe ich mich

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