Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
Vom Netzwerk:
Licht. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich Schritte auf mich zukommen hörte. Mein Herz klopfte bis zum Hals und für einige Sekunden hielt ich den Atem an. Zurück? Zu spät!
    Ein seltsamer Singsang hallte durch den Gang, dann kam ein asiatisches Pärchen um die Ecke, bewaffnet mit zwei Fotoapparaten. Freudestrahlend sahen sie mich an:»Could you take a picture?«, fragten sie mich mit starkem Akzent. Ich nickte. Sie grinsten in die Kamera, ich drückte dreimal ab. Glücklich zogen sie weiter.
    Unsicher lief ich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach wenigen Schritten musste ich umkehren. Hier war eine Sackgasse. Also zurück.
    »Hallo?«, rief ich in die Dunkelheit eines Seitenganges. »Ist da wer?«
    Rechts war eine kleine Nische, dahinter eine eiserne Tür. Sie war nur angelehnt.
    »Christoph?«, rief ich zaghaft. Was spielte er für ein merkwürdiges Spiel mit mir? Wenn er so etwas lustig fand, dann besaß er eine seltsame Art von Humor. Meine Hände waren feucht, als ich sie gegen die Tür presste. Ich brauchte viel Kraft, um sie so weit aufzudrücken, dass ich mich hindurchzwängen konnte. Mit einem fiesen Quietschen gab sie endlich nach. Vorsichtig blickte ich in die Kammer. Die einzige Lichtquelle bildete eine kleine Luke unterhalb der Decke. Tageslicht blitzte herein. Zögerlich setzte ich zwei Schritte in den winzigen Raum. Ein Holztisch, ein Stuhl und mehrere Schaltkästen an den Wänden ... Toller Spaß, dachte ich wütend.
    Ein Knall hinter mir ... Die Tür fiel ins Schloss.
    Erschrocken zerrte ich an der Klinke, aber nichts bewegte sich. Sie ließ sich keinen Millimeter nach unten drücken. Panik kroch in mir hoch. Von draußen hörte ich die Durchsage, dass die Therme nun geschlossen wurde. »Hallo?«, schrie ich. Keine Antwort. »HALLO!«
    Ich wählte die Nummer meines Dads. Kein Signal!Auch das noch. Wahrscheinlich lag das an dem dicken Gemäuer um mich herum. Super! Jetzt saß ich hier in der Falle und niemand wusste davon.
    Doch! Jemand wusste sehr wohl davon, wurde mir plötzlich klar. Jemand, der mich gezielt hier hereingelockt hatte. Aber wer konnte das sein? Christoph würde so etwas nicht machen. Oder?
    »HALLO! HILFE!«, schrie ich, so laut ich konnte. Hoffentlich hörte mich jemand. Vielleicht das asiatische Pärchen von vorhin. Ich trommelte mit den Fäusten gegen die Tür, bis meine Knöchel schmerzten.
    Plötzlich bewegte sich die schwere Türklinke. Jemand drückte auf der anderen Seite dagegen. »Hat sich verklemmt!«, hörte ich eine Stimme.
    Ich zog und zerrte. Endlich gab die Tür nach. Direkt vor mir stand ...
    »Neela?!«
    »Was machst du denn hier?«, fragten wir gleichzeitig.
    »Du zuerst!«, meinte Neela und musterte mich verwundert.
    »Ich mache einen Ausflug«, sagte ich.
    Neela blickte sich um. »Hier?« Ungläubig spähte sie in die dunkle, stickige Kammer. »Romantischer Ort!«
    Ich sah sie skeptisch an und sparte mir einen Kommentar. Was machte sie hier? Hatte sie mich etwa in dieses Loch gelockt? Aber aus welchem Grund hatte sie die Tür dann wieder geöffnet? Fragen über Fragen schossen durch mein Gehirn. »Und du?« Ich war gespannt auf ihre Antwort.
    »Ich suche eine gute Location.«
    »Für was?«, blaffte ich sie an.
    Sie legte den Kopf schief. »Also du verträgst wohl weder Friedhöfe noch dunkle, alte Gemäuer. Schlägt dir aufs Gemüt, hm? Komm, lass uns rausgehen. Die sperren uns hier sonst noch ein.«
    Misstrauisch blickte ich sie von der Seite an. Neela war mir noch immer eine Antwort schuldig. War schon sonderbar, dass sie sich ausgerechnet jetzt hier herumtrieb. Das konnte doch kein Zufall sein!
    »Also?«, fragte ich fordernd.
    »Also was?« Sie lächelte, als sie mich ansah.
    »Was du hier machst?«, fragte ich barsch.
    Neela runzelte die Stirn. »Geht’s vielleicht ein bisschen freundlicher? Was ist denn los mit dir? Wenn dir alte Römerbauten so an die Nieren gehen, solltest du vielleicht das nächste Mal lieber einen Zoo besuchen. Ich brauche einen Ort, an dem ich ein besonderes Ritual durchführen kann, capito?«, meinte sie genervt.
    »Was denn für ein Ritual?«
    »Das Vollmond-Ritual, von dem ich dir erzählt habe. Schon vergessen? Morgen ist doch Vollmond.«
    Ich nickte wissend, verstand aber gar nichts. Was hatte das denn mit der Kaisertherme zu tun? »Ja und?«
    »Na, man braucht dazu Orte mit einer besonderen Energie. So etwas wie hier bietet sich förmlich dafür an.« Neela grinste fröhlich.
    Sie war wirklich nicht

Weitere Kostenlose Bücher