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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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froh, dass es dir gut geht.«
    Na ja! Gut geht war nun etwas übertrieben.
    »Du hast ja keine Ahnung, was hier los ist.«
    Ich begann alles zu erzählen. Von Veronika und wie sehr wir uns ähnlich sahen. Von ihrem tragischen Unfall. Von Christoph und Neela und der Schwanensee -Inszenierung, die sie gemeinsam mit Veronika gemacht hatten, und dass nur sie dafür den Lobgesang der Lehrer erhalten hatte. Ich erzählte Sarah alles über Caro, Geli und die anderen Mädchen, die mich behandelten wie eine Aussätzige. Schließlich fiel mir die Geschichte von Veronika und Herrn Simon ein und Sarah rief zweimal Oh, my god . Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, als ich ihr von Neelas düsteren Traumdeutungen berichtete. Und als ich ihr von der letzten SMS erzählte und davon, dass ich mich nur durch Neelas Hilfe wiederaus dieser winzigen Kammer befreien konnte, befürchtete ich beinahe, Sarah würde einen Herzanfall erleiden.
    »Weiß dein Dad eigentlich, dass du in Lebensgefahr schwebst? Er soll dich in den nächsten Flieger setzen und dich wieder zu uns schicken. Ich schmeiße meinen Bruder aus seinem Zimmer und du ziehst dort ein.«
    Ich lachte lauthals.
    »Nein, im Ernst, Sam! Ich habe schon immer einen Grund gesucht, wie ich ihn am besten loswerden kann. Dann habe ich wenigstens Ruhe vor dieser Nervensäge und dich wieder bei mir!«
    Ich musste erneut lachen. Ja, Sarahs kleiner Bruder war manchmal wirklich schrecklich.
    Der frische Nachtwind, der durch mein gekipptes Fenster hereinströmte, war mir nun doch zu kalt. Ich fröstelte ein wenig.
    »Sarah, ich mache nur schnell mein Fenster zu. Hier ist es nachts schon lausig kalt.«

Kapitel 27
    Von meinem Platz am Schreibtisch konnte ich die Straßenlaterne durch die Vorhänge schimmern sehen. Draußen herrschte absolute Stille. Nur leise Schritte auf dem Gehsteig waren zu hören. Vielleicht wieder mein Nachbar mit seinem Hund, dachte ich. Gerade wollte ich aufstehen, um das Fenster zu schließen, da bemerkte ich eine Bewegung davor. Ich erschrak so heftig, dass ich mir die Hand vor den Mund presste, um nicht laut aufzuschreien. Adrenalin schoss durch meinen Körper, mein Puls raste, alles in mir verkrampfte sich.
    Da war ein Schatten gewesen. Direkt vor meinem Fenster. Die Silhouette eines Menschen. Ich hatte es mir nicht eingebildet. Jemand war hier!
    Mit weit aufgerissenen Augen fixierte ich die Vorhänge, unfähig, mich zu bewegen. Gott sei Dank war das Fenster nur gekippt. Rein konnte also niemand. Starr vor Angst überlegte ich, ob ich die Wohnungstür abgeschlossen hatte. Ja, daran konnte ich mich noch erinnern. Und das Fenster im Schlafzimmer meines Vaters? Hoffentlich war das zu! Mein Herz pochte wie wild.
    »Hallo!« Sarah winkte mir zu. »Bist du noch da oder schläfst du schon?«
    Hatte sie etwas gesagt und ich hatte nicht reagiert? Flüchtig schüttelte ich den Kopf.
    »Just a moment, Sarah!«, flüsterte ich.
    »What?«, schrie sie. »Ich verstehe dich so schlecht. Die Verbindung ...«
    Ich legte meinen Finger warnend auf den Mund. Sie war sofort still. Doch an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass sie nichts verstand.
    Wieder ein Schatten. Diesmal von der anderen Seite. Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich hielt die Luft an, wagte nicht, mich zu bewegen.
    Ich starrte Sarah an, die die Stirn runzelte. Dann hackte ich ein paar Worte an sie in meine Tastatur. Nun wusste sie, was los war.
    Sie sagte nichts, riss nur die Augen auf.
    »Call the police!«, schrieb sie.
    Ich legte wieder den Finger auf den Mund und knipste meine Schreibtischlampe aus. Nur der Laptop beleuchtete noch schwach mein Zimmer.
    »Ich mach mein Licht lieber aus, wegen den Mücken«, sagte ich auf Deutsch und so laut, dass es die Schattengestalt hören musste.
    Sarah runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Natürlich verstand sie mich nicht.
    »Ich seh dich kaum noch«, konnte ich auf dem Bildschirm lesen.
    »Der Typ da draußen hoffentlich auch nicht mehr. Sprich einfach weiter!«, tippte ich, statt etwas zu sagen.
    Sarah stotterte irgendetwas über das Wetter und über Ice-cream-Preise, die an der San Francisco Bay zu explodieren drohten.
    Mein Handy hing nur ein paar Schritte von mir entfernt am Ladekabel neben meinem Bett. Konnte ich es wagen und aufstehen?
    »What are you doing?«, flimmerte es auf meinem Bildschirm.
    Wieder legte ich den Finger auf den Mund. Sarah schüttelte verwirrt den Kopf.
    So laut wie möglich sagte ich auf Deutsch: »Sarah, ich muss

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