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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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heute nicht sonderlich gut unterhalten.« Er lachte und ich musste bei der Vorstellung ebenfalls lachen.
    »Hast du heute versucht, mich auf meinem Handy zu erreichen?«, fragte ich ganz nebenbei.
    »Das hätte ich gern, wirklich. Aber ich hab mich gestern nicht getraut, nach deiner Nummer zu fragen. Jetzt habe ich sie ja auf dem Display und ich werde sie gleich speichern.«
    Das stimmte. Er hatte mir nur seine Nummer auf meine Hand geschrieben. Meine Nummer hatte ich ihm gar nicht gegeben. Er konnte mir die SMS also nicht geschickt haben. Ich spürte eine unglaubliche Erleichterung.
    Eine Pause entstand. Sollte ich ihm erzählen, was ich erlebt hatte?
    »Ich habe Neela vorhin getroffen!«
    »Echt? Wo?«
    »In der Kaisertherme. Ich war eingesperrt und sie hat mir geholfen.«
    »Du warst was?«
    »Ja! Seltsame Geschichte. Ich hatte eine SMS auf meinem Handy, dass ich in die unterirdischen Gänge kommen sollte.«
    »Und das hast du gemacht?« Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ja«, erwiderte ich ein wenig kleinlaut.
    Ich hörte ihn stöhnen. »Was ist passiert?«
    »Wer ist denn dran?« Das war eine Frauenstimme im Hintergrund.
    »Samantha«, hörte ich Christoph sagen und dann wieder zu mir gewandt: »Meine Mutter. Ich sitze mit meinen Eltern noch im Auto. Stau! Wir sind aber gleich zu Hause.«
    »Ach so. Wir können auch später telefonieren, wenn du willst.«
    »Nein, nein! Erzähl, was passiert ist.«
    »Die Nummer wurde nicht angezeigt. Ich hatte erst die Vermutung, du hättest mir die SMS geschickt«, gab ich zu.
    »Ich?«, fragte er verdutzt.
    »Ja. Auf dem Parkplatz stand eine hellblaue Vespa.«
    »Ach so. Nein! Das war nicht meine. Wobei ich wirklich lieber dort gewesen wäre als bei den Hühnern.« Er sprach ganz leise.
    Ich kicherte. Natürlich glaubte ich ihm. Wie konnte ich auch nur eine Sekunde gedacht haben, dass Christoph hinter diesem Blödsinn steckte.
    »Was ist dann passiert?«, bohrte er nach.
    »Ich bin da unten herumgelaufen und habe ein chinesisches Paar fotografiert und dann bin ich in so eine kleine Kammer. Ich dachte, du wärst vielleicht da drin.«
    Ich hörte, wie er scharf die Luft einsog.
    »Ja, ich weiß!«, warf ich ein, bevor er etwas erwidern konnte. »Neela hat mir auch schon den Kopf gewaschen von wegen gutgläubig und so. Aber ich bin eben da rein, und bevor ich wieder rauskonnte, ist die Tür zugeknallt.Sie war so schwer, dass ich sie alleine nicht wieder aufgekriegt habe.«
    »Und dann stand plötzlich Neela da?«, kombinierte er.
    »Ja, genau.«
    »Was hatte sie denn da zu suchen?«
    Ich erzählte ihm von Neelas Vollmond-Vorhaben und konnte mir gut vorstellen, wie er im Auto saß und darüber den Kopf schüttelte.
    »Und dein Dad?«
    »Der hat von dem Ganzen nichts mitbekommen. Er saß währenddessen in einem Café und hat gepennt.«
    »Und du hast es ihm nicht erzählt?« Er klang vorwurfsvoll. Bestimmt konnte er sich bereits denken, was ich ihm antworten würde.
    Ich ging gar nicht auf seine Frage ein. »Er hat Herrn Simon im Café getroffen.«
    »Herrn Simon?«
    »Ja, der hat einen Freund vertreten und für ihn die Führung durch die Therme übernommen.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Hältst du es für möglich, dass mir der Simon die SMS geschickt hat?« Ich hatte es ausgesprochen, ohne vorher darüber nachzudenken.
    »Hat er denn deine Handy-Nummer?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie auf dem Schülerfragebogen angegeben habe. Schließlich haben wir noch immer keinen Festnetzanschluss. Aber auch wenn, ich glaube nicht, dass er meine Nummer auswendig weiß.«
    »Herr Simon«, sagte Christoph nachdenklich. Es dauerteeine Weile, bis er weiterredete. »Vielleicht solltest du ihn morgen darauf ansprechen.« Irgendetwas in Christophs Stimme hatte sich verändert.
    »Nein, das ist total peinlich! Ich glaube nicht, dass er was damit zu tun hat. Derjenige, der mir die SMS geschickt hat, ist bestimmt derselbe Idiot, der mir auch diese verrückten Briefe geschrieben hat. Das ist doch alles Blödsinn!«, hörte ich mich sagen.
    »Du nimmst die Briefe doch morgen mit in die Schule, oder? Und zeigst sie Herrn Kurz?«, fragte er mit Nachdruck.
    »Ja, ja.«
    »Und du erzählst die ganze Sache jetzt deinem Dad.«
    »Geht nicht!«
    »Warum?«
    »Er ist noch mal in die Agentur gefahren. Wer weiß, wie lange er dort bleibt. Ich gehe jetzt auf alle Fälle ins Bett. Der Tag war echt anstrengend. Ich habe mir bestimmt Blasen an den Füßen gelaufen«,

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